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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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all die Stunden an Schießübungen durch meine Hände. Meine Finger wissen genau, was sie tun müssen, wissen, wie die Waffe zu halten ist, wie gezielt und abgedrückt und der Repetierkolben bedient wird. Sie hat einen Rückstoß wie ein Hengst auf Steroiden, aber ich bleibe aufrecht stehen. Meine wunde Brust schmerzt so sehr, dass nach jedem Schuss die Versuchung stärker wird, die Waffe fallen zu lassen. Der Klang ist beeindruckend, wie Raketen, die direkt aus meinen Ohren starten …
    Ihr Gesicht ist weg, jedenfalls das meiste davon, doch der Ausdruck von Verblüffung und Schrecken zeichnet sich immer noch in den Resten ab. Ned ist schnell da, entwendet mir das Gewehr und fängt an zu feuern. Nicht zufällig, sondern sorgfältig gezielt, erledigt er die jeweils nächsten Untoten und feuert dann Warnschüsse für jede Gemahlin ab, die uns zu nahe kommt. Die miserable Sicht infolge des dichten Rauches verhindert, dass sie auf uns schießen können.
    Neben mir steht kein Männermode-Modell mehr, sondern ein Soldat. Renny und ich werfen uns über die Tische, rennen zu Evan und Mikey und heben sie auf unsere Arme. Die Türen stehen immer noch offen, und wir rennen in den Flur, keuchen nach frischer Luft. Ich wende mich um und sehe, wie Ned versucht, Corie von den Untoten wegzuziehen. Weg von dem Gewehrfeuer und dem Rauch. Aber sie will nicht, sie bohrt die Absätze in den Boden und wehrt sich. Ich erkenne es in ihrem Gesicht, an ihrer Haltung.
    Sie hat ihre Entscheidung getroffen.
    Die weiteren Erinnerungen verschwimmen. Ich weiß, wir sind gerannt. Ich weiß, wir hörten die Untoten, die uns auf den Fersen blieben, uns jagten, durch die Flure folgten. Ich weiß, dass der pure Rausch der Erlösung mich trug, mich davor bewahrte, vor Schmerz und Erschöpfung zusammenzubrechen. Und ich weiß, dass Renny mir die Laptoptasche abnahm, sie trug und beschützte, während wir durch die Schule rannten. Wir fanden Dapper in einem Kunstraum auf der anderen Seite des Gebäudes, hungrig, verängstigt, aber mit wedelndem Schwanz, bereit für uns.
    Als wir rauskamen, stiegen wir sofort in den gestohlenen Lieferwagen. Ich erinnere mich, dass ich auf der Rückbank lag und Dapper mir Hände und Gesicht leckte. Mikey und Evan saßen in stillem Schock auf den Sitzen. Schließlich erinnere ich mich an den Ausruf, den Schrei des Entsetzens, als Ned um die Kurve bog, die uns heimführen sollte, in die Arena, zu Collin und Ted und Finn. Der Klang, von dem ich hochfuhr, ließ mich für einen Augenblick den Schmerz vergessen.
    Wir starrten gemeinsam hin, keiner sagte ein Wort. Stumm blickten wir auf den Campus, die Arena stand in Flammen.
    KOMMENTARE
    Isaac:
    28. Oktober 2009 19:23 Uhr
    Es ist gut, endlich die ganze Geschichte zu kennen. Und ich kenne dieses Gefühl, Allison, dieses »was jetzt?«-Gefühl. Wir mussten letzte Nacht unsere Scheune abbrennen. Eine ganze Horde Stöhner ist aufgetaucht. Ich glaube, die Kälte treibt sie zur Verzweiflung. Wir haben sie in der Scheune eingekreist, und dann gab es keinen anderen Weg … Wir haben sie niedergebrannt. Es fühlt sich an wie ein Verlust. Es waren eine ganze Menge Lebensmittel darin, und nun ist alles etwas härter geworden. Du bist also nicht allein. Und nicht die Einzige, die fragt: »Was jetzt?«
    steveinchicago:
    28. Oktober 2009 19:55 Uhr
    das ist hart. du hast es raus geschafft und die arena war weg? bist du sonst in ordnung?
    Allison:
    28 Oktober 2009 20:04 Uhr
    Hey, danke euch. Es ist hart, aber was ist das nicht? Wir schaffen es. Wir werden uns wieder formieren und einen Weg finden, vorwärtszukommen. Was soll’s, es ist ein guter Zeitpunkt, um Colorado auszukundschaften.

29. O KTOBER 2009 – I N DIE W ILDNIS
    Ich berichte jetzt, wann immer ich kann, wo ich kann, in den kurzen Momenten zwischen den langen Phasen aus Panik und Furcht. Ich muss mich entschuldigen, wenn einige von euch sich Sorgen machen. Ohne die Arena, die Generatoren, ohne eine ständige Verbindung zum Rest der Welt schrumpfen meine Reserven mehr und mehr. Ich melde mich beim kleinsten Flackern einer schwachen drahtlosen Verbindung, meist ein unsicherer kurzer Moment.
    Wieder einmal ist mehr passiert, als dass es sich als bloße Abfolge von Ereignissen darstellen ließe. Ich musste für mich einen Weg finden, wie es weitergehen sollte. Keine leichte Entscheidung, aber ich habe sie getroffen. Das mag egoistisch sein, aber ich werde tun, was für mich richtig ist. Nur so verhindere ich, verrückt zu werden, und

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