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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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wird.«
    Er wartete, bis Doyle bei ihm war. Sie kamen an eine Kreuzungffderen Abzweigungen im Zickzack in zwei Richtungen verliefen.
    An den sich gegenüberliegenden Wänden reihten sich verschlossene Türpaare aneinander. Hier war es zwar heller, aber die bedrohliche Ausstrahlung wurde fühlbar stärker. Sie gingen nach links, umrundeten die erste Ecke und standen vor einem dicken, weißen Strich aus einer körnigen Substanz, der quer durch den Gang verlief. Sparks kniete nieder, befeuchtete einen Finger, berührte die Substanz, schnupperte an ihr und kostete sie.
    »Salz«, sagte er.
    »Salz?«
    Sparks nickte. Sie traten darüber hinweg und nahmen den Weg durch den Gang auf. Zwischen den Türrahmen hingen Spiegel und Gemälde; alle mit der Vorderseite zur Wand gedreht. Doyle und Sparks überquerten eine zweite Linie aus Salz und bogen um eine neue Ecke. Hier erstreckte sich der Gang, soweit das Auge reichte, in die Finsternis hinein. Am anderen Ende erblickten sie eine Bewegung und ein Licht. Da brannte eine Kerze, und als sie näherkamen und sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sahen sie den von Barry erwähnten Hausbewohner.
    Ein birnenförmiger, kahl werdender Klotz von einem Mann saß auf einem dreibeinigen Hocker. Er war in den mittleren Jahren, käsig und hatte einen leeren Blick. Bekleidet war er mit der fleckigen, schmutzigen Livree eines Butlers, deren Knöpfe fehlten, sofern sie sich nicht gerade ablösten. Der Mann hatte einen feisten Wanst, doch seine teigigen Gesichtszüge wirkten nicht allzu gesund. Sein dicker Hals quoll über einen von Schweiß grauen Kragen. Vor ihm auf dem Boden stand ein silbernes Service für schätzungsweise vierzig Personen, mit allem Drum und Dran, und alles war perfekt ausgerichtet. Seine feisten
    Hände hielten einen zerfetzten Lumpen und eine Sauciere, die er wie ein Wilder polierte, und zu seinen Füßen stand eine Wasserschüssel. Während er arbeitete, brabbelte er ununterbrochen vor sich hin; seine Stimme war ein kehliges Wispern mit sonoren Untertönen.
    »Das Lamm zerlegen ... erfordert drei Stunden ... Zwei Stunden für das Austernragout ... Muß den Schleifstein suchen; die Schneidmesser sind nicht scharf genug ... Rosetten und einen Gebäckkorb für die
Charlotte ä la Parisienne ...
Zum Schneehuhn Madeirasauce ...«
    Als Sparks und Doyle näherkamen, beachtete er sie nicht. »Häschen-Croquetten ... gespickte Kalbskeule ... knochenlose Schnepfen mit Füllung ...«
    »Hallo«, sagte Sparks.
    Der Mann erstarrte - ohne aufzuschauen, als hätte er sich die Stimme nur eingebildet. Dann, als sei ihm der Gedanke gekommen, er müsse sich verhört haben, fuhr er mit seiner Tätigkeit fort.
    »Hülsen für die Wachteln- und Taubenpasteten ... Hefeklöße mit Trüffeln
und foie gras ...«
    »Ein wahrlich heller Kopf«, flüsterte Sparks Doyle zu. Dann sagte er: »Hallo, habe ich gesagt!«
    Der Mann hielt erneut inne, dann drehte er sich langsam um und schaute nach oben. Seine Augen schienen sie nur unscharf wahrzunehmen. Er blinzelte und kniff sie fortwährend zusammen, als sei ihr Anblick mehr, als er auf einmal ertragen könne.
    »Ja, hallo«, wiederholte Sparks, die Gelegenheit nutzend. Und nun, da der Mann sie beachtete, auch weniger laut.
    Die Augen des Mannes füllten sich mit Tränen, ein lautes Schluchzen brach aus den Tiefen seiner Seele empor und ließ die Massen wogen, die seinen schlaffen, korpulenten Leib umhüllten. Seine Augen verschwanden in den gewaltigen Höhlen unter den Brauen, und Wogen nasser Tränen liefen hemmungslos über seine hängenden Wangen.
    »Also wirklich, Kumpel«, sagte Sparks, der Doyle einen besorgten Blick zuwarf, »so schlimm kann es doch nun auch nicht sein, oder?«
    Die Sauciere hüpfte in den baumelnden Händen des Mannes, als das urgewaltige Schluchzen seinen Körper schüttelte. Hätte sein Schwerkraftzentrum nicht so tief gelegen, er wäre gewiß vom Hocker gefallen.
    »Na, was fehlt uns denn?« fragte Doyle und befleißigte sich seines besten Auftretens am Krankenbett.
    Als der Mann versuchte, die heiße Flut zu steuern, die sein emotionales Bachbett überströmen ließ, folgte eine Reihe von Ächzern, Keuchern und explosiven Rülpsern. Sein feuchter, rosafarbener Mund zuckte wie eine im Uferschlamm gestrandete Forelle.
    »Ich bin ... Ich bin ... Ich bin ...« Alles, was er zwischen den ihn schüttelnden Zuckungen herausbrachte, war ein lahmes Stottern.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Doyle so nachsichtig, als gelte es, bei

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