Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)
haben.
29. S EPTEMBER 2009 – K LEINE K INDER
»Sofas, Fenster, richtige Schlafplätze. Es ist das Richtige, Allison, und du weißt das. Ich denke, wir sollten oben einziehen.«
»Darüber müssen wir reden, Phil! Wir müssen zusammen entscheiden, als Gruppe. Das kannst du nicht für uns entscheiden, das ist hier keine Philatur.«
» Was?«
»Kommt von … ach, vergiss es. Pass auf, es geht darum, dass wir das wie Erwachsene diskutieren.« Phil starrt mich mit leerem Blick an. Er hört gar nicht zu. »Hier hat jetzt keiner mehr die Verantwortung. Das hat nichts mit Stellung oder Rang zu tun.«
Etwas Merkwürdiges ist passiert. Phil scheint plötzlich die Vertrauen einflößende Stimme der Autorität zu sein.
Ted und ich haben einander unsere erheblichen Zweifel gebeichtet, denn obwohl die Apartments oben gemütlich sind und eine große Verbesserung bedeuten könnten, beschleicht mich ein ungutes Gefühl dabei, nach oben zu ziehen. Es spricht weit mehr für als gegen den Umzug, aber genau wie mir ist auch Ted nicht wohl bei dieser seltsamen Atmosphäre des Bösen, die da oben haust. Aber Phil, dieser Scheißkerl, kennt überhaupt keine Skrupel und hat Matt und Janette hemmungslos von Ms Weathers’ Wohnung vorgeschwärmt. Sie hat einen guten Ausblick auf die Straße, es gibt Generatoren und Essbesteck und Erbsen!
Matt und Janette, daran gewöhnt, von Phil Befehle entgegenzunehmen, sind prompt auf den Zug aufgesprungen und haben Ted und mich mit unseren Zweifeln allein gelassen.
»Aber es war doch deine Idee, sich da oben umzusehen«, protestiert Matt und rollt die Augen, wahrscheinlich zum fünften Mal an diesem Morgen.
»Das weiß ich ja, aber versteh mich doch. Ich habe so ein Gefühl, dass wir noch sorgfältiger darüber reden sollten, vielleicht abstimmen.«
Bequemerweise hat Phil ihnen nichts von der Leiche mit der aufgeschlitzten Kehle erzählt. Er mag zwar beiläufig erwähnt haben, dass wir Ms Weathers aus ihrer Wohnung gebracht haben, aber das schien Matt und Janette nicht zu stören. Es ist eine große Versuchung, ihnen kurzerhand zu stecken, dass Phil schon drauf und dran war, uns ohne Umschweife hängen zu lassen. Sobald ein Hauch von Freiheit in der Luft lag, wenn auch nur ganz kurz, atmete Phil tief ein, startete durch und wollte sich heimwärts verpissen.
Ich hoffe, dass sie sich für eine Abstimmung entscheiden. Holly wird für das Gleiche stimmen wie Ted. Wir könnten ein Unentschieden erreichen und damit für eine Weile Zeit schinden.
»Schön«, sagt Phil und wirft die Hände in die Luft. »Also eine Abstimmung. Alle, die dafür sind, raufzuziehen – hebt die Hände.«
Eine, zwei, drei und – was ist das? – vier Hände gehen nach oben. Ted und ich fahren herum und starren wütend Holly an, die einen Schritt zurückweicht und die Achseln zuckt. »Es ist ja nur … Ich denke, es wäre schön, ihr nicht? Ich hab es so satt, hier unten zu sein.«
Ich stoße Ted den Ellenbogen heftig in die Rippen. »Los, bring deine Frau auf Linie, Mann.«
»Hey!«, ruft Holly.
»Das war ein Witz, Holly. Komm runter«, sage ich und massiere mir mit Daumen und Zeigefinger die Schläfen. Ich höre Phils Lachen, er amüsiert sich über meine Frustration. Demokratie ist wirklich überbewertet. Ich hätte Phil einfach in sein Büro sperren sollen.
Kurz erwäge ich, den anderen von dem ermordeten Mann in Apartment C zu erzählen, aber ich entscheide mich dagegen. Ich habe Phil, Matt und Janette nicht mehr so glücklich gesehen, seit diese verfluchte Scheiße losgebrochen ist.
»Das wird ein hartes Stück Arbeit«, erinnere ich die anderen und versuche, die Macht zurückzuerobern. Das dürfte nicht leicht werden, aber Phil ist noch lange nicht wieder an dem Punkt angelangt, wo der Rest der Gruppe nur auf seine Weisungen wartet. »Wir haben oben ein paar Stöhner getroffen, also müssen wir wachsam sein. Ich denke, wir sollten uns auf zwei Apartments beschränken, wie auch immer verteilt, aber wir sollten uns nicht zu weit voneinander entfernen.«
Nachdem er die Schlacht gewonnen hat, macht sich Phil geradezu ausgelassen an die Aufgabe, die noch vorhandenen Vorräte nach oben zu schaffen. Wir bilden Teams, nur eines unternimmt jeweils einen Gang. Zwei passen auf, einer schleppt Nahrung oder Bücher oder Reinigungsmittel. Es braucht drei Gänge, um alles nach oben zu bringen.
Ich warte, um mit dem letzten Team zu gehen, hänge im Tresorraum herum. Wir müssen diesen Bildschirmen auf Wiedersehen
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