Sie und Allan
wiederfinden, und immer wieder.«
Sie war fort, und wieder saß ich in völliger Einsamkeit auf jenem Rubin-Stein, starrte auf die Juwelen-Blumen und die wunderbaren flammenden Bäume, und auf das glühende Wasser des Baches. Was hatte dies alles zu bedeuten, fragte ich mich, und warum war ich von allen verlassen worden – mit Ausnahme von einer einzigen, einer Barbaren-Frau, und warum hatte sie die Fähigkeit, mich zu finden, die allen anderen verwehrt zu sein schien? Nun, sie hatte mir die Antwort darauf gegeben: weil sie ›eine sündige Frau war, mit der Liebe einer Frau, und von der Erde, irdisch‹, während es bei den anderen anders war. Oh! Dies war mir klar, daß im Himmel der Mensch keine Freunde unter den Himmlischen hat – außer vielleicht den Größten aller Freunde, der sowohl den Geist wie auch das Fleisch versteht.
Solcherart waren meine Gedanken in dieser flammenden Welt, die so wunderbar und so fremdartig war, in die ich unerwünscht und ungebeten eingedrungen. Und während ich so nachdachte, geschah dieses: Die feurigen Wasser des Baches wurden aufgestört, und ich entdeckte den Grund dafür.
Ein Hund war in sie hineingesprungen und paddelte auf mich zu. Auf einen Blick erkannte ich, daß es der Hund war, den ich seit Jahrzehnten nicht gesehen hatte. Er war ein Bastard, zur Hälfte Spaniel, zur Hälfte Bull-Terrier, der über viele Jahre der Gefährte meiner Jugend gewesen war, und der schließlich auf den Hörnern eines Wildebeest gestorben war, das mich angegriffen hatte, nachdem ich auf dem Veld vom Pferd gestürzt war. Tapfer war er auf den wütenden Bullen losgegangen und hatte mir dadurch Zeit gegeben, aufzuspringen, mein Gewehr zu packen und den Bullen zu erschießen, doch ich kam zu spät. Der arme Hund hatte sein Leben für das meine hingegeben, denn er starb mit herausgerissenen Gedärmen, während er noch meine Hand leckte, und keine Schmerzen zu spüren schien. Dieser Hund – er hieß Smut – war es, der durch den Flammenbach schwamm oder zu schwimmen schien. Er krabbelte am diesseitigen Ufer empor, die Nase am Boden, und lief zielstrebig auf den Rubin-Stein zu, jaulend und schnuppernd.
Schließlich schien er mich zu sehen oder zu erspüren, denn er richtete sich auf die Hinterbeine auf, versuchte mein Gesicht zu lecken und winselte vor Freude, wie ich sehen konnte, obwohl ich nichts hörte. Tränen schossen mir aus den Augen, und ich beugte mich nieder, um dieses treue Tier zu umarmen und zu küssen, doch konnte ich das nicht tun, da es, genau wie ich, lediglich ein Schatten war.
Dann löste sich plötzlich alles in einem Katarakt vielfarbiger Flammen auf, und ich stürzte in einen unendlichen Abgrund des Dunkels.
Gewiß sprach Ayesha zu mir! Aber was sagte sie? Was sagte sie? Ich konnte ihre Worte nicht verstehen, doch ich hörte ihr Lachen und wußte, daß sie sich wieder einmal über mich lustig machte. Meine Augenlider wurden herabgezogen, wie in äußerster Müdigkeit; es war schwierig, sie zu heben. Als es mir endlich gelang, sah ich Ayesha vor mir auf ihrer Couch sitzen, und – dies bemerkte ich sofort – mit unverschleiertem Gesicht. Ich blickte um mich, sah nach Umslopogaas und Hans. Doch sie waren nicht da, wie ich es vermutet hatte, da Ayesha sonst nicht den Schleier von ihrem Gesicht entfernt hätte. Wir waren allein. Sie sprach auf ungewohnte Weise vertraulich mit mir, aber es war nicht die geringste Herablassung in ihrem Ton, wiewohl ihre Haltung königlich war wie immer.
»Du hast eine lange Reise hinter dich gebracht, Allan«, sagte sie, »und was du auf ihr gesehen hast, wirst du mir gleich berichten. Doch deinem Gesichtsausdruck entnehme ich, daß du froh bist, wieder Fleisch und Blut vor dir zu sehen, und nach der Gesellschaft von Geistern die einer sterblichen Frau zu haben. Komm also, setz dich neben mich und erzähl mir deine Geschichte!«
»Wo sind die anderen?« fragte ich, während ich mich langsam erhob, um ihrem Befehl nachzukommen.
»Fort, Allan, da sie genug von Geistern haben, wie ich annehme, was bei dir vielleicht auch der Fall ist. Komm, trink dies und sei wieder Mensch! Trink es auf mein Wohl, deren Können und Macht dich sicher aus dem Land zurückgebracht hat, daß zu betreten die Füße der Menschen nicht gedacht sind.« Und damit nahm sie einen seltsam geformten Becher von dem Hocker, der neben ihr stand, und reichte ihn mir.
Ich leerte ihn bis auf den letzten Tropfen, ohne zu wissen und ohne mich darum zu kümmern, ob er
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