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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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zwischen ihren Lippen hervortönen gehört haben, von Nada, die weiter von mir entfernt ist als jene Sterne. Es ist gut, daß du die Große Medizin Zikalis auf deiner Brust trägst, Macumazahn, denn vielleicht wird sie dich vor diesen elfenbeinernen Händen beschützen.«
    »Zikali ist auch ein Mitglied dieser Gilde«, sagte ich lachend, »wenn auch kein so hübsches. Aber ich fürchte mich vor keinem, und von dieser, falls sie mehr sein sollte als nur irgendeine Frau, der es gefällt, sich zu verschleiern, hoffe ich, Weisheit zu erlangen.«
    »Ja, Macumazahn, solche Weisheit, wie sie dir Geister und die Toten geben können.«
    »Vielleicht, Umslopogaas. Doch sind wir hergekommen, um Geister und die Toten zu finden, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete Umslopogaas, »wegen dieser und für den Krieg, und ich denke, daß wir von allen dreien genügend finden werden. Ich hoffe nur, daß der Krieg als erstes kommen wird, damit die Toten und die Geister mich nicht vorher verzaubern und mir meine Kraft und meinen Mut nehmen können.«
    Dann trennten wir uns, und da ich zu müde war, um mir auch nur Gedanken über dies alles machen zu können, warf ich mich auf mein Bett und schlief sofort ein.
    Ich wurde geweckt, als die Sonne bereits hoch am Himmel stand, und zwar durch Robertson, der auf den Knien lag und laut betete, was er sich zur Gewohnheit gemacht hatte, und das mir offengestanden allmählich sehr auf die Nerven fiel. Das Gebet ist nach meinem Dafürhalten ein persönliches Gespräch zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer, sofern es nicht in der Kirche stattfindet; außerdem hatte ich nicht das geringste Interesse daran, alles über Robertsons Sünden zu hören, die zahlreich und oft ausgefallen gewesen waren. Es ist schlimm genug, die Last der eigenen Fehltritte tragen zu müssen, ohne auch noch die anderer aufgebürdet zu bekommen, das heißt, sofern man nicht Priester ist und es von Berufs wegen tun muß. Also sprang ich aus dem Bett, um dem zu entrinnen und nachzusehen, wo man sich hier waschen konnte, nur um dem alten Billali in die Arme zu laufen, der in der Türöffnung stand, mit großem Interesse Robertson anblickte und sich den weißen Bart strich.
    Er grüßte mich mit einer höflichen Verneigung und sagte: »Sagt Eurem Gefährten, o Wächter, daß es nicht nötig ist, vor Sie-die-befiehlt – und deren Befehlen man gehorchen muß –«, setzte er nachdrücklich hinzu, »auf die Knie zu fallen, wenn er sich nicht in ihrer Gegenwart befindet, und daß er in so einem Fall gut daran täte, zu schweigen, da so viel Gerede in einer fremden Sprache sie irritieren könnte.«
    Ich lachte laut auf und sagte: »Er liegt nicht auf den Knien, um zu Sie-die-befiehlt zu beten, sondern zu dem Großen-im-Himmel.«
    »In der Tat, Wächter? Nun, wir kennen nur eine Große, und die ist hier auf der Erde, obwohl es sehr gut sein könnte, daß sie gelegentlich den Himmel besucht.«
    »In der Tat, Billali?« antwortete ich ungläubig. »Und jetzt möchte ich dich bitten, mich an einen Ort zu führen, wo man baden kann.«
    »Das Bad ist bereit«, antwortete er. »Kommt!«
    Also rief ich nach Hans, der, das Gewehr in der Armbeuge, herumstand, damit er mir mit Handtuch und Seife folge, von der wir glücklicherweise noch zwei Stück besaßen, und wir gingen einen Weg entlang, der einst eine gepflasterte Straße gewesen war, die zwischen den Steinmauern von Häusern verlief, deren von der Zeit benagte Ruinen noch zu beiden Seiten standen.
    »Wer und was ist die, welche Ihr Eure Königin nennt, Billali?« fragte ich, während wir auf diesem Weg entlangschritten. »Ganz gewiß ist sie nicht von Amahagger-Blut.«
    »Fragt sie doch selbst, Wächter, denn ich kann es Euch nicht sagen. Ich weiß nur, daß ich meine Familie zehn Generationen weit zurückverfolgen kann, und daß mein Ahn des zehnten Gliedes seinem Sohn auf dem Totenbett erklärte – wie es durch die nachfolgenden Generationen überliefert wurde, daß zur Zeit seiner Jugend eine Sie-die-befiehlt das Land schon für mehr Jahrhunderte regiert hatte, als sein Leben Monate zählte.«
    Ich blieb stehen und starrte ihn an, da die Lüge so ungeheuerlich war, daß sie mir die Kraft zur Bewegung zu rauben schien. Als er meinen sehr offensichtlichen Unglauben bemerkte, setzte er herausfordernd hinzu: »Wenn Ihr es bezweifelt, fragt sie doch selbst. Und hier ist es, wo Ihr Euch reinigen könnt.«
    Er führte mich durch die Öffnung einer Rundbogentür und über den verfallenen

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