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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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steil, gewunden und schwierig war. Gegen Mittag hatten wir den Kamm erreicht und fanden dort unsere kleine Armee kampierend und, mit Ausnahme der Wachen, in tiefem Schlaf, wie es tagsüber die unverrückbare Gewohnheit dieser Menschen ist. Ich ließ die maßgeblichen Häuptlinge wecken und machte mit ihnen einen Rundgang durch das Lager; ich schätzte die Zahl der Männer auf etwa 3250. Dann ging ich, begleitet von Umslopogaas und Hans und den beiden Zulus, die als Bewacher mitkamen, sowie den drei führenden Häuptlingen der Amahagger, zum Rand des Bergkammes, um einen Blick auf das Gelände zu werfen.
    Nahe des Randes stehend erkannte ich, daß zwei breite, kammartige Grate, wie man sie ähnlich an den unteren Stammteilen bestimmter Tropenbäume finden kann, in sanfter Neigung von hier auf die Ebene hinabführten. Außerdem sah ich, daß auf dieser Ebene, zwischen den Enden der beiden Grate, eine Armee kampierte, die ich eine Weile durch meinen Feldstecher musterte und ihre Stärke auf mindestens zehntausend Mann schätzte. Diese Armee, berichteten mir die Amahagger-Häuptlinge, sei die von Rezu, der, wie sie sagten, seinen Angriff auf den folgenden Morgen festgesetzt habe, da das Volk Rezus, als Sonnenanbeter, niemals kämpfen würden, bevor ihr Gott über dem Horizont erschien. Nachdem ich gesehen hatte, was es zu sehen gab, bat ich die Häuptlinge, mir ihren Schlachtplan zu erläutern, sofern sie einen solchen hätten.
    Ihr Wortführer antwortete, daß sie vorhätten, auf dem rechten Grat bis etwa zur halben Höhe hinabzusteigen, wo sich eine schmale, ebene Fläche befände, und dort den Angriff zu erwarten, da in dieser Position ihre zahlenmäßige Unterlegenheit nicht so stark ins Gewicht fallen würde, die es ihnen unmöglich machte, den Feind anzugreifen.
    »Aber angenommen, daß Rezu über den anderen Grat heraufkommt und euch in den Rücken fällt? Was dann?« fragte ich.
    Er antwortete, daß er das nicht wisse. Seine Vorstellungen von Strategie waren offensichtlich von primitiver Machart.
    »Kämpfen eure Leute besser bei Tage oder bei Nacht?« fuhr ich fort.
    Er sagte, zweifellos bei Nacht, in der Tat gäbe es in der ganzen Geschichte seines Volkes keinen Hinweis darauf, daß jemals bei Tage gekämpft worden sei.
    »Und trotzdem wollt ihr euch einem Angriff Rezus aussetzen, wenn die Sonne hoch steht und damit eure Niederlage von vornherein feststeht?« bemerkte ich.
    Dann trat ich zur Seite und beriet mich eine Weile mit Umslopogaas und Hans, wonach ich zurückging und meine Befehle erteilte, die nicht zur Diskussion gestellt wurden. Diese bestanden, kurz gesagt, darin, daß unsere Amahagger nach Einbruch der Dämmerung, doch vor Mondaufgang, in absoluter Stille den rechten Grat hinabsteigen und in dem Buschwerk, das, wie ich gesehen hatte, am Fuß des Grates reichlich wucherte, in Deckung gehen würden. Ein kleiner Trupp unter Führung von Goroko, den ich als tapferen und klugen Krieger kannte, sollte gleichzeitig über den linken Grat bis zu der auf halber Höhe befindlichen Plattform absteigen und dort auf ihrer gesamten Fläche kleine Feuer anzünden, um dem Feind vorzutäuschen, daß unsere gesamte Streitmacht dort kampierte. Dann, im geeigneten Moment, über den ich mich jedoch noch nicht entschieden hatte, würden wir die Armee Rezus angreifen.
    Den Amahagger-Häuptlingen schien dieser Plan nicht zu gefallen, der, wie ich vermute, für ihre Vorstellungen zu gewagt war, und sie begannen miteinander zu flüstern. Da ich erkannte, daß ich sofort meine Autorität demonstrieren mußte, trat ich zu ihnen und sagte: »Hört zu! Auf euren Wunsch, nicht den meinen, bin ich zu eurem General ernannt worden, und ich erwarte, daß meine Befehle ohne Widerspruch befolgt werden. Vom ersten Augenblick des Angriffs an werdet ihr euch in meiner Nähe halten, und in der des Großen Schwarzen, und sobald auch nur ein einziger eurer Männer zögert oder zurückweicht, werdet ihr sterben«, und ich nickte auf die Axt Umslopogaas'. »Außerdem wird Sie-die-befiehlt später dafür sorgen, daß weitere von euch sterben, solltet ihr dem Kampf den Rücken kehren.«
    Noch immer zögerten sie. Daraufhin zog ich ohne ein weiteres Wort Zikalis Große Medizin hervor und hielt sie ihnen vor die Augen, und der Anblick dieses häßlichen Dings brachte zustande, was selbst die Todesandrohung nicht erreichen konnte. Sie warfen sich flach auf den Boden und schworen bei Lulala und bei Sie-die-befiehlt, ihrer Priesterin, daß sie alles

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