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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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finde vielleicht Sicherheit.
    Die Entscheidung fiel nach dem Schock, unser Hauptquartier, unser Heim, vernichtet zu finden. Wir machten uns erst gar nicht die Mühe, näher ranzugehen. Aus der Entfernung wurde klar, dass es ziemlich ausgeschlossen war, dieses Inferno und die brodelnde Masse Untoter lebend zu überstehen. Also wendeten wir, fuhren zurück und irrten ziellos herum, bis ein Fahrzeug auftauchte, aus dem Rauch und Asche hervorquollen. Das ist keine Stadt mehr, sondern ein riesiger Ofen, der schwarze Rauchpilze ausstößt und den Geruch von Verwesung.
    Sie kamen auf uns zu, und für einen Moment traute ich meinen Augen nicht. Ich erkannte das Fahrzeug und erinnerte mich in vollkommener Klarheit, wie ich diesen Jeep zum ersten Mal gesehen hatte. Ich war völlig erleichtert, ihn wieder zu erblicken, den schweren Allradwagen und den uniformierten Fahrer hinter dem Steuer. Und Collin. Wir trafen uns in einem Park, oder was davon übrig geblieben war, ein großes offenes Feld, von dem aus man jeden herankriechenden Untoten rechtzeitig im Blick erkannte. Der See befand sich ganz in der Nähe. Ich konnte den dünnen Fischgeruch, den sandigen Duft des Wassers riechen. Etwas weiter entfernt waren ein Pavillon und eine hübsche Brücke mit weißen Geländern. Der Park fühlte sich vertraut an. Die meisten Straßenschilder waren verschwunden, von Autos umgewalzt oder von fallenden Lichtmasten zertrümmert.
    Selbst hier im Park, zwischen Gras und Bäumen und hell gestrichenen Bänken, hielt sich der Gestank von Tod und Leiden. Wir taumelten aus dem Wagen, und ohne nachzudenken, rannte ich direkt zu Collin.
    Es kam mir nicht in den Sinn, dass ich eigentlich kein Recht mehr hatte, mich um ihn zu sorgen. Er umarmte mich fest, hob mich mit beiden Füßen vom Boden. Vielleicht hatte er es auch vergessen.
    Der Jeep leerte sich: Ted, Finn und, ja, auch Lydia.
    Ich hatte keineswegs gehofft, sie hätte die Feuersbrunst in der Arena nicht überlebt. Ich hatte sie einfach aus meinen Gedanken verbannt. Nachdem Ned mich daran erinnern musste, dass ich es Collin schuldig war, mich nicht wie ein Kind aufzuführen, hatte ich ihre Existenz einfach verdrängt, was zugegebenermaßen ein Fehler war. Sie hier zu treffen, ihre steife Haltung wahrzunehmen, ihren kalten, distanzierten Blick, erfüllte mich mit einer plötzlichen Wut. Sie hatte überlebt wie ich und jedes Recht, dafür Respekt zu verlangen. Aber das bedeutete nicht, dass ich glücklich war, sie zu sehen.
    »Ich glaub es nicht«, sagt Ned, schüttelt Ted an den Schultern und rüttelt dem armen Jungen prompt die Brille von der Nase. »Du glaubst es nicht, Mann, wie froh ich bin, euch Typen wiederzusehen.«
    »Lass mich raten«, antwortet Ted. »Die Gemahlinnen?«
    »Und ob, und wie«, bestätige ich und ziehe Renny am Oberarm zu den anderen hin. »Das ist Renny, sie gehört zu den Guten.«
    Eine schnelle Vorstellungsrunde, und wir ziehen weiter, planend, konspirierend, dank Collin und seiner präzisen Fähigkeit, eiskalt brenzlige Lagen einzuschätzen. Es stellt sich heraus, dass die Gemahlinnen, die in der Arena im Hintergrund geblieben waren, genug Aufregung verursacht hatten, um die Wachen am Eingang abzulenken. Daher überraschte es nicht, dass eine infizierte Person durchgeschlüpft war. Mehr brauchte es nicht. Die Gewalt und das Sterben breiteten sich schneller in der Arena aus, als Collin und Finn den Infizierten finden und unter Quarantäne stellen konnten. Die Gemahlinnen der Schwarzen Erde gerieten in Panik, versuchten die Untoten zu verbrennen und setzten dabei die ganze Arena und alle, die sich darin befanden, in Brand, was – traurig genug – tatsächlich das Beste war, was passieren konnte. Collin und Finn gaben ihr Letztes, um das Feuer einzudämmen und die Untoten unter Kontrolle zu bekommen, aber ein paar waren wohl entkommen.
    Während sie uns alles erklären und wir unsere Geschichten austauschen, beobachte ich argwöhnisch die Bäume um uns herum. Jetzt ist alles bedrohlich, alles kann jederzeit zur Quelle von Ärger, von Verwundung und Tod werden. Auf den Ästen hocken ein paar Vögel, die Federn an den Hälsen aufgeplustert, um die Kälte abzuwehren. Ich frage mich, ob sie vielleicht ihre Wanderung verpasst haben, ob die Hölle, die auf der menschlichen Seite ausgebrochen ist, dafür verantwortlich ist. Vielleicht ist das Ökosystem für immer im Eimer. Vielleicht sind diese Vögel die Letzten ihrer Art. Sie lassen die Stunden verstreichen, während die

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