Sie
Sie jemals verfasst haben. Und wenn das verrückt ist, dann bringen Sie mich in die Klapsmühle.«
Oh, Annie, wenn das nur jemand tun würde, dachte er, und bevor er es verhindern konnte, bellte er: »Sie haben mir auch meinen beschissenen Fuß abgehackt!«
Ihre Hand schoss schnell wie eine Peitsche nach vorn und schlug ihm mit einem leisen Knall den Kopf zur Seite.
»Gebrauchen Sie nicht dieses Wort in meiner Gegenwart«, sagte Annie. »Ich wurde anständig erzogen, Sie offenbar nicht. Seien Sie froh, dass ich Ihnen nicht Ihre Männerdrüse abgeschnitten habe. Ich habe nämlich daran gedacht, wissen Sie.«
Er sah sie an. Sein Magen fühlte sich wie das Innere einer Eiswürfelmaschine an. »Das weiß ich, Annie«, sagte er leise. Sie riss die Augen auf, und für einen Augenblick sah sie verblüfft und schuldbewusst zugleich aus - ungezogene Annie statt böse Annie.
»Hören Sie mir zu. Hören Sie mir gut zu, Paul. Es wird alles gut, wenn es dunkel wird, bevor jemand kommt
und sich nach diesem Burschen erkundigt. In eineinhalb Stunden wird es ganz dunkel sein. Wenn vorher jemand kommt …«
Sie griff in die Khakitasche und brachte die.44er des Polizisten zum Vorschein. Das Kellerlicht spiegelte sich in der zickzack-förmigen Narbe, die die Klinge des Rasenmähers in den Lauf gerissen hatte.
»Wenn vorher jemand kommt, dann haben wir das hier«, sagte sie. »Für denjenigen, der kommt, und dann für Sie und mich.«
18
Sobald es dunkel war, sagte sie, wollte sie den Polizeiwagen zu ihrem Lachplatz fahren. Neben der Blockhütte befand sich ein Anbau, wo sie das Auto sicher verstecken konnte. Sie war der Meinung, die einzige Gefahr einer Entdeckung bestand auf der Route 9, aber selbst dort würde das Risiko gering sein - sie musste dort nur vier Meilen zurücklegen. Sobald sie die 9 verließ, würde sie auf Nebenstraßen in die Berge fahren, von denen viele gar nicht mehr benutzt wurden, weil grasendes Vieh dort oben eine Seltenheit wurde. Ein paar dieser Straßen, sagte sie, waren durch Tore abgesperrt - sie und Ralph hatten Schlüssel dafür bekommen, als sie das Haus gekauft hatten. Sie mussten nicht danach fragen, die Besitzer des Landes zwischen der Straße und der Hütte gaben sie ihnen. Sie nannten es Nachbarschaftshilfe , sagte sie Paul und schaffte es, ein freundliches Wort mit ungeahnten Nuancen zu versehen: Argwohn, Verachtung, bittere Belustigung.
»Jetzt, wo ich gesehen habe, wie wenig man Ihnen vertrauen kann, würde ich Sie gern mitnehmen, um Sie im Auge zu behalten, aber das geht nicht. Ich könnte Sie im Kofferraum des Polizeiwagens hochbringen, aber Sie wieder herunterzubekommen wäre unmöglich. Ich werde mit Ralphs Geländemotorrad zurückfahren müssen. Wahrscheinlich falle ich herunter und breche mir meinen bedummdusselten Hals! «
Sie lachte fröhlich, um zu zeigen, was für ein Witz das für sie wäre, aber Paul stimmte nicht mit ein.
»Wenn das geschehen würde, Annie, was würde dann aus mir werden?«
»Mit Ihnen wäre alles in Ordnung, Paul«, sagte sie heiter. »Herrje, Sie sind so ein Sorgenpinsel!« Sie ging zu einem der Kellerfenster und blieb einen Moment dort stehen, sah hinaus und schätzte ab, wie weit der Tag fortgeschritten war. Paul sah sie missvergnügt an. Wenn sie vom Motorrad ihres Mannes fiel oder von einer dieser unbefestigten Bergstraßen abkam, dann wäre mit ihm schwerlich alles in Ordnung. Er glaubte nämlich, dass er dann hier unten einen erbärmlichen Tod sterben würde, und wenn das geschehen war, wäre er eine willkommene Mahlzeit für die Ratten, die augenblicklich zweifellos diese unliebsamen Zweibeiner betrachteten, die in ihr Reich eingedrungen waren. Die Tür der Vorratskammer hatte jetzt auch ein Kreig-Schloss, und der Riegel an der Kellerluke war fast so dick wie sein Handgelenk. Die Kellerfenster waren, wie um Annies Paranoia widerzuspiegeln (und daran war nichts Seltsames, überlegte er; spiegelten nicht alle Häuser nach einer Weile die Persönlichkeit ihrer Besitzer wider?), wenig mehr als schmutzige
Schießscharten, etwa fünfzig Zentimeter lang und fünfunddreißig breit. Er glaubte, selbst in Bestform hätte er sich da nicht hindurchzwängen können, und in Bestform war er ganz und gar nicht. Es gelang ihm vielleicht, eines aufzubrechen und um Hilfe zu rufen, wenn sich jemand hier zeigte, bevor er verhungert war, aber das war ein schwacher Trost.
Die ersten Wogen des Schmerzes flossen wie vergiftetes Wasser seine Beine hinunter. Und das
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