Sie nennen es Leben
der Welt, ist zwar ständig in der Diskussion, aber nicht wegen ihrer Inhalte, sondern wegen des kaum regulierten Zugangs für Minderjährige. In erster Linie wird nicht um Pornografie an sich gestritten, sondern um ihr Gefahrenpotenzial für Kinder und Jugendliche. Nicht umsonst heiÃt pornografisches Material auf Englisch auch » adult content « â Erwachseneninhalte.
Das soll nicht heiÃen, dass Jugendschutz nicht sinnvoll ist. Die Ausschnitthaftigkeit der Debatte zeigt jedoch, dass nicht die Technik an sich umkämpft ist: Es ist die Art, wie Teenager sie nutzen, die für Wirbel sorgt. » Medien- oder Moralpaniken « , schlieÃt Springhall seine Studie ab, » erzählen uns oft sehr viel mehr über die Sorgen von Erwachsenen, über Ãngste vor der Zukunft und vor technologischem Wandel sowie der Erosion moralischer Absolutheiten denn über jugendliches Fehlverhalten. «
Als Generation taugen die vermeintlichen » digital natives « nicht: Zu unterschiedlich ist ihre Internetnutzung, als dass sie alle unter ein Label passten. Wer auf welche Weise das Internet nutzt, hängt von der sozialen Stellung und nicht dem Geburtsjahr ab. Und doch spielt das Alter eine wichtige Rolle, wenn um das Internet gestritten wird. Viele Eltern sorgen sich nämlich darum, was ihre Kinder online machen. Datenschutz, Mobbing und sexuelle Belästigung im Internet treiben sie um. Oder steht hinter alldem nicht eher die zentrale Frage der Pubertät: Wie selbstständig dürfen Jugendliche sein?
2. Das Verhältnis von Eltern und Kindern im digitalen Zeitalter
Mit seinem dichten blonden Pony und seinem freundlichen Blick erinnert Simon* an den Teenie-Star Justin Bieber. Wie viele Jungen in seinem Alter schwärmt der 13 -Jährige für Hayley Williams, die Sängerin der US-Rockband Paramore. Wenn er sich über einen Musikstil informieren will, geht Simon zunächst auf Wikipedia und googelt anschlieÃend die Bandnamen, die er dort findet. AuÃerdem verbringt der Gymnasiast viel Zeit auf YouTube, wo er sich sehr über die Zeichentrickclips der Reihe » Lamas mit Hüten « amüsiert. Trotzdem vertrauten seine Eltern ihm nicht.
* Alle Namen von Minderjährigen wurden zu deren Schutz verändert.
Als Simon eines Abends zum FuÃballtraining ging, setzten sich seine Eltern an den gemeinsam benutzten PC und loggten sich in sein SchülerVZ-Profil ein â Simon hatte unvorsichtigerweise sein Passwort gespeichert. » Wir hatten doch überhaupt keine Vorstellung davon, was der da die ganze Zeit macht « , sagt die Mutter. Als Simon vom FuÃball zurückkam, gestanden ihm seine Eltern sofort, dass sie sich sein Profil angeschaut hatten. » Natürlich fand ich das im ersten Moment total blöd « , sagt Simon. » Aber hätten sie mich erst gefragt, ob sie sich mein Profil anschauen könnten, hätte ich Nein gesagt â und dann wären sie noch viel misstrauischer geworden. So wissen sie jetzt, dass da nichts Gefährliches passiert. «
Social Networks stellen für viele Eltern eine diffuse Bedrohung darâ und zwar unabhängig davon, wie gut sie sich mit dem Internet auskennen. Simons Eltern haben zum Beispiel beide selbst Facebook-Profile, der Vater sogar mit über 300 » Freunden « . » Voll peinlich « , sagt Simon dazu. Es ist also gar nicht mal die Technik, die die Eltern verunsichert. Vielmehr macht ihnen Angst, wie ihre Kinder die Technik anwendenâ und dies verleitet sie manchmal sogar zu solchen Eingriffen in die Privatsphäre ihrer Kinder.
» Immer wenn sich junge Leute etwas gönnen dürfen, das ältere nicht dürfen, reagieren wir verbittert « , sagt der US-amerikanische Internetexperte Clay Shirky. » Was hatten wir schon? Das Einkaufszentrum und den Parkplatz des Spätkaufs? Wir sind wirklich zu einer blöden Zeit aufgewachsen! Und jetzt sind wir wütend darüber « , sagt der 46 -Jährige Dozent der New York University. Nach seiner Ãberzeugung glauben Menschen viel zu gern daran, dass ihr Verhalten von der Moral und nicht vom Alter geleitet ist. Mit anderen Worten: Erwachsene wollen nicht hören, dass sie das Internetverhalten von Jugendlichen ablehnen, weil sie alt sindâ sondern weil sie im Recht sind.
Das Gefühl der Ohnmacht der Eltern, deren Kinder im digitalen Zeitalter aufwachsen, ist verständlich. SchlieÃlich wuchsen sie selbst zu
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