Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
Vom Netzwerk:
gesehen?« fragte Sparks und hielt ihr die Fotografie der Frau hin, die er vor dem Gebäude von Rathborne & Sons aufgenommen hatte.
    »Nein, habe ich nicht«, sagte sie, nachdem sie das Bild einen Moment studiert hatte. »Ist das Lady Nicholson?«
    »Ich nehme es an«, sagte Sparks. »Sie sind jünger als sie. Sie haben sich an jenem Abend so geschminkt, daß Sie älter wirkten.«
    Sie nickte.
    »Ich glaube, jemand hat Sie im Oktober während des Londoner Auftritts gesehen und für diese Arbeit ausgewählt, weil Sie Lady Nicholson ähneln. Die anderen Darsteller waren relativ belanglos.
Sie
waren der Schlüssel zu ihrem Plan.«
    »Aber warum sollte man sich all diese Mühe machen?« fragte Stoker.
    »Als Schutzmaßnahme gegen den Eventualfall, daß unser Freund Dr. Doyle die echte Frau irgendwann einmal gesehen hat. Ich versichere Ihnen, daß der Mann, der für all dies verantwortlich war, zu noch absoluterer Gründlichkeit fähig ist als dieser.«
    »Aber was, in Gottes Namen, war seine Absicht?« platzte Stoker mit deutlicher Frustration heraus.
    »Der Mord an Dr. Doyle«, sagte Sparks.
    Stoker lehnte sich zurück. Eileen drehte sich um und sah Doyle erneut an. Er sah, daß sie Schmach empfand, und zwar seinetwegen. Allmählich verstand er, wie es um die seelische Kraft der Frau wirklich bestellt war.
    »Hat der Mann Ihnen das Medium vor dem Seanceabend vorgestellt?« fragte Sparks.
    »Nein. Wir sind wohl alle davon ausgegangen, daß sie ebenfalls eine Schauspielerin sei. Er sagte, auch er würde eine Rolle spielen. Er war an diesem Abend geschminkt. Sie haben ihn als dunkelhäutig beschrieben; in Wirklichkeit war er ziemlich blaß.«
    »Es war wieder unser Freund Professor Vamberg, Doyle«, sagte Sparks beiläufig.
    »Wirklich?« fragte Doyle emsig, er empfand eine fast elende Dankbarkeit, ein kameradschaftliches Wort von Sparks zu hören. »Man kann wirklich nicht sagen, daß wir es ihm nicht gegeben hätten.«
    »Nein. Wenn wir ihn das nächste Mal sehen, müßte er deutlich hinken.«
    Doyle verspürte innerlich einen entschieden unfreundlichen Ansturm von Befriedigung, als ihm einfiel, wie das Schießeisen in seiner Hand losgegangen war. Er erinnerte sich an das schmerzhafte Brüllen des Mannes.
    »Was sollten Sie den Anweisungen des Mannes gemäß am Abend der Seance tun?«
    »Er wollte, daß wir unsere Rollen schon auf der Straße spielten für den Fall, daß sein Freund uns vor dem Haus sah. Wir haben uns ein paar Blocks von dem Haus entfernt mit ihm getroffen. Dennis und ich wurden von einer Kutsche mitgenommen. Ein anderer Mann, der unseren Kutscher Tim spielte, hat uns vor der Haustür abgesetzt.«
    »Hieß der Mann wirklich Tim?«
    »Wir kannten ihn nicht. Er hat auch nicht mit uns gesprochen. Kurz nachdem wir in die Kutsche gestiegen waren, und dieser Professor so wie Sie ihn nennen zur Seance ging, habe ich allerdings gehört, daß er ihn Alexander nannte.«
    Gütiger Gott, er war es, dachte Doyle. Der Kutscher, mit dem er sich vor der Cheshire Street 13 unterhalten hatte, war Alexander Sparks gewesen! Er war dem Mann so nahe gewesen, wie nun seinem Bruder. Es lief ihm kalt über den Rücken. Der Mann war perfekt und vollendet in seiner Rolle aufgegangen.
    »Miß Temple«, warf Doyle ein, »die Dinge, die wir während der Seance gesehen haben ... Hat man Ihnen vor der Vorstellung gezeigt, wie sie funktionieren?«
    Eileen nickte. »Da war eines dieser Geräte ... Wie heißen sie doch gleich? Laterna Magica. Sie war hinter den Vorhängen versteckt und projizierte ein Bild in die Luft...«
    »Das Bild des kleinen Jungen«, sagte Doyle.
    »Bei dem ganzen Rauch sah es so aus, als bewege es sich. Man konnte kaum sagen, wo es herkam ... Und von der Decke hingen Drähte herab, an denen die Trompeten und der Kopf der abscheulichen Bestie befestigt waren ...«
    »Das haben Sie vor der Seance gesehen?«
    »Nein, aber natürlich bin ich davon ausgegangen«, sagte sie und schaute sich rückversichernd um.
    Doyle nickte zögernd.
    »Welche genauen Anweisungen hat man Ihnen erteilt, wie Sie sich Dr. Doyle gegenüber verhalten sollten?« fragte Sparks. »Hat man seinen Namen erwähnt?«
    »Nein. Mir wurde gesagt, es handele sich um einen Arzt, nach dem die Figur, die ich spielte, geschickt habe, um ihn um Hilfe zu bitten. Mein Sohn sei entführt worden, ich hätte mich zwar widerwillig an das Medium gewandt, um seinen Rat einzuholen, doch da ich unsicher über die Absichten der Frau sei, hätte ich dem Doktor

Weitere Kostenlose Bücher