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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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Okay, das ist schräg, aber meinetwegen, jedem nach seiner Fasson. Aber dann wurde es wirklich schräg, ernsthaft scheiße-schräg. Sie sagten mir, ich müsste einen Typ ficken und sein Kind austragen, um die Linie von Adam fortzusetzen, und einen Haufen solchen verrückten Mists. Nein danke, mir egal, ob das Sandwich zwei Meter dick ist, so was mach ich nicht.«
    »War er nicht dein Typ?«
    »Nee.«
    »Religiös?«
    »Männlich.«
    Renny teilt Neds Meinung, dass die Wiedergewinnung meines Laptops nichts ist, was man feiern müsste. Ihnen fehlt es einfach an Vorstellungskraft. Wir schlagen die Zeit mit Geschichtenerzählen tot. Renny hat in der Werbung gearbeitet. Direkt in Downtown Madison. Sie hatte gerade Mittagspause, als die Untoten auftauchten. Zusammen mit ein paar Mitarbeitern versuchte Renny davonzukommen. In den nächsten Tagen wurden sie getrennt, und sie wanderte allein von Haus zu Haus, sammelte, was sie finden konnte, um sich zu verteidigen. Sie bestätigt Neds Annahme, dass wir im Keller einer Vorschule gefangen hocken. »Butterblümchen und so’n Scheiß an den Wänden, irgendwie völlig unpassend.«
    Zwei Tage vergehen. Renny ist eine gute Gesellschaft, aber Ned entfernt sich immer mehr. Ich weiß, dass er sich Sorgen um seine Kinder macht, darum, was ihnen alles passieren kann. Niemand ist gekommen, um mit mir über meinen angeblichen Glaubenswandel zu sprechen. Wahrscheinlich wissen sie, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin. Aber nach zwei Tagen passiert etwas, das nach einer Reaktion verlangt. Sie kommen Renny holen.
    Ich kenne sie noch nicht lange, aber ich weiß, dass sie eine Freundin ist, die es verdient hat, dass man zu ihr hält. Sie besitzt eine Kämpferseele, ein Funkeln in den Augen, das man nicht niederringen kann. Sie nehmen sie einfach mit. Um sich tretend und schreiend wird sie fortgezogen. Drei Frauen sind nötig, um sie aus der Zelle zu schleifen, eine, die mich mit einer Kanone bedroht, und zwei, um Renny und ihre gefährlichen Hiebe zu handhaben. »Ihr verfickten Fotzen, ich mache euch fertig, kommt schon, los, kommt schon und kämpft fair!«
    Sie hat ein einfallsreiches Schandmaul. Ich kann nicht zulassen, dass jemand wie sie in ihre Hände fällt.
    »Das reicht jetzt«, sage ich zu Ned, während Rennys Stimme langsam leiser wird. Die letzten Echos erreichen uns in einem leise vibrierenden Murmeln. »Unsere Zeit ist gekommen.«
    »Allison«, setzt er an, aber dann bricht er ab.
    »Weißt du was, Ned«, erwidere ich, »von allen Wegen, sich umzubringen, ist Selbstaufopferung der beste.«
    »Allison.«
    »Nein, ernsthaft. Mir sagt das: Hey Mann, ich sterbe … aber mit Gefühl .«
    »Ich weiß, du willst nicht, dass sie dich drankriegen, aber selbst wenn du dich wirklich umbringen wolltest, gibt es hier drin keine Möglichkeit dazu«, sagt er und seufzt in die Dunkelheit.
    »Du denkst nicht außerhalb des Baukastens.«
    »Ich schätze, du könntest dich vermutlich mit dem Computerkabel erhängen. Das braucht eh keiner mehr.«
    Ned! Ned, du verdammtes Scheiß-Genie!
    »Das ist es.«
    »Was? Was ist es? Nein! Denk nicht mal daran.«
    »Ich meine nicht mich , du Idiot«, sage ich, »aber ich hab dir versprochen, dass wir hier rauskommen und deine Kinder retten, und genau das werden wir jetzt tun.«
    »Wie meinst du das? Mit deinem Computerkabel? Ich verstehe nur Bahnhof.«
    »Wofür hast du mich trainiert? Wofür waren all diese Stunden im Sportstudio gut, wenn nicht hierfür? Ich hole uns hier raus. So oder so.«
    Ned ist völlig durch den Wind. Er versucht, mich davon abzubringen. Ich bin dankbar für seine Besorgnis, aber Renny ist in Gefahr, und jeder Moment, den wir verstreichen lassen, verringert ihre Überlebenschance. Außerdem habe ich diesen Ort gründlich satt, ich bin zu Tränen gelangweilt und bald so weit, mir aus purem Überdruss die Haare auszureißen. Ich kann nur eine begrenzte Zeit lang Spion spielen, besonders im Dunkeln.
    Nach einer Weile beruhigt sich Ned, vielleicht ist er überzeugt, dass ich die Idee fallengelassen habe. Hab ich aber nicht, kein bisschen. Eine Stunde später kommt Helga mit dem Essen, und ich bin bereit für sie, sitze mit geöffnetem Laptop nahe bei der Tür. Ich richte meine Augen angestrengt auf den Bildschirm, tippe vor mich hin und murmele und kichere in mich hinein. Sie sieht es und hält inne, bevor sie den Teller unter der Tür durchschiebt.
    »Was ist das? Was tust du da?«, fragt sie und taucht mich ins Licht ihrer Taschenlampe.

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