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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Verschwörung stand, waren berechtigterweise nur wenige Individuen in sie verwickelt. Verschwörungen erforderten Geheimnistuerei. Je mehr Personen von ihr wußten - so war nun einmal die menschliche Natur -, desto schwieriger konnte man sie geheimhalten. Die Dimensionen, mit denen man die Cheshire Street 13 in diesen wenigen Stunden aufpoliert hatte, deuteten in der Tat auf eine Verschwörung hin. Wie hielt man die erforderlichen Untergebenen bei der Stange? Mit Angst. Ihre Fähigkeit, Angst zu erzeugen, mußte demnach ungeheuer sein. Schwarze Magier? Doyle kannte zwar keinen persönlich, aber das war keine Garantie dafür, daß sie nicht wirklich existierten.
    Und was sein Manuskript betraf... Sicher, er hatte die Identität der Schurken selbst ersonnen, und wenn er ehrlich war, war seine Erfindung gar nicht übel. Doch was ihre tatsächlichen Ziele, Mittel, Motive und dergleichen anging, sah die verfluchte Wahrheit so aus, daß er in diesen Punkten für »Die dunkle Bruderschaft« das Wesentliche mehr oder weniger bei der Blavatsky abgekupfert hatte. Was die Frage aufwarf:
    Wenn sie wegen seines Romans hinter ihm her waren, wie nahe war die irre Russin der Wahrheit wirklich gekommen? Und wenn sie auf der richtigen Spur gewesen war, welchen Glauben sollte man dem Rest ihrer verrückten Werke schenken?
    Die Seance. Schon problematischer. Vielleicht. Das schwebende Medium: Drähte und Rollen. Den Spiegel hätte man eventuell recht gut mit, nun ja, Spiegeln erzeugen können. Der Kopf des Ungeheuers war irgendeine Marionette, die vielleicht in dem Bündel versteckt gewesen war, das er den Jungen ins Haus hatte bringen sehen. Schlußfolgerung: Es gab möglicherweise logische Erklärungen für die Effekte, deren Zeuge er gewesen war, wenn auch von raffinierterer und ausgeklügelterer Art, als sie ihm je zuvor untergekommen waren ...
    Moment mal. Er wandelte wie ein Vikar an einem Feiertag durch einen Garten unirdischer Freuden. Es blieb noch immer die Tatsache, daß sich in London blutleere blinde Menschen herumtrieben, die orientalische Dolche schwangen und versucht hatten, ihn wie eine Weihnachtsgans auszunehmen. Und er hatte noch andere Dinge gesehen: Eine dicke Frau, die in der Luft schwebte; schwarze Schatten, die sein Herz fast zum Stillstand gebracht hatten; ein rotäugiges Individuum in einem Phantomspiegel und die aufgeschlitzte arme Hure. Den tot zu Boden sinkenden Bruder. Lady Nicholsons Sohn, allein im finsteren Gehölz. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht, als man die Klinge über ihren Hals ...
    Doyle schüttelte sich, zog den Mantel enger um seine Schultern und sah sich im Raum um. Niemand schaute ihn an.
    Ja, in Ordnung, gestand er sich ein, ich war schon halbwegs in sie verliebt. Vielleicht sind sie hinter mir her, dachte er, doch das, was sie der armen Frau und ihrer Familie angetan haben, läßt mein Blut kochen. Sie glauben, sie hätten mich vertrieben, in die Flucht geschlagen, aber Rache ist ein Gericht, das man in Irland seit zahllosen Generationen kalt serviert. Wer diese gottlosen Teufel auch sein mögen, sie werden noch erfahren, wie sehr sie den auf diesem Stuhl sitzenden Iren unterschätzt haben.
    Sacker. Die Begegnung in der Kutsche, sämtliche damit verbundenen Schrecken. Er hatte kaum die Zeit gehabt, eine sachdienliche Frage zu stellen. Doyle zückte Sackers Visitenkarte. Er mußte mit diesem Mann sprechen, solange er selbst noch geistig beieinander war. Wenn er die Eisenbahn nahm, war Cambridge kaum zwei Stunden entfernt. Der Kutscher Tim hatte ihm erzählt, Lady Nicholsons Bruder habe dort die Universität besucht. Vielleicht gab es da eine Verbindung? Endlich hatte er Gelegenheit, seinem Mangel an ärztlichem Erfolg dankbar zu sein, denn er hatte keine schwerkranken Patienten, für die seine plötzliche Abwesenheit eine Katastrophe darstellte. Er wollte auf der Stelle zur Liverpool Station aufbrechen.
    Doyle steckte die Karte wieder ein, und sein Blick fiel auf den Umschlag des verschandelten Buches.
Isis Entschleiert.
Er war in einem solchen Zustand gewesen, daß er es nicht einmal bemerkt hatte. Er hob es hoch und schirmte es vom Rest des Raumes ab. Blavatsky: Eine passende Gefährtin für die Reise, auf die er sich begeben wollte. Ihr Foto war durch die gewellte Schicht noch immer zu erkennen ...
    Gütiger Himmel. Nein, das konnte nicht sein. Er schaute es noch einmal an. Tatsächlich!
    Die Frau, die er in der vergangenen Nacht zusammen mit der Petrovitch auf der Treppe seines Wohnhauses

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