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Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen

Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen

Titel: Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen von der Lippe
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Rasseln und leichtem Hüftschwung vorgab.
    War es das Bier oder war es diese herzerfri-schende Unterhaltung, die sie plötzlich lok-ker und normal werden ließ, ich weiß es nicht, auf jeden Fall sympathisierten beide mit der Vorstellung, neu geboren zu werden, und fragten, wie man das denn körperlich 65
    durchhält. Es wird extra ein spezielles Bier mit Ginger gebraut, das man überall am Straßenrand bekommt, teilte sie noch
    schnell mit, bevor sie zügig den Ausstieg aus dem Gespräch und der Bundesbahn vornahm. Nun, die Rezeptur dieses Kraftstoffs blieb sozusagen auf der Strecke, aber wenn ihr mich fragt, ist sie ganz einfach: Jungs, redet doch einfach mal.

ER Frauen
    Ich liebe Frauen. Nicht alle, aber so viele wie ich kann, wobei viele es einem auch schwermachen durch Äußerungen in Wort und Bild.
    Man kann unendlich vieles über Frauen sagen, und alles ist falsch. Es gibt keine objektive Wahrheit über die Entität Frau. Nehmen wir einen Satz wie: »Ich bin seit 30 Jahren mit derselben Frau verheiratet.« Er ist falsch. Es ist nicht dieselbe Frau. Sie ist doppelt so alt und doppelt so dick. Mindestens. Aber darum geht es nicht. Eine Frau ist, was sie ist, immer für jemanden. Sie ist für den einen Mann vielleicht das aufregendste Geschöpf im weiten Erdenrund, seine Gattin sieht das vermutlich völlig anders.
    Damit nähern wir uns aber einem entscheidenden Punkt. Das aktuelle Urteil über einen anderen Menschen ist immer abhängig vom Benefit, von der Antwort auf die Frage: Was nützt – in unserem Falle – sie mir? Es ist eine Aussage über die Verwendbarkeit dieses Menschen in den Augen des Betrachters. Wir ahnen jetzt, was Bruce Willis ge-66
    meint haben könnte, als er einmal vom
    »Fuckability-Faktor« im Zusammenhang mit älter werdenden Schauspielerinnen sprach.
    Damals, in meiner Sturm-und-Drang-Zeit, als ich mich nur allzu oft von den Lenden leiten ließ, zeugten meine – wie die Psychologie weiß, in Bruchteilen von Sekunden ge-fällten – Urteile über entgegenkommendes Weibsvolk von einem aus heutiger Sicht wenig verschachtelten Weltbild, wie es Max Goldt einmal ausdrückte. »Heutige Sicht«
    meint dabei ein Stadium, in dem die Blut-hunde der fleischlichen Begierde über weite Strecken des Tages dösend am Kamin liegen und Herrchen dabei zusehen, wie er Schach spielt, liest oder verzückt bei einem Rotspon den Goldbergvariationen lauscht, und zwar in der Cembaloversion von Keith Jarrett.
    Eine Frau sollte, wenn sie mein Wohlgefallen wecken will, Humor haben, will sagen, über meine Scherze lachen, sich in meinem Lebenswerk auskennen und Teile daraus mehrmals täglich lobend erwähnen, was wiederum eine gewisse Reife voraussetzt: Belesen soll sie sein, meine Kochkünste zu schätzen wissen, im Kino an denselben Stellen weinen, na ja, diese Schiene halt.
    Das allabendliche »Ausgehen, die Töchter des Landes zu besehen«, von dem in der Bibel die Rede ist, hat nichts Verlockendes mehr – abgesehen davon, dass es meiner Frau auch nicht recht wäre, mir also gar übel bekäme, sehe ich auch keinen Sinn mehr darin, »mit viel zu jungen Mädchen in viel zu dunklen Bars viel zu teure Getränke zu trinken«, wie Ry Cooder einmal sagte. Es 67
    liegt mir auch nicht mehr so viel daran, immer Recht zu behalten, was eine oft Männern zugeschriebene und vermutlich dem Testosteronüberschuss geschuldete Verhal-tensweise ist. Alters-Weisheit wäre dem-nach nichts anderes als ein sinkender Testo-steronspiegel. Vermutlich aus demselben Grunde käme ich übrigens auch nicht mehr auf die Idee, meine Frau in den Schwitzka-sten zu nehmen, bis sie widerwillig dem Beischlaf zustimmt. Da wäre eher der um-gekehrte Fall vorstellbar. Ich werde mit zu-nehmendem Alter weniger aggressiv, weniger wettbewerbsorientiert, weniger geltungs-bedürftig, kurz, ich werde weiblicher. Wie schön.
    Einparken konnte ich übrigens noch nie, wie mich überhaupt Autofahren ganz allgemein eher ängstigt. Deswegen wäre ich als Frau am besten in Saudi-Arabien aufgehoben, wo sie nicht Auto fahren dürfen. Wenn ich lese, dass Frauen mehr Verbindungsleitungen zwischen den beiden Hirnhälften haben, was eine bessere Kommunikation zwischen den links- und rechtsseitigen Fähigkeiten ermög-licht, bin ich versucht, diese Leitungen beim Schöpfer lauthals auch für mich zu reklamieren. Ich weine auch häufiger als früher bei Büchern, Filmen und Siegerehrungen aller Art. Vielleicht nicht fünfmal so häufig, und meist zwischen 19 und 22 Uhr,

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