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Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Titel: Sie liebt mich, sie liebt mich nicht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Frewin Jones
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nicht?«
    »Ich mache mir eben so meine Gedanken.«
    Sie strich ihm übers Haar, nur einmal, ganz leicht. »Du bist doof«, sagte sie.
    Er lächelte einseitig. »Ich hab’ mich nicht im Schrank versteckt.«
    »In welchem Schrank?«
    »Damals bei euch. Unter der Treppe. Bei der Beerdigung deines Vaters. Ich habe mich dort nicht versteckt. Du hast mich dazu überredet, hineinzukriechen. Du sagtest, wenn ich reinkriechen und warten würde, kämest du nach und ich dürfte dich auf den Mund küssen. Deshalb war ich da drin. Aber du bist nicht nachgekommen. Du hast überall herumerzählt, daß ich mich dort versteckt habe. Du hast das gesagt, damit sie über mich lachen.«
    »Oh, Danny, das ist eine Ewigkeit her! Ich hatte es wirklich vergessen. Du bist mir doch jetzt nicht mehr böse deshalb, oder?«
    »Du warst damals ziemlich grausam.«
    »Bin ich das heute auch noch?«
    »Nein.«
    »Na, siehst du.«
    »Ich wünschte, ich könnte solche Sachen vergessen. Aber sie gehen mir immer wieder im Kopf herum. Und davon werden sie nicht besser. Ich erinnere mich an so viele Sachen in der Art. Warum kann ich mich nur an schlimme Sachen erinnern?« Wieder sah er zu ihr hoch. »Ich würde dich gern küssen.«
    Sie lachte leise. »Das läßt sich machen.« Sie beugte sich hinunter und küßte ihn sehr zart auf den Mund. Dann rutschte sie vom Tisch und setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber. »Besser?«
    »Viel besser.«
    »Du solltest Gedichte schreiben. Schreibst du ab und zu mal Gedichte?«
    »Nie.«
    »Dann solltest du bald damit anfangen. Du wirst es als Sublimierung empfinden.«
    »Das glaube ich nicht.« Er grinste sie an. »Ich weiß nämlich nicht, was es bedeutet.«
    »Vor mir brauchst du dich nicht doof zu stellen«, sagte sie. »Ich bin sicher, du weißt sehr genau, was es bedeutet.«
    Er wußte es nicht, doch ihr Vertrauen in ihn tat so gut, daß er beschloß, nichts zu sagen. Im stillen nahm er sich vor, das Wort bei der nächstbesten Gelegenheit im Wörterbuch nachzuschlagen. »Das mit deinem Vater ist gut, nicht wahr?« sagte sie.
    »Sie reden nicht mehr miteinander.«
    »Natürlich reden sie.«
    »Nein, nicht richtig. Sie haben sich gestritten, weil Mom jetzt ganztags arbeiten will und er hat eine Stelle für die Nacht. Dad schien das nicht zu gefallen. Es gab Krach deshalb, und seither sind sie so komisch. Komisch-seltsam, meine ich.«
    »Was hat ihm denn daran nicht gefallen?«
    »Keine Ahnung. Sie haben sich verzogen. Ich konnte nicht hören, was sie sagten. Ich versuche, ihnen aus dem Weg zu gehen, wenn sie so sind. Es tut weh, weil es mich ja auch betrifft, aber ich... Sie sagen mir nie, was zwischen ihnen vorgeht.«
    »Eine Ehe ist etwas ziemlich Privates.«
    »Bitte?«
    »Das in deinem Alter einzusehen ist schwer, und ich will dich hier nicht anpredigen. Es ist nur sehr schwierig, es von deiner Position aus objektiv zu sehen. Du siehst sie als Vater und Mutter, aber du darfst nicht vergessen... Nein, das ist falsch ausgedrückt. Du mußt dir klarmachen, daß sie Mann und Frau waren, bevor du dazugekommen bist. Sie haben eine Vergangenheit als Partner. Versuch sie mal so zu sehen wie..., wie dich und Nicky, als Freund und Freundin, wie sie sich verlieben, später heiraten und danach erst Alice und dich kriegen. Sie haben ihre ganz eigene Art, mit Problemen umzugehen. Du kannst nicht immer mit einbezogen werden. Ihre Intimsphäre ist wichtiger.«
    »Hm.«
    »Urteile nicht zu hart über sie, Danny. Sie sind auch nur Menschen. Ich habe das nach dem Tod meines Vaters sehr schnell begriffen. Meine Mutter hatte einen Nervenzusammenbruch. Über eineinhalb Jahre ist sie langsam auseinandergebröselt. Und ich mußte daneben stehen und zuschauen. Die Leute machen die merkwürdigsten Sachen, Danny.« Sie sah direkt durch ihn hindurch.
    Ihre Stimme klang ganz anders als sonst, und er wollte lieber nicht wissen, welch merkwürdige Dinge ihre Mutter getan hatte.
    »Und ich war ihr keine Hilfe«, fuhr sie nach längerem Schweigen fort. Man ist schrecklich egoistisch in dem Alter, in dem Alter, in dem ich damals war. Erst als sie... Als es offensichtlich wurde, daß sie total daneben war und man sie ins Krankenhaus brachte, kapierte ich.«
    »Wie geht es ihr heute?«
    »Oh, sie haben die Risse geflickt, sie mit einem weichen Tuch poliert und sie darauf wieder nach Hause geschickt mit der Empfehlung, sich zu amüsieren.« Sie machte eine seltsame Geste, als ließe sie Sand durch die Finger rieseln. »Es geht ihr gut, nehme

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