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Sie sind Dein Schicksal

Sie sind Dein Schicksal

Titel: Sie sind Dein Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Haines
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unter seinem Fingernagel herauszuholen, dass er sich nicht mal die Mühe machte aufzuschauen, als er antwortete: »Es ist der letzte Tag des Vollmondes, Shiarra. Wir sind Raubtiere. Du bist aufgedreht, und du riechst danach. Versuch doch bitte, dich zu entspannen, damit wir uns nicht so sehr anstrengen müssen, nichts zu tun, was dich verletzen könnte.«
    Das ernüchterte mich. Ich hielt an, setzte mich unsicher auf die Bettkante und verschränkte die Arme vor dem Bauch. Weder an ihrer Haltung noch an ihren Gesichtern hatte ich ablesen können, dass meine Hand lungen sie beeinflussten. Tatsächlich hingen sie so träge in ihren Stühlen wie faule, gut gefütterte Katzen. Dillons schokoladenbraune Augen hielten mich allerdings ständig im Blick, und ab und zu blitzte darin ein gelb-grünes Licht auf, das den inneren Kampf verriet, den er gegen seine Instinkte führte. Jetzt, wo ich danach Ausschau hielt, entdeckte ich auch, dass in Nicks sonst hellbraunen Augen das goldene Leuchten der Verwandlung brannte.
    Ich biss mir auf die Unterlippe und drehte meinen Kopf Richtung Fenster, um zwischen den Vorhängen hindurchzuspähen. Ich konnte draußen niemanden von den Sunstrikern entdecken, aber die Sonne stieg immer höher. Wahrscheinlich war die Wartezeit gar nicht so lang, wie sie erschien, weil keiner der Männer momentan besonders freundlich war. Ihre stille Konzentration war, um ehrlich zu sein, einfach nur beängstigend.
    Da ich noch nie jemand gewesen war, der sich von unangenehmem Schweigen abhalten ließ, deutete ich auf den Stand der Sonne. »Wie lange wollen wir hier warten? Vielleicht sollten wir mal nach den anderen sehen.«
    »Auf keinen Fall«, sagte Dillon, und der Beginn eines Knurrens ließ seine sonst so glatte Stimme rumpeln. »Du bleibst hier. Ich werde nicht noch mal deinetwegen Schwierigkeiten bekommen.«
    »Scheiße, tut mir leid«, sagte ich. »Ich hatte nie vor …«
    Er fiel mir ins Wort. »Hör mal, ich mag dich nicht. Mochte dich nie.« Nick warf ihm einen überraschten Blick zu und riss schockiert die Augenbrauen nach oben. »Wir folgen Chaz’ Befehlen. Also bleib sitzen, entspann dich und warte, bis er zurückkommt. Du gehst nirgendwohin, bis er es dir erlaubt.«
    Zuerst war ich verlegen. Er hatte Probleme mit dem Rudel und mit Royce bekommen, nachdem ich unter seiner Aufsicht verschwunden war. Er hatte den Auftrag gehabt, auf mich aufzupassen und mich vor dem psychotischen Vampir Max Carlyle zu beschützen, der mich jederzeit wieder an seine Seite hätte rufen können, sobald ich den Schutz der Sunstriker oder von Royce’ Leuten hinter mir gelassen hatte. Aber trotzdem hatte Dillon kein Recht, mich wie ein Kind zu behandeln und durch die Gegend zu zerren, nur weil Chaz es befohlen hatte. Besonders sein letzter Satz machte mich wütend. Langsam stand ich wieder auf, ballte die Hände zu Fäusten und starrte ihn an. Chaz hatte mich gewarnt, dass so eine Handlung als direkte Herausforderung gedeutet werden würde; im Moment war mir das völlig egal.
    »Dillon, ich habe es nicht absichtlich getan. Es tut mir leid, dass ich dich in Schwierigkeiten gebracht habe, und es tut mir auch leid, dass du mich nicht magst. Aber ich werde hier nicht herumsitzen und darauf warten, dass Chaz verletzt wird. Was, wenn er wieder mit Silber angeschossen wird? Was, wenn er deswegen noch nicht zurück ist?«
    »Sie hat nicht ganz unrecht, weißt du?«, sagte Nick und piekte Dillon in den Arm, bis er den Blickkontakt mit mir brach. »Vielleicht sollte einer von uns mal schauen gehen.«
    »Wir sind ihr beide zugeordnet. Wir können unseren Posten nicht aufgeben.«
    »Dann lass uns zusammen gehen und mal nachschauen. Wir können ja nah bei den Hütten bleiben. Wenn sie draußen in den Wäldern suchen, kommen wir einfach hierher zurück und warten, wie Chaz es gesagt hat«, bot ich an.
    Dillon musterte mich finster, aber das machte mir keine Angst. Ich wusste, dass ich recht hatte; etwas konnte passiert sein, und wenn es wieder mit Silber zu tun hatte, würde es einen Menschen – wie mich – brauchen, um sich darum zu kümmern.
    »Schön«, knurrte er und stieß sich so heftig vom Tisch ab, dass die Platte sich in Nicks Rippen bohrte und dem anderen Werwolf vorübergehend die Luft nahm. »Wenn er nicht in den Hütten ist, kommen wir sofort wieder hierher.«
    »Das ist okay«, stimmte ich zu, während ich bereits zur Tür eilte. Sein Arm schoss nach vorne, um mich aufzuhalten, bevor ich nach draußen rennen

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