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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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sich herausstellte, war mein vermeintlicher Angreifer jedoch nur Hans, der von irgendwoher hervorkroch, wo er sich versteckt hatte; ein sehr verstörter und verängstigter Hans.
    »Oh, Baas«, sagte er mit leiser, zitternder Flüsterstimme, »bin ich froh, dich wiederzusehen, und auf den eigenen Beinen stehend, und nicht mit den Füßen voran auf einer Bahre, wie ich es erwartet hatte.«
    »Warum?« fragte ich.
    »Oh! Baas, wegen der Dinge, die in jenem Haus geschahen, in dem die große Vrouw { * } , die ihren Kopf in ein Tuch einwickelt, als ob sie Zahnschmerzen hätte, wie eine Spinne in ihrem Nest sitzt.«
    »Was ist geschehen, Hans?« fragte ich, während wir weitergingen.
    »Dieses, Baas: Die Medizinfrau sprach und sprach zu dir und zu Umslopogaas, und während sie sprach, wurden eure Gesichter so, als ob ihr einen halben Krug des bestens Gins zuviel getrunken hättet, solchen, wie ich ihn jetzt gerne haben würde; gleichzeitig weise und albern, und voll und leer, Baas. Dann sankt ihr beide zurück und lagt dort wie die Toten, und während ich mich fragte, was ich wohl tun sollte, und wie ich eure Leichen hinausschaffen könnte, um sie zu begraben, trat die Medizinfrau von ihrem Podest herab und beugte sich über euch, erst über dich, dann über Umslopogaas, und flüsterte jedem von euch etwas ins Ohr. Dann nahm sie die Schlange ab, die aussieht, als ob sie aus Gold gemacht wäre, und die sie um ihre Taille unter dem langen Wischlappen trägt, Baas, und hielt sie an deine Lippen, und an die von Umslopogaas.«
    »Und was dann, Hans?«
    »Danach passierte alles mögliche, Baas, und ich hatte das Gefühl, als ob das ganze Haus durch die Lüfte schwebte, Baas, bestimmt und doppelt so schnell, wie eine Kugel aus dem Gewehr fliegt. Plötzlich war der Raum ringsum mit Feuer gefüllt, so heiß, daß es mich versengte, und so hell, daß es meine Augen tränen machte, obwohl ich sonst ohne zu blinzeln in die Sonne blicken kann. Und, Baas, das Feuer war voller Geister, die einherwandelten; ja, ich sah einige von ihnen auf deinem Kopf und auf deinem Bauch stehen, Baas, und auch auf dem Kopf und dem Bauch von Umslopogaas, während andere zu der weißen Medizinfrau traten und mit ihr sprachen, so leise und ruhig, als ob sie sie auf einem Marktplatz getroffen hätten und ihr Eier oder Butter verkaufen wollten. Und plötzlich, Baas, sah ich deinen verehrten Vater, den Prediger, und er sah rotglühend aus, was er ja wahrscheinlich auch ist am Ort der Feuer. Ich glaubte, daß er auf mich zuträte, Baas, und zu mir sagte: ›Verschwinde von hier, Hans! Dies ist nicht der richtige Ort für einen guten Hottentotten, wie du es bist, Hans, denn diese Hitze können nur die besten Christen längere Zeit ertragen.‹
    Das hat mich erledigt, Baas. Ich antwortete nur, daß ich dich, den Baas Allan, seinen Sohn, seinen Händen übergebe und hoffte, daß du in den Ofen nicht verbrennen würdest, ganz gleich, was mit Umslopogaas geschehen mochte. Dann schloß ich die Augen und den Mund und hielt mir die Nase zu, kroch wie eine Schlange unter jenem Vorhang hindurch, Baas, und lief durch die Halle und über den Hof dieses Kraals, und durch den Torbogen und in die dunkle Nacht hinaus, und dort habe ich seitdem gesessen, meinen Geist gekühlt und darauf gewartet, daß man dich heraustragen würde, Baas. Und jetzt bist du lebend zurückgekommen, und nicht einmal ein Haar auf deinem Haupt ist versengt worden, was wieder beweist, wie wunderbar die Große Medizin Zikalis ist, Baas, da nichts sonst dich aus jenem Feuer errettet haben könnte, nein, nicht einmal dein verehrter Vater, der Prediger.«
    »Hans«, sagte ich, als er seinen Bericht beendet hatte, »du bist ein wunderbarer Bursche, denn du kannst von nichts trunken werden. Bitte erinnere dich daran, daß du heute abend betrunken warst, ja, sehr betrunken sogar, und es niemals wagen solltest, irgend etwas von dem zu wiederholen, was du glaubst gesehen zu haben, als du betrunken warst.«
    »Ja, Baas, ich verstehe, daß ich betrunken war und habe auch schon fast alles vergessen. Aber, Baas, da ist noch eine volle Flasche Brandy übrig, und wenn ich die haben könnte, würde ich viel gründlicher vergessen!«
    Damit erreichten wir unser Haus, und ich fand Umslopogaas vor der Tür sitzen und zum Himmel emporstarren.
    »Guten Abend, Umslopogaas«, sagte ich betont obenhin und wartete.
    »Guten Abend, Wächter der Nacht, den ich fürchtete, in dieser Nacht verloren zu haben, da diese Nacht stärker

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