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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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Ich antworte nicht und kichere noch heftiger, während ich so tue, als würde ich fieberhaft tippen. Sie rüttelt an der Tür und schreit mich an.
    »Du! Ich habe dir gesagt, keine krummen Touren!«, brüllt sie und hämmert an die Tür. Nebenan höre ich, wie Ned sich an die Wand schiebt. »Was machst du da?«
    »Krumme Touren.«
    Ein Grollen entsteht tief in ihrer Kehle und wächst an, bis sie nach ihren Schlüsseln fummelt und dabei vor sich hin murmelt, mich verflucht und wilde Drohungen brabbelt. Schließlich findet sie den richtigen Schlüssel, steckt ihn in das Vorhängeschloss und knallt die Tür in den Raum. Ich weiche etwas zurück und schirme das Laptop vor ihr ab. Sie muss näher kommen, ganz nah, oder es funktioniert nicht. Sie fällt drauf rein, schnappt nach dem Köder und versucht, einen Blick auf den Bildschirm zu werfen. Ich kichere wie eine Irre, was sie nur noch rasender macht. Für eine religiöse Fanatikerin beherrscht sie eine unschickliche, bilderreiche Sprache verstörend gut.
    Jetzt ist sie bei mir. Ich konzentriere mich, suche bei ihr nach einer Schusswaffe, finde keine, nicht in ihrer Tasche oder ihrem Bund. Sie ist ein solider Brecher von Frau, braucht also keine Waffen. Das wird schlimm werden, viel schlimmer, als ich dachte. Als sie sich zum Bildschirm runterbeugt, zücke ich blitzschnell das Stromkabel, das ich hinter dem Rücken verborgen halte, und schlinge es ihr um den Hals. Überrascht richtet sie sich auf und taumelt ein paar Schritte rückwärts. Aber ich bin vorbereitet. Seit einer Stunde lauere ich auf diesen Moment und bin agiler, springe schnell auf die Füße und greife das andere Ende des Kabels, ziehe es fest um ihren Hals zusammen.
    Ich höre Neds Hand an die Ketten schlagen, seine Finger verkrampfen sich um die Eisenglieder.
    Das Laptop steht offen, der Bildschirm taucht uns in fahles, ödes Licht. Helga ist einen Kopf größer als ich, und wenn sie sich ganz aufrichtet, hebt es mich von den Füßen. Ich habe sie sicher im Griff und ziehe noch mehr zu. Das Kabel schneidet tief in ihren Kehlkopf. In Filmen sieht das viel leichter aus. Ihr ist klar geworden, dass sie mich nicht abschütteln kann, also wirft sie sich rückwärts gegen die Wand. Eine unglückliche und unerwartete Wendung im Lauf der Dinge.
    Mein Rückgrat knirscht, als sie mich nach hinten schmettert und versucht, mich zwischen ihrem schwitzenden Rücken und dem Beton zu zerquetschen. Aber ich lasse nicht los, denn ich begreife, wer lebt und wer stirbt, hängt davon ab, wer seine Waffe nicht loslässt.
    »Allison! Allison, nein!«
    Ich höre Ned wild schreien und an der Kettenwand rütteln. Seine Stimme wird leiser, als ich fühle, wie meine Lunge nicht mehr arbeitet, weil Helga mich so hart gegen die Wand drückt. Meine Sicht trübt sich, verschwimmt, und ich bekomme keine Luft mehr. Aber ich stelle mir meine Mom vor, den Notizzettel und ihr Gesicht. Ihre Stimme treibt mich an, sagt mir, nicht aufzugeben.
    Das harte Plastikkabel rutscht in meinen Händen, aber nicht von ihrem Schweiß. Da ist etwas Glitschigeres auf dem Kabel, das mir über die Finger läuft. Ich lasse nicht los, lockere meinen Griff für keine Sekunde. Ich ziehe fester, die letzte Luft in meinen Lungen entweicht mit einem langen Schrei, als ich meine Fingernägel tief in meinen Handflächen spüre. Helga macht ein schreckliches Geräusch, gurgelt und grunzt und schlägt um sich. Sie ist schweißbedeckt, und ich registriere mein klitschnasses T-Shirt. Alles tut weh, meine Brust schmerzt, als hätte ich Runde um Runde im Boxring zugebracht. Mein Herz und meine Lungen werden jede Sekunde explodieren, und wenn ich nicht einen Zug Luft bekomme, nur einen, sterbe ich. Neds Stimme wird schriller und schriller, und die Ketten rasseln und rasseln … Wenn das Kabel nur nicht so glitschig wäre, wenn ich nur atmen könnte, wenn meine Augen nur noch eine Sekunde durchhalten würden …
    Plötzlich wird alles schlaff und dunkel, und ich taumele vorwärts. Ich weiß nicht, ob ich tot oder lebendig bin, ob Helga gewonnen oder endlich aufgegeben hat. Ich schlage hart am Boden auf, mein Ellenbogen summt wie von hundert Nadelstichen, als er auf dem Beton aufprallt. Vielleicht ist mein Arm gebrochen, vielleicht ist mir die Luft ausgegangen …
    Als ich aufwache, tut mein Arm weh, und mein Kopf fühlt sich an, als sei er wieder aufgeplatzt. Ich höre jemanden leise weinen, schluchzen.
    »Ugh.«
    »Gott!« Ned schreit fast. »Scheiße! Gottverdammt, du bist

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