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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Dartmouth.«
    »Ja«, sagte Mike. »Ich war sehr gern da.«
    »Ich auch. Es war eine ganz andere Welt. Wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Das weiß ich.«
    »Hier im Viertel hat keiner was von der Uni gewusst.«
    »Wie sind Sie dahin gekommen?«
    Er lächelte und rückte die Sonnenbrille zurecht. »Sie meinen, wie kommt ein großer schwarzer Brother von der Straße aufs blütenweiße Dartmouth?«
    »Ja«, sagte Mike. »Genau das hab ich gemeint.«
    »Ich war ein guter Footballspieler, vielleicht sogar sehr gut. Ich wurde in die Division 1A berufen. Damit hätte ich auf eine der großen zehn Sportuniversitäten gehen können.«
    »Aber?«
    »Aber ich kannte meine Grenzen. Für eine Profikarriere war ich nicht gut genug. Was hätte mir das dann gebracht? Ich hätte da keine vernünftige Ausbildung gekriegt und wäre mit irgendeinem wertlosen Diplom abgegangen. Also hab ich mich für Dartmouth entschieden. Die haben mir nicht nur die Studiengebühren erlassen, sondern auch noch den Lebensunterhalt bezahlt. Jetzt hab ich einen geisteswissenschaftlichen Abschluss von einer Ivy-League-Universität.«

    »Und damit gehen Sie jetzt auf die Columbia Law?«
    »Ja.«
    »Und dann? Ich meine, nach dem Studium?«
    »Ich bleib hier im Viertel. Ich mach das nicht, um hier rauszukommen. Mir gefällt’s hier. Ich will es nur verbessern.«
    »Gut, wenn man für was einsteht.«
    »Klar, und genau das Gegenteil von einem Spitzel.«
    »Vor der Geschichte können Sie nicht einfach davonlaufen, Anthony.«
    »Ich weiß.«
    »Unter anderen Umständen würde ich gern weiter mit Ihnen über unsere Alma Mater plaudern.«
    »Aber Sie müssen ein Kind retten.«
    »Genau.«
    »Ich hab Ihren Sohn schon mal gesehen. Glaub ich wenigstens, obwohl die für mich alle gleich aussehen in ihren schwarzen Klamotten und mit den vergrätzten Mienen, die aussehen, als ob die Welt ihnen alles geboten hätte und sie das einfach ankotzt. Es fällt mir schwer, Mitleid zu haben. Hier zieht man sich mit irgendwas zu, weil man aus der Realität fliehen will. Aber wovor zum Teufel fliehen diese Kids? Vor einem schönen Haus und liebenden Eltern?«
    »So einfach ist das nicht«, sagte Mike.
    »Offenbar nicht.«
    »Ich hab mich auch von ganz unten hochgearbeitet. Und manchmal glaub ich sogar, dass das einfacher ist. Es ist ganz normal, dass man ehrgeizig ist, wenn man nichts hat. Dann weiß man, was man erreichen will.«
    Anthony sagte nichts.
    »Mein Sohn ist ein guter Junge. Er steckt gerade in einer schwierigen Phase. Meine Aufgabe ist es, ihn zu schützen, bis er da wieder rausgefunden hat.«
    »Ihre Aufgabe, nicht meine.«

    »Haben Sie ihn gestern Abend gesehen, Anthony?«
    »Könnte sein. Ich weiß nicht viel. Wirklich nicht.«
    Mike sah ihn nur an.
    »Da ist ein Club für minderjährige Kids. Angeblich soll es ein sicherer Ort sein, an dem die Teens ungestört abhängen können. Die haben da Berater und Therapeuten und alles Mögliche, aber es heißt auch, dass das nur eine Fassade ist, damit die Kids da in Ruhe abfeiern können.«
    »Wo ist der?«
    »Zwei, drei Blocks von meinem Club entfernt.«
    »Und was bedeutet es, dass das nur eine Fassade ist, damit die Teens ungestört abfeiern können?«
    »Was soll das schon bedeuten? Drogen, Alkohol für Minderjährige und so weiter. Es gibt auch Gerüchte über Gehirnwäsche und solchen Scheiß. Das glaub ich aber nicht. Eins weiß ich aber genau: Leute, die nicht dazugehören, machen einen großen Bogen darum.«
    »Und was heißt das nun wieder?«
    »Das heißt, dass der Laden außerdem den Ruf hat, dass er gefährlich ist. Was weiß ich, vielleicht hängt die Mafia da mit drin. Auf jeden Fall macht denen keiner Ärger. Mehr wollte ich damit nicht sagen.«
    »Und Sie glauben, da war mein Sohn drin?«
    »Wenn er sich als Sechzehnjähriger hier in der Gegend rumtreibt, geh ich davon aus. Ja, ich glaube, er ist da hingegangen.«
    »Hat der Laden auch einen Namen?«
    »Club Jaguar, glaube ich. Ich hab auch die Adresse.«
    Er gab sie ihm. Mike gab ihm eine Visitenkarte.
    »Da stehen sämtliche Telefonnummern von mir drauf«, sagte Mike.
    »Mhm.«
    »Wenn Sie meinen Sohn sehen …«

    »Ich bin kein Babysitter, Mike.«
    »Das ist kein Problem. Mein Sohn ist ja auch kein Baby mehr.«

    Tia hielt das Foto von Spencer Hill in der Hand.
    »Ich weiß nicht, warum du so sicher bist, dass Adam das Bild gemacht hat.«
    »Das war ich auch nicht«, sagte Betsy Hill. »Bis ich es ihm gezeigt habe.«
    »Vielleicht ist er nur

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