Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
Vom Netzwerk:
geschrieben und ihn gebeten, uns dort zu treffen.« Sie blickte Doyle erneut an. »Doch als er eintraf ich weiß nicht warum -, spürte ich plötzlich, daß irgend etwas nicht stimmte ... daß die Geschichten, die man uns erzählt hatte, Lügen waren. Ich habe es an Ihrem Gesicht gesehen. Die anderen haben weitergespielt. Ich weiß nicht einmal, ob sie es überhaupt bemerkt haben. Ich wollte irgend etwas zu Ihnen sagen, Ihnen irgendein Zeichen geben, aber als die Sache anfing, hat sie mich dermaßen umgehauen ...«
    »Haben Sie das, was Sie sahen, für echt gehalten?« fragte Doyle.
    »Ich hatte keine Möglichkeit, es zu beurteilen. Das heißt, ich wußte zwar, was man auf der Bühne alles machen kann, aber ...« Eileen schüttelte sich unwillkürlich und hüllte ihre Schultern mit den Armen ein. »An der Berührung durch die Hand dieser Frau war etwas so Abscheuliches ... Irgend etwas ... Unsauberes. Und als die Kreatur im Spiegel erschien und mit grauenhafter Stimme zu reden begann ... Da hatte ich das Gefühl, den Verstand zu verlieren.«
    »Ich auch«, sagte Doyle.
    »Dann erfolgte der Angriff«, sagte Sparks.
    »Ein Angriff sollte Bestandteil der Vorstellung sein. Wir hatten ihn einstudiert. Wir alle sollten unter den Händen der Eindringlinge sterben.« Dr. Doyle hätte dann eine Reaktion gezeigt, und wir wären alle wieder aufgestanden und hätten uns auf seine Kosten amüsiert. Doch als diese Männer in den Raum kamen ... Es waren nicht die, die wir zuvor gesehen hatten. Ich hörte den Schlag, der Dennis zu Boden sinken ließ ... Ich sah den Blick in seinen Augen, als er fiel, und ...«
    Ihre Stimme versagte. Sie drückte eine Hand auf ihre Stirn, senkte den Blick und bemühte sich mit enormer Willensanstrengung, ihre Gefühle im Gleichgewicht zu halten.
    »... ich wußte, daß er tot war und man die Absicht hatte, Dr. Doyle umzubringen. Man hatte dieses Ziel von Anfang an verfolgt. In diesem Moment fand ich zumindest im Geiste meine Stimme wieder und betete: Wenn sie mir das Leben für die Rolle nehmen wollten, die ich in diesem Stück gespielt hatte, wollte ich es für das Ihre geben. Dann spürte ich das Messer an meiner Kehle und das Blut, das an mir herunterlief ... Ich hatte keinen Grund anzunehmen, daß es nicht das meine war. Ich fiel hin. Ich glaube, ich habe die Besinnung verloren, und die nächsten Momente sind unklar ...«
    Sie schloß die Augen und holte tief Luft. Als sie sie ausstieß, schüttelte sie sich und kämpfte erneut gegen die Tränen. Sie hat die Wahrheit gesagt, dachte Doyle; das größte Theatergenie der Welt könnte nicht so wirkungsvoll simulieren.
    »Ich kam wieder zu mir, als Sammy und seine Frau mich aus dem Haus trugen. Sie waren zwar nicht verletzt, aber hinter uns hörten wir Stöhnen, Schreie, Schüsse und Chaos. Es war ein schrecklicher Schock, als mir klar wurde, daß ich noch lebte und daß alles, woran ich mich erinnerte, wirklich passiert war ... daß man Dennis umgebracht hatte.«
    »Haben Sie den Kutscher vor der Tür gesehen?« fragte Sparks. Sie schüttelte den Kopf. »Die Kutsche war nicht mehr da. Wir sind gerannt. Irgendwann begegneten uns dann auf der Straße Menschen. Emma schrie in einem fort. Sammy hat sich verzweifelt bemüht, sie zu beruhigen, aber sie ließ sich nicht zum Schweigen bringen. Er konnte sie nicht trösten. Er bestand darauf, es sei sicherer für uns, wenn wir uns trennten, also gingen wir unsere eigenen Wege. Er gab mir sein Taschentuch, damit ich mir das Blut von der Kehle wischen konnte. Ich habe sie nicht wiedergesehen. Mr. Stoker hat mir erzählt, was aus ihnen geworden ist ... Ich habe versucht, mich einigermaßen herzurichten. Ich wagte nicht, in das kleine Hotel zurückzugehen, in dem wir abgestiegen waren. Ich lief bis zum Morgen herum, dann nahm ich mir irgendwo in Chelsea ein Zimmer. Ich hatte meine Gage bei mir. Ich zog in Erwägung, zur Polizei zu gehen, doch meine Rolle in dem Spiel war mir unmöglich zu erklären. Ich hätte mich nur blamiert. Was hätte ich der Polizei denn sagen sollen?«
    Doyle nickte verständnisvoll; er wollte ihr die Absolution erteilen. Es tröstete sie nicht, sie schüttelte, sich selbst tadelnd, den Kopf und senkte ihren Blick.
    »Ich wollte nur noch eines: zum Ensemble zurückzukehren, um den anderen zu berichten, was passiert war. Ich hoffte, sie könnten mir raten, was ich tun sollte. Also versuchte ich mich daran zu erinnern, wo sie auftraten - ich wußte, es war irgendwo im Norden, aber ich war

Weitere Kostenlose Bücher