Sie sehen aber gar nicht gut aus!
gegeben. Wir hatten ihn nach allen Regeln der Kunst reanimiert, ihm Adrenalin und noch einige andere Spezialitäten aus unserem Medikamentenampullarium verabreicht – nichts hatte geholfen. Nachdem wir dann wiederbelebend in die Notaufnahme gerast waren und noch immer eine Nulllinie auf dem EKG zu sehen gewesen war, hatte der internistische Aufnahmearzt das Ganze beendet.
Schweigend standen wir schließlich vor der Ambulanz. Jeder starrte in eine andere Richtung. Wir waren einfach fassungslos. Lenny zog an seinem Zigarillo und pustete den Rauch in die Luft. Es gibt Dinge, gegen die man einfach nicht gefeit ist. Obwohl wir bestens auf alle Situationen vorbereitet sind, sagt der Körper eben manchmal Nein. Und wir müssen das dann so akzeptieren. Ob wir wollen oder nicht.
Murphys Gesetz im Rettungsdienst
In der Regel haben Lenny und ich die Einsätze zu den unchristlichsten Zeiten betonfest abonniert. Und es ist auch nicht so, dass wir unsere Schicht um 19 Uhr beginnen, irgendwann vier oder fünf Einsätze abarbeiten und dann den Rest der Nacht Ruhe haben. Nein. Hier kommt Murphy ins Spiel. Wenn wir also unsere Rettungswache um 18.40 Uhr betreten, ertönt der Piepser garantiert um 18.42 Uhr. Man könnte hierfür auch eine mathematische Formel aufstellen. Sie würde lauten: Eintreffzeit Rettungswache + 2 Minuten = Alarmzeit erster Einsatz.
Genauso verhält es sich im Bereich Abendplanung nach einem Dienst. Haben Sie Kinokarten für 20 Uhr, dann rücken Sie garantiert um 18.50 Uhr zu einem Einsatz aus, von dem Sie erst gegen 19.45 Uhr wieder zurück sind. Jeder erfolgreiche Zusammenhang zwischen geplantem und tatsächlichem Schichtende ist also rein zufällig.
Ähnliche Gesetzmäßigkeiten gelten im Rettungsdienst auch in Bezug auf Menschen oberhalb einer gewissen Body-Mass-Index-Grenze. Das Gewicht eines Notfallpatienten wächst direkt proportional mit der Anzahl der Stockwerke, die wir Sanitäter mit ihm zurücklegen müssen. Daraus kann man schlussfolgern, dass die schwersten Patienten in aller Regel so weit wie nur irgendwie möglich über dem Meeresspiegel wohnen. Eine weitere Gesetzmäßigkeit dringt bereits tief in den rettungsorganisatorischen Ablauf ein. Je weiter der Patient ein bestimmtes Gewicht überschritten hat, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eines Aufzugdefektes. Fällt aber der Aufzug aus, so brennt ganz sicher keine einzige Funzel im Treppenhaus. Funktioniert die Treppenhausbeleuchtung nicht, streikt zudem garantiert trotz nagelneuer Batterien die eigene Taschenlampe. Aber auch hier kann es immer noch schlimmer kommen.
Je mehr Platz benötigt wird, um vernünftig an einem Patienten arbeiten zu können, desto weniger steht uns Sanitätern in der Regel im Wohnraum des Patienten zur Verfügung. Der Erkrankte liegt im Notfall natürlich im hintersten Zimmer, dem kleinsten Raum in der ganzen Wohnung, und kann nicht bewegt werden.
Je größer die Schwierigkeiten sind, in denen der Patient steckt, desto weniger Informationen stehen uns über dessen Krankheitsverlauf zur Verfügung. Und wenn der Patient intubiert werden muss, hat er sich garantiert 15 Minuten zuvor eine feudale Mahlzeit einverleibt, die er mit genügend Bier begossen hat. Bestandteile dieses Essens waren Knoblauch, Zwiebeln und saurer Hering in verschwenderischer Menge. Damit ist auch klar, dass es bei diesem Notfallereignis einen echten Höhepunkt gibt: das überraschende, schwallartige Erbrechen des Patienten.
Wenn man es trotz aller Widrigkeiten schafft, dem Patienten den Beatmungsschlauch in den Hals zu schieben, passiert bestimmt Folgendes: Der Ballon am Tubus, der verhindern soll, dass Erbrochenes in die Lunge eindringt, ist natürlich defekt. Gemäß Murphy ist die Wahrscheinlichkeit eines Geräteausfalles umso höher, je dringender wir das Gerät benötigen und je akuter die Lebensgefahr ist, in der sich der Patient befindet.
Dann sind da noch die Angehörigen. Manche davon machen uns Rettern das Leben wirklich höllisch schwer. Murphy hat hierzu eine einfache Regel: Die Anzahl der unkooperativen Angehörigen erhöht sich linear mit der Schwere der Erkrankung eines Notfallpatienten.
Wer im Rettungsdienst tätig ist, sollte übrigens immer auf die Toilette gehen, sobald er auch nur den dezentesten Drang dazu verspürt. Die Wahrscheinlichkeit, einen Einsatz zu bekommen, steigt nämlich direkt proportional mit der Zeitspanne an, die Ihr letzter Toilettenbesuch zurückliegt.
Apropos Toilettenbesuch: Auch lustige
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