Sie sind Dein Schicksal
erwartete, sondern auch um zu erfahren, wie und auf welche Art mein neuer »Zustand« das Verhältnis zwischen uns beeinflussen würde.
Zwar war ich nicht besonders scharf darauf, herauszufinden, ob diese Sache den Vertrag mit Royce veränderte oder nichtig machte, aber trotzdem war es etwas, was ich wissen musste. Gewisse Klauseln des Vertrags gaben ihm das Recht, all meine Sachen zu verkaufen, inklusive meines Anteils an H&W . Ich musste sicherstellen, dass Sara nicht in Gefahr war. Wenn sie mir meinen Teil am Geschäft abkaufen musste, um Royce zu entkommen, musste ich ihr das ermöglichen, bevor diese Geschichte an die Öffentlichkeit drang. Bevor Royce irgendetwas unternehmen konnte, um mich aufzuhalten.
Allein der Gedanke sorgte dafür, dass mein Magen sich verkrampfte. Vampire und Werwölfe kamen nicht miteinander aus. Würde Royce mich von nun an als Feindin betrachten?
Früher einmal hätte mir dieser Gedanke Angst eingejagt, doch jetzt empfand ich eher eine dumpfe Trauer – nicht gerade das, was ich in dem Moment zu fühlen erwartet hatte, in dem ich feststellte, dass wir jetzt auf verschiedenen Seiten des übernatürlichen Sandkastens spielten. Ich hatte seinen Namen benutzt, um Chaz zu verletzen, aber der Vampir war mir in Wirk lichkeit immer ein besserer Freund gewesen als die Sun striker. Wenn man seine Bedürfnisse bedachte, hatte Royce vielleicht sogar Einfluss auf irgendeinen Arzt, der nichtregistrierte Bluttests durchführte.
Aber das war wahrscheinlich nur Wunschdenken. Die Verbindung, die zwischen uns existiert hatte, war verblasst, aber nie vollkommen gebrochen. Ich konnte ihn nicht mehr als herzloses Monster sehen, seitdem ich sein Blut gekostet hatte. Ich hielt ihn immer noch manchmal für einen Arsch, aber er jagte mir keine Angst mehr ein, und er stieß mich auch nicht mehr ab – und genau das war der Grund, warum ich ihm um jeden Preis aus dem Weg gegangen war. Dank der Blutverbindung war es zu einfach, ihn als Mann zu sehen statt als Monster. Wenn ich es zuließ, wäre ich schon bald nicht mehr als eine Puppe, die nach seiner Pfeife tanzte.
Den Anruf bei Royce stellte ich zurück. Sosehr ich mich auch davor fürchtete – vorher musste ich Arnold anrufen. Er musste es von mir hören, statt es über Klatschgeschichten innerhalb der übernatürlichen Gemeinschaft zu erfahren.
Die große Preisfrage war nur, ob er mir den Gefallen, meinen neuen Zustand wirklich vor Sara geheim zu halten, tun würde.
Beklommen suchte ich die Nummer des Magiers aus einer alten Mail in meinem Posteingang, nahm das Telefon von der Station und wählte.
Kapitel 25
N ach ein paar Mal Klingeln hob Arnold ab.
»Arnold, hier ist Shia.«
»Hey, wie war der Ausflug? Bist du wieder zu Hause?«
Seine fröhliche Begrüßung sorgte nur dafür, dass ich mich noch schlechter fühlte. Ich drückte mir das Telefon fester ans Ohr, wanderte zu den Fenstern und spähte durch die ständig vorgezogenen Vorhänge. Seitdem die Paparazzi entschieden hatten, dass mein persönliches Leben sie interessierte, musste ich besonders darauf achten, das Innere meines Apartments vor neugierigen Augen und Teleobjektiven abzuschirmen.
Und das erinnerte mich plötzlich furchterregend intensiv daran, dass Jim Pradiz am Anfang meines Urlaubs auf eine Story aus war. Hatte er in der Lodge irgendetwas mitbekommen? War er uns zurück in die Stadt gefolgt?
»Shia?«
»Tut mir leid«, sagte ich, schüttelte den Kopf und ballte meine freie Hand zur Faust. »Es ist etwas passiert …«
»Oh, zur Hölle. Du hast nicht meinen Computer kaputtgemacht, oder?«
Ich zögerte. So tragisch der Verlust auch sein mochte, an seinen Computer verschwendete ich im Moment keinen Gedanken. Zeit für eine ausweichende Antwort.
»Deswegen rufe ich nicht an. Bist du allein? Sara ist nicht bei dir, oder?«
»Nein, sie hat einen Auftrag. Ich bin zu Hause. Was ist los?« Ich konnte in seiner Stimme deutlich die Sorge hören und im Moment wenig dagegen tun. »Ich kann ein Geheimnis bewahren, Shia, aber ich kann dir nicht versprechen, dass sie es nicht auf andere Art herausfindet. Sie ist eine gute Privatdetektivin.«
»Ich rede hier nicht nur von Sara. Niemand darf davon erfahren. Nicht dein Hexenzirkel, nicht Sara, nicht meine Familie – niemand .«
»Himmel, was hast du getan? Ein Gebäude in die Luft gesprengt?«
»Ich mache keine Witze. Niemand darf unter irgendwelchen Umständen etwas von dir erfahren. Verstanden? Du musst mir dein Wort geben.«
»In
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