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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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Hollys Beitrag:

    Ceci n’est pas Zack .
    Man sieht gleich, wer hier Kunst studiert hat.

    KOMMENTARE
    Mom:
    30. September 2009 22:27 Uhr
    Allison, Süße, bist du das wirklich? Hör auf, dich zu betrinken, und antworte, bitte. Ich muss wissen, ob du in Ordnung bist. Deine Tante ist bei mir und die Nachbarn auch. Ich fürchte, es gibt nicht mehr viel zu essen, und wir müssen bald hier weg. Können wir zu dir kommen? Glaubst du, es gibt einen sicheren Weg? Oh, Gott sei Dank, dass du in Sicherheit bist. Ich liebe dich so sehr, ich möchte zu dir kommen.
    Allison:
    30. September 2009 22:57 Uhr
    Heilige Scheiße, ich bin die schlimmste Tochter der Welt. Mom? Bist du da? Wie hast du mich gefunden? Wie auch immer, ist ja auch egal. Sind bei euch alle wohlauf? Könnt ihr die kleinen Seitenstraßen nehmen? Ich schätze, ihr solltet die Hauptstraße meiden, sie ist völlig verstopft von Autos und diesen Dingern. Versucht es nur, wenn ihr sicher seid, dass ihr es schafft. Ich liebe dich auch. Ich liebe dich, und schreib mir bald.
    Mom:
    30. September 2009 23:08 Uhr
    So machen wir’s. Wir kommen zu euch. Gib uns drei Tage. Das sollte mehr als genug sein. Wenn du bis dahin nichts von uns gehört hast … dann weiß ich auch nicht, aber komm uns nicht suchen, Allison. Ich will dich sicher und gesund wissen. Wir werden uns bald sehen. Küsschen.

1. O KTOBER 2009 – A NDERE S TIMMEN ,
    ANDERE R ÄUME
    »Hei-li-ge Scheiße. Heilige Scheiße, heilige Scheiße, heilige Scheiße!«
    »Wow. Das ist fast wörtlich dasselbe, was ich gesagt habe.«
    Als er die Neuigkeit erfuhr, beglückte uns Ted mit einer hinreißenden Darbietung seines Glückstanzes (das darf man nicht verpassen, glaubt mir, wie ein Maibaum beim Breakdance). Dass meine Mutter nicht nur computermächtig ist, sondern auch zäh und hart im Nehmen, begeistert ihn bis zur völligen Euphorie. Die anderen zeigen zurückhaltendere Reaktionen, insbesondere Zack. Ich glaube, er weiß, wie knallhart es da draußen zugeht, und möchte nicht, dass ich mir zu große Hoffnungen mache. Aber sie sind groß und schrumpfen nicht: Meine Mutter lebt, und sie kommt zu mir. Aber das ist nicht alles, noch längst nicht alles.
    Es gibt Stimmen, die du nie vergisst.
    Du hörst sie nicht oft, aber wenn, dann implantieren sie sich in dein Gedächtnis wie ein weicher, unsichtbarer Krake. Du magst sie Jahre über Jahre nicht vernehmen, aber wenn du sie wieder hörst, dann sprüht dein Geist vor Leben, die Erinnerung erwacht, und die Stimme wird so wirklich wie ein warmer Stein in deiner Hand.
    Deine Mutter, dein Vater, Frank Sinatra, Billie Holiday, Dick Clark, Bono …
    Mein Vater starb, als ich noch klein war, richtig klein. Ich dürfte mich an seine Stimme gar nicht erinnern können, ich habe ihn ja nicht mal richtig kennengelernt. Aber ich kann den Klang seines Lachens heraufbeschwören und die Art, wie er ein weiches Summen von sich gab, wenn er heiter und unbesorgt war. Dazu muss ich nur etwas tiefer in mein Gedächtnis greifen. Ich kann ihn hören, ich erinnere mich an ihn. Er wird immer bei mir sein.
    Jetzt gibt es eine neue Stimme, eine Stimme, von der ich weiß, dass ich sie nie mehr vergessen werde. Es könnte genauso gut Gott sein oder Buddha oder sonst irgendeine große, unbegreifbare Gottheit, zu gütig und vollkommen, um sie ganz zu erfassen.
    Das Radio funktioniert. Und da draußen ist jemand.
    Das Licht des Herrn wird dich aus der Qual geleiten.
    Vielleicht haben Sie ja recht, Reverend Brown. Alles in allem finden die Gläubigen die Hand Gottes, sein Werk, in jedem noch so winzigen Geschehen. Und nun gibt es ein neues Licht für uns, das uns leitet, etwas, wonach wir streben können, was uns als Schild gegen die täglichen Zweifel, den Pessimismus, die Angst dient. Das ist vielleicht keine Religion, und es muss auch gar nicht Gott sein, aber es ist etwas Gutes und Schönes, woran man glauben kann.
    91,7 heißt die magische Zahl. Ich habe sie in der dunklen, zähen Zeit der Nacht gefunden, wenn man weiß, der Morgen ist noch weit, und sich nach Ruhe sehnt und trotzdem nicht wieder einschlafen kann. Es ist die Art einsamer, leerer Zeit, in der man etwas braucht, das den Geist beschäftigt, irgendwas, um sich abzulenken. Ich fange also an, am Radio herumzufummeln, drehe es sehr leise, um die anderen nicht zu stören. Dapper gerät bei dem Gezirpe des statischen Rauschens in Erregung und schlängelt sich durch das Tal der unentwirrbar verknoteten Bettdecken. Sein Kopf ruht auf

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