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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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war das einzige, was ich sehen konnte, abgesehen vom Himmel, das Flackern der Feuer, die von Goroko und seinen Leuten entzündet worden waren. Schließlich war die Stunde um, und noch immer keine Spur von Hans. Eine weitere halbe Stunde verstrich, und noch immer keine Spur von Hans.
    »Ich denke, daß Licht-im-Dunkel entweder tot oder gefangengenommen worden ist«, sagte Umslopogaas.
    Ich antwortete ihm, daß ich das auch befürchte, ihm jedoch noch eine Frist von fünfzehn Minuten geben wollte. Falls er dann noch immer nicht erschienen sei, würde ich den Angriffsbefehl geben, in der Hoffnung, den Feind dort anzutreffen, wo ich ihn vom Kamm des Berges aus zuletzt gesehen hatte.
    Auch diese fünfzehn Minuten verstrichen, und ich bemerkte, daß die Amahagger-Häuptlinge, die ein Stück abseits von uns saßen, nervös zu werden begannen. Ich packte mein doppelläufiges Gewehr und drehte mich um, so daß ich dem Berg zugewandt stand, um zwei Schüsse dagegen abzufeuern, wie es mit Goroko ausgemacht worden war, jedoch so, daß das Mündungsfeuer von der Ebene aus nicht zu sehen war. Aus diesem Grund trat ich ein paar Schritte nach links hinter den Stamm eines dicken Baums, der dort stand, und ich zog bereits den Kolben des Gewehrs in meine Schulter, als eine kleine Hand seinen Lauf umklammerte und eine heisere Stimme sagte: »Noch nicht schießen, Baas. Ich will dir vorher noch meine Geschichte erzählen.«
    Ich blickte hinab und sah das häßliche Gesicht von Hans, und es zeigte ein Grinsen, das dem Mann im Mond hätte Angst machen können.
    »Na schön«, sagte ich mit kühler Gleichgültigkeit, mit dem ich zugegebenermaßen nur meine übergroße Freude über seine glückliche Rückkehr kaschieren wollte. »Erzähl also, und mach es kurz. Ich nehme an, du hast dich verirrt und sie nicht gefunden.«
    »Ja, Baas, ich habe mich verirrt, weil der Nebel dort unten sehr dicht ist. Aber schließlich habe ich sie gefunden, Baas, durch meine Nase, weil diese menschenfressenden Leute einen scharfen Geruch haben, und ich bekam Wind von einem der Posten. Es war so leicht, in dem Nebel an ihm vorbeizuschleichen, so kinderleicht, Baas, daß ich mich schon versucht fühlte, ihm die Kehle durchzuschneiden, habe es dann aber doch nicht getan aus Angst, daß er dabei Lärm machen könnte. Nein, ich bin mitten unter sie gegangen, was auch einfach war, da sie alle in ihre Decken gewickelt schliefen. Sie hatten keine Feuer, vielleicht weil sie nicht wollten, daß man sie sah, oder weil es in diesem tiefen Land so warm ist, ich weiß nicht aus welchem Grund. Also kroch ich weiter und merkte mir alles, was ich sah, bis ich schließlich zu einem kleinen Hügel kam, dessen Kuppe über den Nebel hinausragte, so daß ich darauf eine lange Hütte sehen konnte, aus Ästen errichtet, deren Blätter noch frisch waren. Nun kam mir der Gedanke, zu dieser Hütte zu kriechen, da mir einfiel, daß Rezu darin schlafen müßte, und daß ich ihn vielleicht töten könnte. Doch während ich zögernd so dahockte und lauschte, hörte ich ein Geräusch, wie das, das eine alte Frau macht, deren Mann ihr eine Decke über den Kopf geworfen hat, um sie still zu halten, oder eine Biene in einer Flasche, eine Art summendes Geräusch, das mich an irgend etwas erinnerte. Ich dachte eine Weile nach, und dann erinnerte ich mich, daß Rotbart, wenn er auf seinen Knien liegt und zum Himmel betet, wie es seine Gewohnheit ist, wenn er nichts anderes zu tun hat, Baas, genauso ein Geräusch macht. Ich kroch darauf zu und entdeckte kurz darauf Rotbart, der auf einen Stein gefesselt war und so wütend aussah, wie ein im Morast steckender Büffel, denn er schüttelte den Kopf und rollte die Augen, als ob er zwei Flaschen schlechten Gins getrunken hätte, Baas, und die ganze Zeit über sagte er seine Gebete. Nun dachte ich, ich sollte ihn losschneiden, doch als ich mich über ihn beugte, um das zu tun, sah er unglücklicherweise mein Gesicht und begann zu schreien: ›Scher dich weg, du gelber Teufel! Ich weiß, daß du gekommen bist, um mich in die Hölle zu bringen, aber du bist zu früh dran, und wenn meine Hände frei wären, würde ich dir deinen Kopf von den Schultern drehen.‹
    Er sagte dies auf englisch, Baas, das ich, wie du weißt, recht gut verstehe, und ich dachte mir, daß es besser sei, ihn in Ruhe zu lassen. Während ich mir das überlegte, traten oben aus der Hütte zwei Männer heraus, in Nachthemden gekleidet, wie ihr Weißen sie tragt, mit gelben Dingern auf

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