Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)
Wange.
»Wann habe ich je etwas aus rein egoistischen Motiven entschieden, Ted? Glaubst du, wenn ich nur an mich denken würde, wären wir da, wo wir jetzt sind? Glaubst du das? Antworte mir.«
»Es war dumm, das zu sagen. Tut mir leid.«
»Er bleibt. Hast du das kapiert? Er bleibt … Scheiße, er bleibt einfach.«
Ich lasse Ted stehen, soll er sich die Backe halten. Etwas Hässliches sitzt in mir. Das ist nicht nur mein Temperament, sondern etwas Schlimmeres. Ich fühle, wie all die Fragen, all die Zweifel in mir umherwirbeln und sich in eine schreckliche Wut verwandeln. Es ist alles zu viel, um damit fertigzuwerden, zu viel für einen Menschen. Und das Schlimmste: Ich weiß, wenn meine Mom jetzt hier wäre, könnte sie mir helfen. Sie wüsste, was zu tun ist. Sie war immer so stark, so ganz bei sich … Sie würde genau wissen, was sie zu mir sagen müsste. Vielleicht führt mich mein Instinkt in die Irre, und Ted hat recht, aber ich will verdammt sein, wenn ich anfange, mich so zu verhalten, als ob nichts und niemand von Bedeutung ist. Alles ist von Bedeutung, jeder kleinste Rest Menschlichkeit. Die Bücher, das Radio, die Leute … Wir müssen die Fackel weitertragen.
Im Wohnzimmer stehen immer noch alle planlos herum und starren Zack an, als wäre er ein Zombie-Nikolaus, der gerade aus dem Kamin gefallen ist. Ich dränge mich durch die Gruppe, durchbreche die Wand aus Janette und Matt und nehme Zack am Handgelenk.
»Für alle, das ist Zack. Zack, das sind Janette, Matt, Phil und Holly, und der Typ im Nebenraum ist Ted. Ich bin Allison. Schön, dich bei uns zu haben.«
Zack bleibt in unserem Apartment, weil Matt dicke Wolken aus Argwohn und Ablehnung ausstößt. Ted wiederum gibt sein Bestes, aber ich weiß, dass er an seinem verletzten Stolz und seiner Frustration schwer zu schlucken hat. Holly hingegen reagiert tatsächlich leutselig und freundlich. Sie ist ein Aktivposten für uns, das sehe ich jetzt. Wenn alle sich weigern zu lächeln oder zu lachen, ist Holly der helle Sonnenstrahl, der in unsere Räume fällt. Sie hat sogar mit einem Kunstprojekt in unserem Wohnzimmer angefangen. Etwas, das alles freundlicher und heimischer aussehen lässt.
Zack hat sich freiwillig die Badewanne mit ein paar Kissen und einer Steppdecke zum Schlafen gewählt, sodass ich ein Schlafzimmer für mich alleine habe. Ich kann hören, wie eine Tür weiter Zacks Ellenbogen an die Wand stoßen, und Dapper liegt ausgestreckt am Ende des Bettes – davon abgesehen, habe ich ganz meine Ruhe, einen ungestörten Ort, um zu schreiben und mich auszuruhen. Hollianted benutzen die Ausziehcouch im Wohnzimmer. Ich glaube, sie sind dankbar für die Privatsphäre, und ich beneide sie um ihre Beziehung. Ich hasse es, dass Ted vielleicht doch ein kleines bisschen recht hat. Ich bin einsam, und er sieht es. Vielleicht kann es ja jeder sehen.
KOMMENTARE
Brooklyn Girl:
29. September 2009 15:37 Uhr
Hier ist Bedford-Stuyvesant in Brooklyn. Wir haben es geschafft, die Treppen zu unserer Wohnung zu blockieren, und benutzen die Feuertreppe, um uns draußen zu versorgen. Zum Glück sind die Brände von unserem Block weggezogen, aber der Rauch ist grässlich. Man sieht die Dinger nicht, bis sie über einen kommen. Heute Nacht knacken wir die Bodega am Ende des Blocks. Bewahrt die Zuversicht.
Allison:
29. September 2009 17:51 Uhr
Gott sei Dank! Ich dachte, NYC würde als Erstes untergehen. Ist Manhattan schon Geschichte?
Reverend Brown:
29. September 2009 17:58 Uhr
Lasst euren Glauben euer Schild sein! Eure Arme ermüden, eure Klingen werden stumpf, aber das Licht des Herrn wird euch über das Übel hinwegtragen.
Habt keine Furcht! Sein gerechtes Urteil ist über die Welt der Sodomiten und Ungläubigen gekommen, und nur wir, die Gläubigen, werden zum Himmel auffahren, nachdem er diese Herde sortiert hat. Wie die Toten nach Jerusalem marschiert sind, so werden sie auch gegen uns marschieren in dieser letzten Stunde. Wenn die Entrückung geschieht – und fürchtet euch nicht, sie wird es, und das bald – wird der Herr die Vertrauensvollen ins Paradies geleiten und die Satanisten, Atheisten und Homosexuellen zurücklassen, um ein kümmerliches Dasein zu fristen, bevor sie von den Feuern der Hölle verzehrt werden.
Bob in Rhode Island:
29. September 2009 18:32 Uhr
Versucht zu einem Supermarkt zu kommen, wenn ihr könnt. Wenn ihr euch nicht beeilt, wird da nicht viel übrig sein.
Allison:
29. September 2009 19:07 Uhr
Das ist mir
Weitere Kostenlose Bücher