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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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um das klarzustellen: Sie wollen mir also erzählen, dass Sie vor dem gestrigen Abend noch nie im Club Jaguar waren?«

    »Ich war auch gestern Abend nicht drinnen.«
    »Wie bitte?«
    »Gestern Nacht bin ich gar nicht so weit gekommen. Ich bin schon vorher überfallen worden.«
    »Und wie sind Sie dann in der Gasse gelandet?«
    »Ich bin jemandem gefolgt.«
    »Wem?«
    »Einem Klassenkameraden von meinem Sohn. Er heißt DJ Huff.«
    »Sie behaupten also, dass Sie vor dem heutigen Tag noch nie im Club Jaguar waren?«
    Mike versuchte, nicht allzu verärgert zu klingen: »So ist es. Hören Sie, Special Agent LeCrue, gibt es irgendeine Möglichkeit, das ganze Verfahren zu beschleunigen? Mein Sohn wird vermisst. Ich mache mir Sorgen um ihn.«
    »Natürlich tun Sie das. Also machen wir weiter, okay? Was ist mit Rosemary McDevitt, der Präsidentin und Gründerin des Club Jaguar?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Wann sind Sie ihr zum ersten Mal begegnet?«
    »Heute.«
    LeCrue sah Duncan an. »Glaubst du das, Scott?«
    Scott Duncan hob die Hand mit der Handfläche nach unten und drehte sie ein paarmal nach rechts und links.
    »Ich hab damit auch so meine Probleme.«
    »Bitte hören Sie mir zu«, sagte Mike. »Ich muss hier raus und meinen Sohn suchen.«
    »Haben Sie kein Vertrauen in Ihre Gesetzeshüter?«
    »Doch, ich vertraue Ihnen. Ich glaub aber nicht, dass Sie meinem Sohn größte Priorität einräumen.«
    »In Ordnung. Ich hätte da noch eine Frage. Wissen Sie, was eine Pharm-Party ist? Pharm wird in diesem Fall mit p-h geschrieben, nicht mit f.«

    Mike überlegte. »Ich glaube, ich hab den Begriff schon mal gehört, ich kann ihn jetzt aber nicht richtig einordnen.«
    »Dann kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein, Dr Baye. Sie sind Doktor der Medizin, ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Also ist es okay, wenn ich Sie Doktor nenne. Ich kann’s nicht ausstehen, wenn ich jeden Schwachkopf mit einem Unidiplom ›Doktor‹ nennen soll  – Biologen oder Chiropraktiker oder den Typen, der mir beim Pearl Express beim Bestellen meiner Kontaktlinsen hilft. Sie wissen schon, was ich meine.«
    Mike versuchte, ihn wieder aufs Thema zurückzubringen. »Sie hatten nach Pharm-Partys gefragt.«
    »Ja, das ist richtig. Und Sie haben es schließlich eilig und so, während ich hier die ganze Zeit plaudere. Also komm ich mal zur Sache. Sie sind Doktor der Medizin, also kennen Sie die absurden Preise, die für Medikamente verlangt werden, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Also erzähl ich Ihnen, was eine Pharm-Party ist. Etwas vereinfacht heißt das, dass Teenager die Medizinschränke ihrer Eltern plündern. Heutzutage liegen in jedem Haushalt ein paar verschreibungspflichtige Medikamente rum  – Vicodin, Adderall, Ritalin, Xanax, Prozac, Oxycodon, Paracetamol, Pethidin oder Valium. Sie kennen das. Die Teens machen also Folgendes: Sie klauen die Medikamente, treffen sich, kippen das ganze Zeug in eine Schüssel und machen eine Art Studentenfutter davon oder so was. Das ist völlig behämmert. Und das pfeifen sie sich dann rein.«
    LeCrue brach ab. Dann griff er sich einen Stuhl, drehte ihn um und setzte sich rittlings darauf. Er sah Mike streng an. Mike blinzelte nicht.
    Nachdem ein bisschen Zeit verstrichen war, sagte Mike: »Dann weiß ich ja jetzt, was eine Pharm-Party ist.«
    »Das wissen Sie jetzt. So fängt das jedenfalls an. Ein paar Kids
treffen sich, denken, hey, das Zeug ist legal  – nicht wie Dope oder Kokain. Der kleine Bruder kriegt vielleicht noch Ritalin, weil er hyperaktiv ist. Daddy nimmt Oxycodon, um die Schmerzen nach der Knieoperation besser ertragen zu können. Na ja. Jedenfalls fühlen die Kids sich ziemlich sicher.
    »Ich hab’s begriffen.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Sehen Sie, wie einfach das ist? Liegen bei Ihnen zu Hause auch verschreibungspflichtige Medikamente herum?«
    Mike dachte an sein eigenes Knie, das Percocet, das er sich dafür hatte verschreiben lassen, und wie er aufpassen musste, damit er nicht zu viel davon nahm. Die Tabletten lagen tatsächlich in seinem Medizinschrank. Würde er es überhaupt merken, wenn ein paar davon verschwanden? Und was war mit den Eltern, die sich nicht so gut mit Medikamenten auskannten? Wurden die überhaupt misstrauisch, weil ein paar Pillen fehlten?
    »Wie Sie schon richtig festgestellt haben, gibt es die in jedem Haushalt.«
    »Genau, also versuchen Sie mal eben, meiner Argumentation zu folgen. Sie kennen ja den Wert der Tabletten. Sie wissen, dass es diese Partys gibt.

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