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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Gerechtigkeit, saß mein Geist, leuchtend geworden, auf einem Thron, und ihm näherte ich mich, in großer Furcht und unter Aufzählung aller meiner Missetaten. Es war, als ob ein Teil von mir sterblich geblieben wäre, denn ich konnte meine beiden Augen sehen, meinen Mund, und meine Hände, doch nichts anderes, und sie sahen sehr seltsam aus. Aus den Augen strömten Tränen, und aus dem Mund flossen Worte, und die Hände waren gefaltet, wie in Anbetung des dort thronenden und überragenden Geistes, der ICH war.
    Es war mir, als ob dieser Geist mich fragte, wie mein Körper seinen Zweck erfüllt und sich seinem großen Ziel genähert habe, und als Antwort – oh! Was für eine erniedrigende Geschichte ich zu erzählen hatte. Sünde um Sünde, Schwäche um Schwäche, Fehler um Fehler; noch nie zuvor hatte ich erkannt, wie düster mein Register aussah. Ich versuchte das Bild durch das Aufzählen versuchter guter Taten aufzuhellen, doch der Geist wollte nicht darauf hören. Er schien zu sagen, daß er alles Gute zusammengelesen hätte und es kannte. Es war das Böse, das er jetzt wissen wollte, nicht das Gute, das ihn gebessert hatte, sondern das Böse, das ihm geschadet hatte.
    Als ich das hörte, erhob sich in meinem Bewußtsein die Erinnerung an etwas, das Ayesha gesagt hatte, nämlich, daß der Körper im Tempel des Geistes wohne, welchen er oft verunreinige, und nicht der Geist im Körper.
     
    Die Geschichte war erzählt, und ich erwartete das Urteil, mein eigenes Urteil über mich, das, wie ich wußte, ohne Frage angenommen und registriert werden würde, zum Guten oder zum Schlechten. Doch es erfolgte kein Urteilsspruch, denn bevor sich die Waage nach der einen oder der anderen Seite neigte, bevor er ausgesprochen werden konnte, wurde ich fortgerissen und hinweggeweht.
    Durch die Unendlichkeit wurde ich gerissen, und während ich mit einer Geschwindigkeit, die größer war als die des Lichts, durch den Raum schoß, wurde mir die Bedeutung dessen klar, was ich gesehen hatte. Zum ersten Mal wußte ich, oder schien ich zu wissen, daß der Mensch sich letztlich vor sich selbst verantworten muß ; daß er aus freiem Willen durch lange Äonen und über eine Million Stufen die Höhen erklimmt oder in die Tiefen steigt, die in seinem Charakter schlummern; daß aus dem, was er war, das entsteht, was er ist, und daß das, was er ist, den Keim für das legt, was er für immer und ewig sein wird.
    Jetzt erblickte ich die Unsterblichkeit, und erhaben und schrecklich war ihr Antlitz. Sie drückte mich an ihre Brust, und von dem gewaltigen Kreis ihrer Arme wurde ich emporgehoben, ich, der ich jetzt wußte, daß er ohne Anfang und ohne Ende war, und doch weder die Vergangenheit noch die Zukunft kannte, außer daß diese voller Geheimnisse waren.
    Unterwegs begegnete ich anderen, oder überholte sie, wenn sie die gleiche Reise machten. Robertson flog an mir vorbei und sprach zu mir, jedoch in einer Sprache, die ich nicht verstand. Ich sah, daß der Ausdruck von Wahnsinn aus seinen Augen verschwunden war, und daß sein Gesicht ruhig und vergeistigt wirkte. Die anderen Wanderer kannte ich nicht.
     
    Ich erreichte eine Region blendenden Lichts; in mir stieg der Gedanke auf, daß ich die Sonne erreicht haben mußte, oder zumindest eine Sonne, obwohl ich keine Hitze verspürte. Ich stand in einem wunderbaren, schimmernden Tal, umgeben von Bergen, die in Flammen standen. Hohe Bäume standen in dem Tal, doch sie glühten wie geschmolzenes Gold, und ihre Blüten und Früchte sahen aus, als ob sie aus vielfarbigen Flammen geschaffen worden wären.
    Das Tal war von unvergleichlicher Schönheit, doch für mich äußerst fremdartig und nicht zu beschreiben. Ich setzte mich auf einen großen runden Stein, der wie ein Rubin gleißte, ob vor Hitze oder Farbe, konnte ich nicht sagen, an den Rand eines Baches, der wie flüssiges Feuer erschien und von dem eine wunderbare Musik ertönte. Ich beugte mich hinab und trank von diesem Flammenwasser, und sein Duft und sein Geschmack waren wie der eines kostbaren Weins. Dort saß ich, unter den ausladenden Ästen eines Feuerbaums und betrachtete die seltsamen Blumen, die um mich herum wuchsen, mit den Farben wunderbarer Juwelen und von einem Duft, der sich nicht beschreiben läßt. Über mir flogen Vögel, deren Gefieder aussah, als sei es aus Saphiren, Rubinen oder Amethysten, und ihr Gesang war so süß, daß ich vor Entzücken hätte weinen können. Es war eine wunderbare Szene, und sie füllte mich

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