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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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ihren Köpfen, die eine metallene Darstellung der Sonne an ihrer Vorderseite zeigten.«
    »Medizinmänner«, mutmaßte ich.
    »Ja, Baas, oder Prediger irgendeiner Sorte, denn sie sahen fast so aus wie dein verehrter Vater, wenn er sich anzog und in den Kasten stieg, um zu predigen. Als ich sie entdeckte, glitt ich ein Stück zurück, zu einer Stelle, wo der Nebel begann, legte mich flach auf den Boden und lauschte. Sie blickten Rotbart an, denn sein Schreien mit mir hatte sie herausgelockt, doch er nahm keinerlei Notiz von ihnen, sondern machte weiterhin sein Geräusch, das klang, wie ein Käfer in einer Blechdose.
    ›Es ist nichts‹, sagte der eine der Prediger zu dem anderen in der gleichen Sprache, wie sie diese Amahagger benutzen. ›Aber wann soll er geopfert werden? Bald, hoffe ich, denn ich kann nicht schlafen, wegen des Lärms, den er macht.‹
    ›Wenn der obere Rand der Sonne über den Horizont tritt, nicht vorher‹, antwortete der andere Prediger. ›Dann wird die neue weiße Königin aus der Hütte gebracht werden, und man wird diesen weißen Mann ihr zum Opfer bringen.‹
    ›Ich finde, es ist schade, so lange zu warten‹, sagte der erste Prediger, ›denn er wird uns nicht schlafen lassen, bevor nicht der rotglühende Topf auf seinem Kopf sitzt.‹
    ›Erst der Sieg, dann das Festmahl‹, antwortete der zweite Prediger, ›obwohl er längst nicht so köstlich zart schmecken wird, wie die fette, junge Frau, die bei der neuen Königin war.‹
    Und dann, Baas, schmatzten sie genüßlich, und einer von ihnen ging zur Hütte zurück. Der andere jedoch ging nicht zurück. Nein, er hockte sich auf den Boden und starrte den Baas Rotbart auf dem Stein an. Dann schlug er ihm ein paarmal ins Gesicht, um ihn zur Ruhe zu bringen. Nun, Baas, als ich dies sah und mich erinnerte, daß sie gesagt haben, sie hätten Janee aufgefressen, die ich sehr mochte, obwohl sie eine solche Närrin war, wurde der Geist in mir sehr wütend, und ich dachte mir, ich sollte diesem alten Skellum {*} von einem Prediger selbst eine Kostprobe von seinem Opfer geben, und danach zur Hütte schleichen und versuchen, ob ich mit der Lady Traurige Augen sprechen könnte, wenn sie dort war.
    Also schlängelte ich mich hinter den Prediger, der vor Rotbart hockte und ihn anstarrte, und gab ihm mein Messer an einer Stelle zu schmecken, wo ich glaubte, ihn sofort zu töten. Doch er war nicht sofort tot, Baas, er fiel aufs Gesicht und machte einen Lärm wie eine verwundete Hyäne, bevor ich ihn vollends erledigen konnte. Dann hörte ich Schreie, und um mein Leben zu retten, war ich gezwungen, in den Nebel zurückzulaufen, ohne Rotbart befreit oder Lady Traurige Augen gesehen zu haben. Ich lief wie der Blitz, Baas, schlug einen weiten Bogen nach links, und so gelangte ich schließlich zurück, und das ist alles, Baas.«
    »Und mehr als genug«, antwortete ich, »denn auch wenn sie dich nicht gesehen haben, wird der Tod des Medizinmannes sie in Schrecken versetzen. Arme Janee! Nun, ich hoffe, daß wir mit diesen Teufeln abrechnen werden, bevor sie drei Stunden älter sind.«
    Dann rief ich Umslopogaas und die Amahagger-Häuptlinge zu mir und berichtete ihnen kurz von der Geschichte, und auch, daß Hans die feindliche Armee entdeckt habe, oder zumindest einen Teil davon. Das Ende davon war, daß wir beschlossen, sofort anzugreifen. Ich bestand darauf, da ich entschlossen war, den unglücklichen Robertson zu retten, falls dies noch möglich sein sollte, der nach Hans' Darstellung inzwischen völlig wahnsinnig geworden sein mußte. Also feuerte ich, wie verabredet, die beiden Schüsse ab, und sofort hörten wir Rufen und Schreien von dem anderen Grat. Wenige Minuten später brachen wir auf, Umslopogaas und ich an der Spitze, die drei Amahagger-Häuptlinge mit ihren Truppen in unserem Gefolge.
    Nun mag der geneigte Leiser – vorausgesetzt, daß es überhaupt einen gibt – annehmen, daß alles glatt ging, daß dieser gerissene alte Fuchs Allan Quatermain diese Menschenfresser überraschen und den Boden mit ihnen aufgewischt hat, nachdem er sie durch den Streich verwirrt hatte, den er Goroko ihnen spielen ließ. Daß er anschließend Robertson befreit hat, der zweifellos kurz darauf wieder normal wurde, und auch Inez, ohne sich dabei groß anstrengen zu müssen; kurz gesagt: daß alles so verlief, wie es hätte verlaufen sollen, wenn dies ein Roman wäre und nicht nur eine Aufzeichnung bemerkenswerter Tatsachen. Da es jedoch letzteres ist, verliefen die

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