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Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Titel: Sie liebt mich, sie liebt mich nicht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Frewin Jones
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ausging.
    »Wenigstens», hatte seine Mutter gesagt, »haben wir die Couchgarnitur abbezahlt. Auf dem Boden müssen wir also nicht sitzen.« Er hatte gefragt, was »Verfallserklärung« bedeute. Einen Augenblick lang waren sie still geworden, dann hatte seine Mutter gesagt: »Soweit wird es nicht kommen.«
    Seine Eltern hatten sich viel Zeit genommen — zum erstenmal — und ihm erklärt, was an monatlichen Kosten anfiel für Strom, Wasser, Gas, Versicherungen, Telefon, laufende Raten. »Und dafür muß jeden Monat Geld da sein«, hatte sein Vater gesagt.
    In der Vergangenheit hatte Danny immer mit einer gewissen Verachtung zugehört, wenn sich Leute im Fernsehen beklagten, daß sie arm seien. Er hatte immer angenommen, daß solche Leute sich selbst aus Dummheit oder Habgier oder Verschlagenheit in Schwierigkeiten gebracht hatten. Sein Vater war weder dumm noch habgierig noch verschlagen. Er hatte einfach Pech gehabt. Die wahre chaotische Natur der Welt begann Danny aufzugehen. Er wurde sich bewußt, daß er an einem Faden hing. Das gefiel ihm nicht.
    Er hatte sich den Sommer als Zimmer voller herrlicher Überraschungen vorgestellt, nur daß die Tür noch geschlossen war. Doch er hatte sich durchgekämpft wie der Held einer Stummfilm-Komödie, um festzustellen, daß hinter der Tür überhaupt kein Zimmer war, kein Fußboden, keine Decke, keine Wände, daß er hilflos über einem Abgrund schwebte und sich mit einer Hand an der Türklinke festklammerte. Und als wäre die bevorstehende Armut nicht genug gewesen und die Tatsache, daß er von dem Mädchen, das er liebte, getrennt war, nein, er mußte sich auch noch mit der Gorgo herumschlagen.

    Zwei Koffer standen im Flur, und aus dem Wohnzimmer drangen Stimmen.
    Er könnte sich unbemerkt nach oben schleichen.
    Halb auf der Treppe erreichte ihn die Stimme seiner Mutter wie eine Fangleine, legte sich um ihn und zerrte ihn zurück, um die Gorgo zu begrüßen.
    Sie war das schönste Mädchen, das er je gesehen hatte.
    Klein und zierlich mit großen grauen Augen und blondem Haar mit Mittelscheitel und einem lockigen Pony bis zu den Augenbrauen; einem großen weichen Mund — ihre Oberlippe war das Wunderbarste auf der Welt — und süßen kleinen Ohren, an denen dünne Silberkettchen hingen. Die glitzerten, als sie den Kopf drehte.
    »Hallo, Danny. Meine Güte, bist du gewachsen.«
    Er setzte sich sehr schnell in den Sessel neben der Tür.
    »Du erinnerst dich an Lisa, nicht wahr?« fragte die Mutter.
    »Ja... So ungefähr.«
    Es war nicht Lisa. Das war die einzig mögliche Erklärung. Die Lisa, die er kannte und verabscheute, mußte ein fehlerhaftes Modell gewesen sein, das zurückgenommen und durch..., durch das hier ersetzt worden war.
    »Er hat dich >Gorgo< getauft.«
    »Mutter!«
    »Oh.« Sie schaute ihn ehrlich erstaunt mit großen Augen an, während seine Verlegenheit im Nacken zu sprudeln begann und ihm das Gesicht rot färbte wie kochendes Wasser einen Hummer. »Weshalb denn?«
    »Ich...« Jetzt einfach im Erdboden versinken! »Er behauptet, du seist an der Beerdigung deines Vaters ziemlich garstig zu ihm gewesen.«
    »Wahrscheinlich war ich das auch«, sagte Lisa. »Ich war zu allen garstig, das war der Streß. Was hab’ ich denn getan?«
    »Nichts..., nichts Besonderes«, sagte Danny. Warum kam er sich plötzlich schlampig und ungewaschen vor? Er hatte sich nicht gekämmt, bevor er aus dem Haus ging. Er schaute auf seine Hände. Unter den Fingernägeln war Dreck. Er schob die Fäuste in die Taschen und streckte die Beine weit von sich. Seine Turnschuhe fielen bald auseinander.
    »Du bist herumgelaufen und hast überall erzählt, daß sein Hosenschlitz offenstehe«, half die Mutter aus.
    »O nein! Das habe ich tatsächlich getan? Warum hast du mir keine runtergehauen?«
    »Du warst größer als ich.«
    »Das bin ich jetzt nicht mehr. Bei weitem nicht.« Sie wandte sich an seine Mutter. »Ich erinnere mich wirklich nicht mehr daran. Er war so...«, sie drehte sich wieder zu Danny um, »warst du das, der sich in dem Verschlag unter der Treppe versteckte und dann voller Spinnweben hervorkam?«
    »Ja.» O Gott, wie einen die Kindheit einholte.
    »Es ist noch Tee in der Kanne, Danny«, sagte die Mutter, »aber wahrscheinlich ist er inzwischen kalt.«
    »Ich koche frischen«, erbot sich Lisa.
    »Nein, das mach’ ich schon.«
    »Nein«, widersprach Lisa. »Ich mache es. Du mußt mir erlauben, daß ich mich hier in bißchen nützlich mache, Linda.« Sie stand auf und

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