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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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dazugehörige Grundstück völlig zu umschließen. Die höchsten Brustwehren und Zinnen von Topping Manor, eines spätgotischen Meisterwerks, waren oberhalb und hinter der mysteriösen Befestigung sichtbar. Aus keinem Schornstein stieg Rauch auf. Kein Tor und kein Eingang unterbrachen den Wall. Von ihrem Standort aus betrachtet, sprach das primitive Hervorbrechen dieser Barrikade ausschließlich von Entsetzen, Eile und Wahnsinn ...
    »Gütiger Gott!«
    »Man könnte fast meinen, das Schicksal unserer Party sei irgendwie in Gefahr«, sagte Sparks.
    »Was ist hier passiert?«
    »Barry«, instruierte Sparks den Kutscher, »fahr einmal mit der Kutsche um den Wall und schau nach, ob es eine Einfahrt gibt. Der Doktor und ich machen uns zu Fuß auf den Weg.«
    Barry tippte an seine Mütze und fuhr los, um die Festung zu umrunden. Sparks und Doyle suchten sich einen Weg durch das verwüstete Feld.
    »Was sehen Sie, Doyle? Was sagt Ihnen dies?«
    »Das Feuer ist erst kürzlich gelegt worden. Ich würde sagen, in der letzten Woche. Die Verfärbung der Baumstümpfe untermauert es. Ich nehme an, sie sind innerhalb eines kurzen Zeitraumes gefällt worden.«
    »Von einer großen Anzahl zusammenarbeitender Männer«, sagte Sparks.
    »Wie weit ist der nächste Ort entfernt?«
    »Mindestens fünf Meilen. Den Wall haben aber keine Fachleute angelegt, Doyle. Die Dienerschaft des Landhauses muß ihn errichtet haben.«
    »Ohne Beaufsichtigung oder irgendeinen erkennbaren Bauplan.«
    »Ohne Fugen und Zapfenlöcher. Man hat keinen Gedanken an Qualität oder lange Haltbarkeit verschwendet.«
    »Jemand wollte die Barrikade schnell errichtet haben.«
    »Warum, Doyle?«
    Doyle blieb stehen und sah sich den Wall aus etwa drei Metern Entfernung an. Er bemühte sich, die Panik und Bedrängnis seiner Erbauer nachzuempfinden. »Weil man keine Zeit hatte. Weil etwas im Anmarsch war. Etwas, das man nicht im Haus haben wollte.«
    »Man hat den Bau vor dem Tod Lady Nicholsons und ihres Bruders begonnen. Wie lange, hat sie gesagt, wurde ihr Sohn vermißt?«
    »Drei Tage vor der Seance.«
    »Also bevor er entführt wurde. Das könnte der Grund gewesen sein. Angst vor Mißhandlung. Beschütze deine Jungen - der älteste Instinkt des menschlichen Herzens.«
    »Ein Kind kann man fortbringen, wegschicken«, konterte Doyle. »Der Grund ist mir fast zu vernünftig. Ich habe eher den Eindruck, als hätten wir es hier mit dem Werk eines Wahnsinnigen zu tun.«
    »Oder eines in den Wahnsinn Getriebenen.«
    Sparks musterte grimmig die Höhe des Walls. Zwei helle Pfiffe einer Kutscherpfeife lenkten ihre Aufmerksamkeit nach rechts.
    »Barry«, sagte Sparks. Er begann zu laufen und rief seinem weniger agilen Gefährten über die Schulter zu: »Kommen Sie mit, Doyle, trödeln Sie nicht herum!«
    Doyle rannte ihm nach, umrundete die Ecke und bog nach links ab. Barry winkte ihnen zu. Er stand neben dem Brougham, etwa vierhundert Meter entfernt, auf der Hälfte der sichtbaren Länge des Walls. Zwar gelang es Doyle, mit Sparks Schritt zu halten, doch als sie schließlich bei Barry ankamen, war er völlig außer Atem.
    Sparks' Faktotum hatte sie zu einer primitiv in die Barriere geschlagenen Passage gerufen, die einen Kopf größer war als ein Mensch und etwa doppelt so breit. Der Boden war von Holzsplittern übersät, die meisten davon vor dem Eingang. Auch eine verwitterte Axt lag in der Nähe. Als sie durch die Öffnung schauten, erkannten sie die Stallungen und dahinter das Haus. Sowohl in seinem Inneren als auch auf dem Anwesen selbst gab es keinerlei Anzeichen oder Geräusche von Leben.
    »Mach weiter, Barry«, ordnete Sparks an. »Ich wette, dies ist der einzige Zugang zum Haus.«
    Barry sprang auf den Kutschbock und fuhr weiter am Wall entlang.
    »Hier hat sich jemand einen Eingang verschaffen wollen, keinen Ausgang«, sagte Doyle, der die Ränder der Lücke eingehend untersuchte.
    »Und zwar nach Fertigstellung des Walls.«
    Doyle nickte zustimmend. »Aber wer? Freund oder Feind?«
    »Wenn man jemanden abwehren will, spricht einiges für die letztere Möglichkeit, finden Sie nicht?«
    Obwohl sich hinter dem Wall nichts rührte, blieben sie dort, wo sie waren - als bestünde zwischen ihnen und dem Grundstück von Topping Manor irgendein festes Hindernis, das so solide war wie der Wall selbst. Dann kehrte Barry von seiner Inspektionsfahrt zurück, um zu bestätigen, daß diese Pforte in der Tat der einzige Durchgang war.
    »Sollen wir also einen Blick riskieren?«

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