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Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen

Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen

Titel: Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen von der Lippe
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aber immer öfter. Und es tut mir gut. Wenn ich hingegen lese: Männer haben nur halb so viel Fettgewebe wie Frauen, bin ich echt froh, ein Mann zu sein.
    Was ich Frauen nach wie vor ebenfalls nicht 68
    neide, ist das schier unstillbare Verlangen nach Schuhwerk, Schmuck und Kleidung; für nicht nachahmenswert erachte ich auch die unselige Neigung, ungemein schlichte Geschehnisse verbal nachgerade wagneria-nisch ausufern zu lassen sowie das zeitauf-wendige Schminkgehabe, wobei ich neulich erst im Bereich der Schönheitspflege ein für mich neues Kapitel aufschlug, indem ich auf energische Intervention meiner lieben Frau hin einer rissigen Hornhaut an beiden Hak-ken, die mich persönlich nie gestört hätte, täglich mit schwerem kosmetischen Spezi-algerät auf den Pelz rücke.
    Conclusio: Frauen wecken lebenslang in Männern je nach Lebensabschnitt variieren-de Wünsche, für deren Erfüllung er kämpfen muss – in der ersten Lebenshälfte seinen Spaß, in der zweiten seine Ruhe.

SIE Kinder
    Kinder sind Zauberer mitten unter uns. Ihre Magie üben sie ohne hohen Hut und weiten Umhang aus. Sie benötigen auch nicht die üblichen Hilfsmittel wie Zauberstab und -
    besen, um uns in ihren Bann zu ziehen. An Publikum fehlt es ihnen nie. Millionen von aufgeklärten, souveränen Staatsbürgern hängen an ihren Lippen, um sich die einfachsten Begriffe wie beispielsweise ›Eierlöffel‹ er-klären zu lassen. Und selbst wenn sie noch gar nicht sprechen können, vollführen sie den perfekten Tierzauber, indem sie Opa, einen renommierten Nobelpreisträger und Professor für Atomphysik, in eine Schild-69
    kröte verwandeln, die fröhlich unter dem Tisch herumkriecht und dabei laut ›Ja, wo ist denn das Tüt Tüt?‹ singt.
    Der Anblick von Kindern scheint in den atavistischen Zentren unseres Gehirns etwas loszutreten, das den Verstand außer Kraft setzt und den Emotionen freien Lauf lässt.
    Wie sonst ließe sich erklären, dass wir völlig selbstvergessen unser komplettes Grimas-senprogramm, untermalt von Urlauten ein-setzen, um die Kleinen fröhlich zu stimmen.
    Belohnen sie unsere Bemühungen dann mit einem Lachen, schmelzen wir in einem Zustand der Glückseligkeit dahin. Selbst unsere vierbeinigen Freunde sind ihnen hilflos ausgeliefert und lassen sich von ihnen Dinge gefallen, für die sie Erwachsene sofort bei-
    ßen würden. Die eineinhalbjährige Tochter eines lieben Freundes wollte zum Beispiel unbedingt ihr Fläschchen mit unserem Fox-terrier teilen. Der sonst ganz und gar nicht geduldige Hund ließ es zu, dass sie ihm stundenlang den Nuckel ins Maul stopfte, bevor er die Fütterung mit einem Knurren beendete. Um dem Hund Medizin einzuflö-
    ßen, mussten mein Mann und ich ihm sonst das Maul zubinden und über die Lefzen das Heilgetränk einträufeln. Als wir es auch mal mit der Babyflasche versuchten, hatten wir natürlich keinen Erfolg.
    Wenn Kinder zu sprechen beginnen und ihr momentanes Verständnis ihrer Lebenszu-sammenhänge zum Ausdruck bringen, höre ich begeistert zu. Der kleine Wortschatz hat bei ihnen offensichtlich weit größere Varia-tionsmöglichkeiten als mein mit Vokabeln 70
    geblähtes Autorinnen-Hirn. Mit der Sicherheit eines Profi-Komikers heben sie die Logik aus den Angeln und stellen zu meinem größten Entzücken die Welt auf den Kopf.
    Überraschen Sie Ihren Chef doch mal mit der kindlich logischen Erklärung fürs Zuspätkommen: Als ich heute Morgen auf-stehen wollte, war ich noch nicht wach.
    Deshalb habe ich verschlafen.
    Als wären sie Anhänger des Surrealismus, versetzen uns Kinder ganz nebenbei den berühmten ›image choc‹, der wohltuend befreiend wirkt. Ein Pfirsich ist wie ein Ap-fel mit Teppich drauf. Diese Umschreibung hat für mich mehr Logik als jede lateinische Bezeichnung dieser Frucht. Ebenso geben Kinder bereitwillig Nachhilfe in Realismus.
    Zum Beispiel sagte Basti auf die Frage des Lehrers, wo Bordeaux liege: In Papas Keller.
    Den Stand der Weltgeschichte aus Kinder-mund möchte ich Ihnen auch nicht vorenthalten: Nachdem die Menschen aufgehört hatten, Affen zu sein, wurden sie Ägypter.
    Dann folgte das Zeitalter der Aufklärung.
    Da lernten die Leute endlich, dass man sich nicht durch die Biene oder den Storch fort-pflanzt, sondern wie man die Kinder selber macht. Selbst erinnern wir leider kaum diese Sprachphase der höchst lockeren Handhabung von Logik, Verstand und Phantasie.
    Wollen Sie das noch einmal erleben, machen Sie am besten selbst Kinder. Das ist ganz

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