Sie und Allan
entlang, die reglos wie Statuen standen, und gelangten zu einem Vorhang, der diesen langen, engen Korridor abschloß, und, obwohl ich von diesen Dingen nicht viel verstehe, aus einem kostbaren Gewebe zu bestehen schien, mit reichen Farben und Goldfäden bestickt. Vor diesem Vorhang gebot Billali uns, stehenzubleiben. Dann, nach einem geflüsterten Gespräch mit jemandem, der sich hinter dem Vorhang befand, ließ er uns für fünf Minuten oder mehr allein. Schließlich schlug er den Vorhang zur Seite, und eine hochgewachsene und elegante Frau mit arabischen Gesichtszügen, in eine weiße Robe gekleidet, erschien und winkte uns, einzutreten. Sie sagte nichts und antwortete auch nicht, als ich sie ansprach, was nicht verwunderlich war, da sie, wie ich später feststellte, stumm war. Wir traten hinein und waren sehr darauf gespannt, was wir zu sehen kriegen würden.
Auf der anderen Seite des Vorhangs befand sich ein Raum, der nicht besonders groß war, von Lampen erhellt, deren Licht auf ziselierte Wände fiel. Er wirkte auf mich, als ob er einstmals der Innenhof oder das Allerheiligste eines Tempels gewesen sein mochte, denn an seinem Kopfende befand sich eine Empore, auf der vielleicht der Schrein oder die Statue eines Gottes gestanden haben mochte. Auf dieser Empore befand sich jetzt eine Couch, und auf dieser Couch – eine Göttin!
Dort saß sie, aufrecht und reglos, in reines Weiß gekleidet, das Gesicht von einem Schleier bedeckt, doch ihre Verhüllung war so arrangiert, daß sie die wunderbare Eleganz ihrer Gestalt eher unterstrich als verbarg. Unter dem Schleier, der von der Art war, wie ihn Bräute tragen, quollen zwei glänzende, blauschwarze Zöpfe hervor, an deren Enden je eine große Perle hing. Zu beiden Seiten von ihr standen hochgewachsene Frauen von der Art jener, die uns hereingeführt hatte, und vor ihr, ein wenig rechts, kniete Billali.
Es war etwas einmalig Majestätisches um diese Frau, wie es geschmeichelte Gemälde von Königinnen es ausstrahlen, doch besaß sie eine vornehmere Gestalt als alle Königinnen, deren Konterfeis ich jemals gesehen hatte. Ein Mysterium schien von ihr auszugehen, sie zu umhüllen wie der Schleier, den sie trug, der natürlich diese Wirkung noch verstärkte. Schönheit strahlte von ihr aus; und obwohl ihr Körper verhüllt war, wußte ich, daß er da war; kein Schleier und keine Robe konnten ihn verbergen, jedenfalls nicht meiner Vorstellungskraft. Und sie strahlte auch Macht aus; man konnte sie in der Luft spüren, so wie man ein Gewitter spürt, bevor es losbricht, und es schien mir, als ob diese Macht nicht ganz menschlich wäre, daß sie ihre Kraft aus weiter Ferne bezöge und auf dieser Erde eine Fremde sei.
Um ehrlich zu sein: obwohl meine immer vorhandene Neugier mächtig gereizt war, und obwohl ich jetzt froh war, diese Reise unternommen zu haben, trotz all ihrer Gefahren, hatte ich eine entsetzliche Angst, die so überwältigend war, daß ich am liebsten herumgefahren und davongerannt wäre. Vom ersten Augenblick an war ich mir bewußt, mich in der Gegenwart eines unirdischen Wesens zu befinden, das in einen weichen und perfekten Frauenkörper gekleidet war, etwas, das fremdartig war und nicht menschlich.
Welch ein Anblick! Da saß sie, reglos und schön wie eine perfekte Marmorstatue; nur das Heben und Senken ihrer Brust unter der weißen Robe verriet, daß sie lebte und atmete, so wie andere. Und das war noch an etwas anderem zu erkennen: an ihren Augen! Zunächst konnte ich sie durch den Schleier nicht sehen, doch dann, entweder weil ich mich an das Licht gewöhnt hatte, oder weil sie heller wurden, wie es bei einigen Tieren der Fall ist, wenn sie angestrengt etwas anstarren, war er keine Verhüllung dieser Augen mehr. Deutlich konnte ich sie erkennen: groß und dunkel und herrlich, mit einer leicht bläulichen Färbung in der Iris, verführerisch und doch schrecklich in ihrer majestätischen Hoheit, die durch alles hindurchzublicken schienen, alles wahrnahmen, ohne es bewußt zu sehen. Diese Augen waren wie Fenster, durch die ein Licht herausschien, ein Licht, das von innen kam, das Licht ihres Geistes.
Ich blickte umher, um zu sehen, welche Wirkung dieser Anblick auf meine Begleiter hatte. Sie war höchst seltsam. Hans war auf die Knie gesunken, hatte seine Hände wie im Gebet vor der Brust gefaltet, und sein häßliches Gesicht erinnerte mich an das eines großen Fisches, der an Land geworfen wurde und nach Luft schnappend stirbt. Robertson, aus
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