Sie sind Dein Schicksal
konnte.
»Du bleibst bei uns. Wir können dich nicht beschützen, wenn du davonrennst.«
Sosehr ich auch mit den Augen rollen und eine sarkastische Bemerkung machen wollte, entschied ich mich doch für die höfliche Variante. »In Ordnung. Geh voraus.«
Dillon warf mir noch mal einen finsteren Blick zu, bevor er sich umdrehte und nach draußen trat. Sein schneller, eleganter Schritt zwang mich, fast neben ihm her zu joggen. Nick folgte uns mit einem leisen Lachen.
Wir waren noch nicht weit gekommen, als ein Trio der extremsten Nerds, die ich je gesehen hatte, vor uns aus dem Schatten zwischen zwei Hütten sprang. Sie trugen alle T-Shirts mit seltsamen Computer- oder Spieleaufdrucken, die direkt aus Arnolds Kleiderschrank hätten stammen können. Tatsächlich hätte ich schwören können, dass ich eine kleinere, weniger aus gebleichte Version des » Attack Gazebo «- T -Shirts, das sich über dem Bauch des größeren, haarigen Kerls spannte, noch letzte Woche an Arnold gesehen hatte. Die anderen beiden trugen dicke Brillen, die ihre Augen vergrößerten und ihnen das Aussehen von Eulen verliehen. Der vorderste der Gruppe war ein paar Zentimeter kleiner als ich, ziemlich sehnig und zitterte fast vor Aufregung.
Ich hätte gelacht, hätten sie nicht mit Bogen und silberbestückten Pfeilen auf die Werwölfe an meiner Seite gezielt.
»Kommt mit«, sagte der Kleinste mit tiefer, drohender Stimme. Es war fast beängstigend, bis er seinen Bogen für einen Moment senkte, einen Inhalator aus der Tasche zog und tief einatmete. Dann hustete er, räusperte sich und sprach mit normalerer Stimme weiter. »Jetzt gehört ihr uns, Newbs!«
»Sie sind keine Newbs, Kumpel«, brummelte der Übergewichtige und rollte die Augen.
Der Dritte, der am größten und dünnsten war, warf ebenfalls ein paar Worte ein. »Bist du dir sicher? Ich habe gehört, dass das Mädel vor ein paar Monaten ein paar Reißzähne ausgeschlagen hat. Ich würde mit ihr kein PVP wagen. Vielleicht sollten wir …«
»Doc, halt den Mund.« Der erste Kerl fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, dann hob er wieder seine Waffe und befahl uns mit einer Geste, uns in Bewegung zu setzen. »Lasst uns gehen.«
Die zwei Männer an meiner Seite folgten dem Befehl eilig, weil sie nicht riskieren wollten, von einem Silberpfeil getroffen zu werden. Ich dagegen war viel zu verwirrt von ihrem seltsamen Slang und dem lächerlichen Auftritt, um sofort zu gehorchen.
»Ähm, entschuldigt, aber wer zur Hölle seid ihr, und was zur Hölle tut ihr da?«
»Keine Fragen jetzt. Los!«, verlangte er und trat einen Schritt näher.
Diesmal tat ich, was er sagte, und wich zurück, als er mich näher zu meinen Bodyguards trieb. Sie brachten uns nicht weit – wir gingen direkt zurück in die Hütte, die ich mit Chaz teilte.
Kaum waren wir drin, fesselten sie Dillon und Nick recht geschickt mit ein paar schweren Ketten, die sie in einem Rucksack mit sich herumgeschleppt hatten. Obwohl bei beiden die Augen glühten und sowohl die oberen als auch die unteren Reißzähne sichtbar wur den, als sie leise knurrten, waren diese Silberpfeile doch eine zu große Bedrohung, um im Moment einen Angriff auf die Nerds zu wagen. Sobald die Werwölfe ruhiggestellt waren, drängte der größere Kerl sie in die Küche und zwang sie, sich Rücken an Rücken auf den Boden zu setzen. Dann hakte er die Ketten mit etwas zusammen, was an Karabiner erinnerte – D-förmige Ringe mit einer Einschnappvorrichtung, ähnlich denen, die mein Bruder Damien mal mit auf eine Berg tour genommen hatte. Einfach, aber effektiv. Ohne Hilfe konnten die beiden sich jetzt nicht mehr befreien.
Sobald Nick und Dillon außer Gefecht waren, richtete das Trio seine Aufmerksamkeit auf mich. Ich zog mich in eine Ecke des Raums zurück, um so viel Abstand wie möglich zwischen sie und mich zu bringen. Ich hatte nichts in greifbarer Nähe, das sich als Waffe verwenden ließ, und ich war mir nicht völlig sicher, ob ich sie abwehren konnte, sollte es dazu kommen.
»Du bist Shiarra, richtig?«, fragte der Kleine und zog sich einen Stuhl heraus. Die anderen zwei folgten seinem Beispiel, lümmelten sich in die Stühle um den Tisch und schnitten mir damit den Weg zur Tür ab.
»Ja. Seid ihr schon bereit, mir zu erklären, wer ihr seid?«
Er lächelte mich an, und ich zuckte zusammen, als ich seine verlängerten Reißzähne sah. Es war Tag; Vampire konnten nicht im Sonnenlicht herumwandern …
»Wir sind die Nightstriker«, sagte er.
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