Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen
einfach: Wenn man Kinder haben will, muss man heiraten. Heiraten ist gar nicht so schlimm, ein bisschen Sex, aber sonst geht 71
es. Doch zuerst verabreden Sie ein Rendez-vous, denn das ist dazu da, um sich zu amü-
sieren und die Leute sollten diese Gelegenheit nutzen, um sich besser kennenzulernen.
Sogar die Jungs haben irgendetwas Interessantes zu sagen, wenn man ihnen lange genug zuhört. Damit die Ehe ein Erfolg wird, muss man der Frau sagen, dass sie schön ist, auch wenn sie aussieht wie ein Lastwagen. Falls Ihnen das zu kompliziert ist, gibt es eine Alternative: Eigentlich ist adoptieren besser. Da können sich die Eltern ihre Kinder aussuchen und müssen nicht nehmen, was sie bekommen.
Die Krönung aller Kinder-Philosophie steckt für mich in dem Ausspruch: Egal, wo man sich v ersteckt, die Liebe findet einen immer.
Da will man doch sofort das nächstbeste Versteck aufsuchen.
ER Kinder
Was ich auch sehr liebe, sind Kinder; leider sind wir ganz in Weiß eingerichtet. Gott sei Dank hat meine Frau aus erster Ehe einen kleinen Buben, sodass wir uns weitere Kinder schenken konnten. Natürlich ist die Vorstellung, im Alter von einer dankbaren Kin-derschar liebevoll umhegt zu werden, wunderbar, nur deckt sie sich recht selten mit dem, was man so beobachtet. Fest steht nur, dass die kleinen Racker einen Haufen Kosten und Stress machen. Trotzdem mag es gute Gründe dafür geben, schwanger zu werden. Wenn eine Frau an Bulimie leidet, also Heißhungerattacken, gefolgt von Erbre-72
chen, ist Schwangerschaft genau das Richtige, um die Krankheit zu kaschieren. Dann kann die Frau sagen, ich bin schwanger, ach, super, was wird es, wann kommt es, wie soll es heißen?
Das ist ja auch so ein Punkt, die Streiterei um den Namen, sie will Doreen, er Britney, und wenn’s dann da ist, einigt man sich auf Quincy. Die Deutschen drehen ja mittlerweile frei, was Namensfindung angeht. Irgend jemand müsste diesen Hirnis mal sagen, dass nicht sie es sind, die später in der Schule verarscht werden. Ey, guck mal, da kommt Celina-Tiana, hallo, Jaden Gil, alte Sackpfeife, wie läuft's denn? Mit wem gehst du ins Kino, mit Hannibal? Nein, ich weiß noch nicht, entweder mit Nimrod, Sidd-hartha oder Ray Charles. Ohne Scheiß, das sind Namen, die bereits mehrmals an Kinder deutscher Nationalität vergeben wurden.
Warum also noch mal Kinder? Männer
möchten gerne beweisen, dass sie nicht im-potent sind, und kommandieren gerne rum.
Beides gute Gründe, sollte man meinen. Nur sind etwa 10 Prozent aller Kinder nicht vom Ehemann, und der Gesetzgeber steht nicht gerade auf Seiten der Gehörnten, wenn sie wissen wollen, was Sache ist. Und das mit dem Rumkommandieren ist auch nicht mehr wie früher, seit immer mehr gewaltbereite Adoleszenten auch noch schwerbewaffnet daherkommen. Seit der Taschengeldbedarf durch Markenzwänge auf dem Bekleidungs-sektor, Handyseuche und Tabaksteuererhö-
hungen vom Normalverdiener ohne zusätzliche Schwarzarbeit nicht zu decken ist, sind 73
hübsche Überraschungen wie diese vermutlich an der Tagesordnung: Die Oma ruft an und sagt, Euer Andi hat mir aber einen ko-mischen Brief geschrieben: »Liebe Oma, vielen Dank für den Hunni, jetzt brauch ich zwei Tage nicht am Bahnhof auf Freier zu warten.«
Eltern heutzutage neigen auch in gesund-heitspolitischen Fragen zur Überreaktion. Da wird bei den ersten Anzeichen einer Erkältung der Rettungshubschrauber bestellt, und wenn der Sprössling irgendwas verschluckt, hat niemand mehr die Geduld, zu warten, bis es hinten wieder rauskommt. Wenn ich mir früher den Magen verkorkst und die Bude vollgekotzt habe, hätten meine Eltern eher einen Anstreicher als den Arzt geholt.
Trotzdem muss ich sagen, dass Kinder sehr zu meinem Glück beitragen, wirklich. Folgende Situation: Ich sitze mit meiner Frau in unserer Lieblingspizzeria mit der besten Pizza der Welt, die ich mir nur einmal im hal-ben Jahr gönne, wegen der Kalorien, außerdem haben sie einen sardischen Wein, den man sonst nirgendwo bekommt. Es sind viele Familien mit vielen Kindern da, sie rennen rum, knallen vor meinen Stuhl, sodass die Gabel fehlgeht und mir eine Fleisch-wunde in der Backe beibringt. Nun, es hätte mich auch das rechte Auge kosten können, oder noch schlimmer: Das Stück Pizza hätte runterfallen können. Von rechts Geplärr, ei-ne unangenehm hohe Frauenstimme stimmt mit etwa 70 dB ein: »Genoveva, warum hast du Marc Aurel den Laserpointer wegge-nommen, möchtest du darüber
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