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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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fragte Sparks beiläufig. »Nach Ihnen, Jack«, sagte Doyle.
    Sparks befahl Barry, bei den Pferden zu bleiben, zog den Degen aus seinem Spazierstock und begab sich als erster durch die Lücke. Doyle zog seinen Revolver und gesellte sich zu ihm. Sie begannen damit, den inneren Umkreis des Walls abzuschreiten, wobei sie sich eng an der Schanze hielten. Es wurde deutlich, daß der Hauptteil der Arbeit an dem Wall von innen bewerkstelligt worden war. Leitern und Stapel nicht verwendeter Stämme lagen reichlich herum. Heuballen und andere Bindemittel lagen neben Gruben voller erstarrtem Ton. Der Wall verlief konstant fünfzig Meter vor der Vorderseite des Gebäudes, doch dahinter, wo die Architektur des Landhauses ein wenig ausuferte, reichte er deutlich näher heran und war an mancher Stelle kaum mehr als drei Meter vom Gebäude entfernt.
    Das Grundstück, zuvor eindeutig unbefleckt, war ein Trümmerfeld. Die Hecken waren niedergetreten, Standbilder umgeworfen, das Gras zertrampelt und aufgerissen. Ein Stück des Walls verlief mitten durch die Überreste eines von fachmännischer Hand geschnittenen Ziergartens. Merkwürdige, dürre Reste der ehemaligen Tierfiguren ragten aus dem Erdreich, als hätte ein Zug sie getrennt. Der Kinderspielplatz war auf ähnliche Weise verwüstet, überall sah man zerschmettertes Spielzeug verstreut. Ein verwittertes Steckenpferd lag dort, wo es hingefallen war, auf einem Sandhügel; seine bemalten Gliedmaßen eine Parodie der Leichenstarre.
    Die Parterrefenster waren von innen verrammelt, die Vorhänge um willkürlich ausgesuchte Bretter, Tische und Türen gewickelt, die man aus den Scharnieren gehoben hatte. Manche Fenster waren zerschlagen, das Glas war nach innen gefallen. Alle Türen, die sie überprüften, waren verschlossen und unbeweglich.
    »Versuchen wir es an den Stallungen«, sagte Sparks.
    Sie überquerten das Grundstück und betraten den freistehenden Stall, der der kiesbestreuten Zufahrt gegenüberlag. Man hatte keine vergleichbaren Anstrengungen unternommen, ihn zu schützen. Das Tor stand offen. Sättel und Zaumzeug waren im Futterraum in Regalen und Gerüsten aufgereiht. Das Quartier des Stallburschen war sauber und aufgeräumt; das Bett gemacht; persönliche Gegenstände füllten Schubfächer und Nachtkonsolen. Auf dem Tisch im Wohnzimmer lag ein halbgegessenes Kidney Pie auf einem Teller, daneben standen eine Teekanne und ein Becher mit kaltem Tee. Der ordentliche Zustand der Wohnung war angesichts des monströsen Durcheinanders in ihrer Umgebung zutiefst verunsichernd. Sparks öffnete eine knarrende Tür, die direkt in den Stall führte. Er schien leer zu sein.
    »Hören Sie mal, Doyle«, sagte Sparks leise. »Was hören Sie?«
    »Nichts«, sagte Doyle einen Augenblick später.
    Sparks nickte. »Dies ist aber ein Stall.«
    »Keine Fliegen«, sagte Doyle, als ihm klar wurde, was er vermißte.
    »Und draußen keine Vögel.«
    Sie schritten durch den Mittelgang und öffneten eine Pferdebox nach der anderen. Sie waren zwar alle leer, doch in einigen hing noch der Pferdegeruch in der Luft.
    »Sie haben die meisten ganz zu Anfang freigelassen«, vermutete Sparks.
    »Einige werden sie aber gebraucht haben, um das Holz herzuschaffen, meinen Sie nicht auch?«
    »Ja, die Zugpferde. Als sie alles hatten, was sie brauchten, haben sie auch die laufen lassen. Aber nachdem der Wall fertig war, haben sich in den Boxen noch wenigstens drei Pferde befunden.«
    Die letzte Tür wollte sich nicht öffnen lassen. Sparks deutete schweigend seine Absichten an. Doyle nickte, nahm ihm den Degen ab und hob seine Pistole. Sparks machte zwei Schritte zurück, wirbelte herum und trat mit aller Kraft gegen die Tür. Sie flog mit einem lauten Knall auf. Im Inneren der Box lag jemand im Stroh auf dem Boden; sein linkes Bein stand in einem unheimlichen Winkel von seinem Knie ab.
    »Sachte, Doyle, der kann uns kaum noch etwas tun.«
    »Muß mit dem Fuß an der Tür gelegen haben«, sagte Doyle und ließ das Schießeisen sinken.
    Sie näherten sich vorsichtig der Leiche. Sie trug hohe Stiefel, Reithosen, Hemd und Weste; die Arbeitskleidung eines Lakaien.
    »Was ist das denn?« fragte Sparks und deutete auf den Boden. Das im Stall verstreute Stroh war von den dicken Schlieren einer dunklen, getrockneten Absonderung bedeckt - glänzend, fast phosphoreszierend, ein wirres, wie verrückt gestopptes Muster.
    Von der Leiche aus lief das Zeug in Streifen auf die Wände zu. Die Substanz war geruchlos, doch irgend

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