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Sie sind Dein Schicksal

Sie sind Dein Schicksal

Titel: Sie sind Dein Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Haines
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auf mich und beobachtete mich mit leuchtenden, wach samen Augen. Sie legte ihren Kopf mal nach links, mal nach rechts, während ich auf den Stufen mit dem Koffer kämpfte.
    Der Vogel flatterte zu Boden. Von Nahem betrachtet war er viel größer, als ich gedacht hatte; seine Größe ähnelte eher einem Adler als irgendeiner Krähe, die ich je gesehen hatte. Kein Wunder, dass sie ihn ›Hawk‹ nannten.
    Er krächzte mich an, und ich hielt inne, den Koffer vor meinen Füßen.
    Anscheinend befriedigt, dass ich nirgendwo hingehen würde, hüpfte der riesige Vogel auf seine unge schickte Weise hinter einen nahe stehenden Busch. Auf vertraute Geräusche, begleitet von einem schmerzer füllten Stöhnen, folgte bald Hawks markantes Ge sicht – ohne Brille, sodass ich selbst in der Dunkelheit seine vollkommen schwarzen Augen erkennen konn te –, das mich über das dichte Blätterwerk des Busches hinweg ansah.
    »Hey, ich wollte mich entschuldigen. Mir ist erst später klar geworden, wie verstörend das Ganze für dich gewesen sein muss.«
    Ich blieb einfach stehen und schwankte leicht auf den Füßen, als die Absurdität der Situation und seiner Aussage mich traf. Verstörend. Genau.
    »Die Nightstriker sind in der Gegend, falls du uns brauchen solltest. Besuch uns mal im Othernet, okay?«
    »Wieso bist du …«
    »Menschlich?« Er lächelte. »Doc, Spike und ich sind nicht an den Mond gebunden wie die Werwölfe. Wir passen ein wenig auf, nur für den Fall, dass Chaz sich entscheiden sollte, dir heute Nacht einen Besuch abzustatten. Verschwinde morgen so früh wie möglich von hier, okay? Wir werden hierbleiben, bis wir sicher sind, dass er nicht zurückkommt, um seine Wut an dir auszulassen.«
    »Danke«, sagte ich und atmete ein paarmal tief durch, um mich zu beruhigen. »Ich glaube nicht, dass er vor dem Morgen kommen wird.«
    »Vielleicht. Wir sind noch ein paar Stunden unterwegs, dann fahren auch wir zurück in die Stadt. Bis dahin kannst du uns rufen, falls du uns brauchst.«
    Ich nickte, drückte mir eine Hand an die Stirn und schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, war er verschwunden.
    Für eine Weile blieb ich zitternd stehen, wo ich war, zu erschüttert von allem, was passiert war. Trotz des Blutverlustes und der Kälte fühlte ich mich energiegeladen. Ich zitterte vor lauter Drang, Dinge zu zerstören. Wenn ich nicht aufpasste, tat ich mir selbst wegen des Hasses und des Adrenalins, das die Angst in mir zur Ausschüttung gebracht hatte, selbst Schlimmeres an als Dillon.
    Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder in Bewegung setzte. Nicht, weil ich mich nicht bewegen wollte, sondern weil ich genau wusste, dass ich dem brennenden Zorn in mir nicht freien Lauf lassen durfte, weil ich sonst anfangen würde, zu schreien, ohne je wieder aufzuhören. Weil ich vielleicht etwas nicht Wiedergutzumachendes tun würde, wie jeden einzelnen Sunstriker jagen, bis sie alle tot waren oder mich schließlich zur Strecke brachten.
    Endlich hielt ich keuchend vor meiner Hütte an. Ich legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, während ich die kühle Nachtluft in meine Lun gen sog und meine überbeanspruchten Nerven dazu zwang, sich zu beruhigen. Es dauerte mehrere Minuten, bis ich mich ruhig genug fühlte, um meinen Vorsatz auszuführen.
    Langsam und entschlossen öffnete ich den Koffer und grub mich durch die Kleidung, bis ich das Hemd, die Hose und die Unterhose fand, die Chaz in Kimberlys Hütte zurückgelassen hatte. Als ich die hellblauen Boxershorts aus Seide hochhob, die dieselbe Farbe hatten wie seine Augen, bemerkte ich fast abwesend, wie auf dem seidigen Stoff ein paar Blutflecken aufblühten. Ich hatte gar nicht gespürt, dass meine Fingernägel sich in meine Handfläche vergraben hatten, so fest, dass sie sogar den Stoff durchstoßen hatten.
    Mit einem endgültigen Gefühl warf ich all seine Sachen auf die schlammigste Stelle, die ich finden konnte. Der Boden war noch feucht genug vom Regen. Mit ein wenig Stampfen und Hüpfen schaffte ich es bald, noch das letzte Stück Stoff mit Schlamm und alten Blättern zu überziehen.
    Nachdem diese Aufgabe erledigt war, stieg ich über den Koffer hinweg, ging in die Hütte und hielt direkt auf den Schrank zu. Dort lag in meinem Gepäck der Vertrag, auf dem sich bereits meine Unterschrift befand. Mein unausgesprochenes Versprechen der Ergebenheit gegenüber Chaz und dem Rest der Sunstriker.
    Es kostete mich Mühe, ihn nicht in die fröhlich prasselnden Flammen des

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