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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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hier los?
    LeCrue grinste wieder. »Sind Sie bereit, mir bei dieser Masche auf die nächste unternehmerische Stufe zu folgen, Dr Baye?«
    »Wieso nicht?«
    »Gut. Dann möchte ich Ihnen etwas zeigen.«
    Er wandte sich wieder an Duncan. Der gab ihm einen braunen Aktendeckel. LeCrue steckte die nicht brennende Zigarette in den Mund und griff mit tabakgelben Fingernägeln hinein. Er zog ein Blatt Papier heraus und schob es über den Tisch zu Mike.
    »Kommt Ihnen das bekannt vor?«
    Mike sah auf das Blatt Papier. Es war die Fotokopie einer Verschreibung. Oben waren sein und Ilenes Name aufgedruckt. Darunter stand ihre Praxisanschrift im New York Presbyterian und ihre Lizenznummer. William Brannum hatte Oxycodon verschrieben bekommen.
    Und das Rezept war unterschrieben von Dr Michael Baye.
    »Kommt Ihnen das bekannt vor?«
    Mike zwang sich zu schweigen.
    »Dr Goldfarb hat nämlich gesagt, dass es nicht von ihr ist und sie den Patienten auch nicht kennt.«
    Er schob einen weiteren Zettel rüber. Noch eine Rezeptkopie. Diesmal für Xanax. Auch von Dr Michael Baye unterschrieben. Dann folgte die nächste.
    »Sagt Ihnen einer dieser Namen etwas?«
    Mike antwortete nicht.
    »Ach, das ist ja interessant. Soll ich Ihnen sagen, warum?«
    Mike sah ihn an.
    »Weil dies für Carson Bledsoe ist. Wissen Sie, wer das ist?«
    Mike hatte so eine Ahnung, trotzdem fragte er: »Sollte ich?«
    »Das ist der Jugendliche mit der gebrochenen Nase, mit dem Sie direkt vor Ihrer Festnahme am Club Jaguar fast Streit angefangen hätten.«
    Die nächste unternehmerische Stufe, dachte Mike. Häng dich an einen Arztsohn. Klau Rezeptblöcke und schreib die Rezepte selbst aus.
    »Also bestenfalls  – das heißt, wenn es ab jetzt für Sie perfekt läuft, und die Götter auf Sie herablächeln  – werden Sie nur Ihre Approbation verlieren und nie wieder als Arzt arbeiten dürfen. Das wäre aber noch der beste Fall. Sie hören auf, Arzt zu sein.«
    Mike wusste, dass er jetzt am besten den Mund hielt.
    »Wissen Sie, wir arbeiten schon eine ganze Weile an dem Fall. Wir beobachten den Club Jaguar. Wir wissen, was da abläuft. Wir
hätten auch ein paar Jugendliche aus gutem Hause festnehmen können, aber das ist da wie fast überall  – wenn man dem Ungeheuer nicht den Kopf abschlägt, bringt das nicht viel. Gestern Abend haben wir einen Tipp über ein großes Treffen gekriegt. Und genau da liegt das Problem, wenn man diese unternehmerische Stufe erreicht hat: Man braucht Mittelsmänner. Inzwischen versucht auch das organisierte Verbrechen ernsthaft, in diesem Markt einen Fuß in die Tür zu bekommen. Die haben gemerkt, dass sie mit Oxycodon genauso viel, wenn nicht sogar noch mehr als mit Kokain verdienen können. Jedenfalls haben wir den Club beobachtet. Und gestern Abend ist plötzlich irgendetwas schiefgelaufen. Sie, der Arzt, von dem die Rezepte stammen, tauchen da plötzlich auf. Und dann werden Sie tätlich angegriffen. Aber heute stehen Sie schon wieder da und fangen an, den Laden zu verwüsten. Wir, also die Drogenfahndung und die Bundesstaatsanwaltschaft  – fürchten daher, dass der Club Jaguar ganz die Segel streicht und wir mit leeren Händen dastehen. Also mussten wir sofort zugreifen.«
    »Ich habe nichts dazu zu sagen.«
    »Natürlich haben Sie das.«
    »Ich warte auf meinen Anwalt.«
    »Diesen Weg einzuschlagen wäre ziemlich unklug von Ihnen. Wir sind nämlich gar nicht der Ansicht, dass Sie diese Rezepte ausgestellt haben. Wissen Sie, wir haben uns noch ein paar rechtmäßige Rezepte von Ihnen besorgt und dann die Handschriften verglichen. Diese Rezepte hier haben Sie nicht unterschrieben. Das heißt, dass Sie entweder die Rezeptblöcke weitergegeben haben  – an einen echten Verbrecher  – oder dass sie Ihnen jemand gestohlen hat.«
    »Ich habe nichts zu sagen.«
    »Sie können ihn nicht schützen, Doc. Eltern glauben immer, sie könnten das. Sie versuchen es immer wieder. Aber so läuft das nicht. Alle Ärzte, die ich kenne, haben zu Hause mindestens
einen Rezeptblock liegen. Falls sie da mal ein Rezept ausstellen müssen. Es ist ziemlich einfach, Medikamente aus einem Medizinschrank zu klauen. Es ist aber wahrscheinlich sogar noch einfacher, einen Rezeptblock zu klauen.«
    Mike stand auf. »Ich geh jetzt.«
    »Vergessen Sie’s. Ihr Sohn ist einer von den Jugendlichen aus gutem Hause, die ich gerade erwähnt habe, aber so wird er der große Strippenzieher. Für den Anfang können wir ihn wegen der Verabredung zur Verübung

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