Sie und Allan
erheben und auf sie zuzugehen, konnte es jedoch nicht; ich versuchte zu ihnen zu sprechen, konnte es jedoch nicht; ich versuchte ihnen meine Gedanken entgegenzustrecken, konnte es jedoch nicht; sie fielen auf meinen Kopf zurück und wurden wie Steine himmelwärts geschleudert.
Die Frauen waren absolut von mir getrennt, fern und unerreichbar, und ich weinte bittere Tränen, weil ich ihnen so nahe war, und doch so fern. Eine dumpfe, eifersüchtige Wut brannte in meinem Herzen, und dies schienen sie zu fühlen, oder zumindest bildete ich es mir ein; auf jeden Fall, anscheinend auf gemeinsame Absprache, entfernten sie sich von mir, als ob etwas sie schmerze. Ja, meine Liebe konnte ihre perfektionierten Wesen nicht erreichen, doch meine Wut schaffte es.
Während ich so saß und die Wurzel der Bitterkeit kaute, erschien ein Mann, ein sehr vornehmer Mann, in dem ich meinen Vater erkannte, jünger und glücklicher aussehend, aber doch mein Vater, und mit ihm kamen weitere, Männer und Frauen, die ich als meine Brüder und Schwestern erkannte, welche in jungen Jahren im weit entfernten Oxfordshire gestorben waren. Jubel stieg in mir auf, denn diese würden mich sicherlich erkennen und mich willkommen heißen, da gleiches Blut doch gleiches Blut spüren mußte.
Doch dem war nicht so. Sie sprachen miteinander oder tauschten Gedanken aus, aber keiner davon handelte von mir. Ich las etwas, das von meinem Vater zu ihnen überging. Es war eine Spekulation darüber, was sie alle hier zusammengeführt haben mochte, und ich las auch die Antworten, die darauf hinausliefen, daß es vielleicht dazu sei, um irgendeinen Unbekannten willkommen zu heißen, der sich von unten her nähere und sich einsam und freudlos fühlen mochte. Worauf mein Vater erwiderte, daß er einen solchen einsamen Wanderer weder sehen noch fühlen könnte und deshalb glaube, daß dem nicht so wäre, da es seine Aufgabe sei, solche bei ihrer Ankunft zu begrüßen.
Dann, von einer Sekunde zur anderen, waren sie alle verschwunden, und die wunderbare, glühende Ebene war leer, bis auf mich, der ich auf dem Rubin-Stein saß, und in meiner Seele blutige Tränen der Scham und der Enttäuschung weinte.
So saß ich lange Zeit, bis ich mir plötzlich einer neuen Gegenwart bewußt wurde, einer dunklen und erhabenen Präsenz, die in kostbare, barbarische Roben gekleidet war. Sie kam direkt auf mich zu, wie ein geschleuderter Speer, und ich erkannte sie als eine wilde königliche Frau, von barbarischer Schönheit, die auf Erde Mameena genannt worden war, oder ›Seufzender Wind‹. Und sie ja, sie! – spürte meine Anwesenheit, was andere nicht konnten.
»Bist du hier, Wächter der Nacht, um das Licht zu bewachen?« sagte oder dachte sie, ich weiß nicht welches von beiden, doch die Worte kamen in der Zulu-Sprache zu mir.
»Ja«, fuhr sie fort, »ich weiß, daß du hier bist. Aus einer Entfernung von tausend Meilen habe ich deine Anwesenheit gespürt und mich von meinem eigenen Ort gelöst, um dich willkommen zu heißen, obwohl ich dafür durch glühende Ketten und Sklaverei bezahlen werde müssen. Wie haben die dich willkommen geheißen, die zu sehen du gekommen bist? Haben sie dich in ihre Arme genommen und deine Stirn geküßt? Oder sind sie vor dir zurückgewichen, wegen des Geruchs nach der Erde, der an deinen Händen und Lippen haftet?«
Ich antwortete, daß sie mein Hiersein anscheinend nicht bemerkt hätten.
»Ja, sie haben es nicht bemerkt, weil ihre Liebe zu dir nicht groß genug ist, weil sie zu fein geworden sind für die Liebe. Ich, die Sünderin, bin es nicht, und ich bin bereit, alles für dich zu erleiden und dir einen Platz in meinem stürmischen Herzen zu geben. Also vergiß die anderen und komm zu mir, um mit mir zu herrschen, die ich nach wie vor eine Königin bin in meinem Haus, das ich mit dir teilen will. Dort können wir königlich leben, und wenn unsere Stunde kommt, haben wir wenigstens genossen, was wir genießen konnten.«
Bevor ich darauf antworten konnte, schien irgendeine Kraft dieses wunderbare Wesen zu packen und fortzuwirbeln, doch in meinem Bewußtsein klangen diese Worte nach, die mir von dem ihren zugesandt wurden:
»Für eine kurze Zeit lebe wohl, doch denke daran, daß Mameena, der Seufzende Wind, noch immer eine sündige Frau ist, mit der Liebe einer Frau, und von der Erde, irdisch, die dich gefunden hat, den alle anderen vergaßen. O Wächter der Nacht, bewache meine Nächte, denn dort sollst du das Kind des Sturmes
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