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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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gefährliche Steilstrecke hinunter.
    Ich wandte mich nach hinten, wo statt
Gitti und Klaus-Peter nun Andreas und Mathias ihre Privatfehde ausfochten. Bei
ihnen ging es um den verhängnisvollen Schubs am Autofenster.
    »Erzählt mal, ihr beiden. Wo seid ihr
denn gewesen? Warum haben wir euch bei den Hirschen vergessen?«
    Andreas schnatterte eilig los, um vor
seinem Bruder zu Worte zu kommen: »Der Wubbel isch doch verrückt auf Mäus, und
im Wald bei dene Hirsch hat er gschrie, mir sollet komme, da isch eine. Mir sin
hinter ihm her und hen guckt, aber da war keine, und i glaub, der Wubbel hat no
nie e Maus gsehe, weil so toll sin Mäus ja net. Auf einmal war’s dunkel, und
mir sin zum Parkplatz grennt, und da warn alle Autos weg...«
    »Ja«, schrie Mathias dazwischen, »un
was meinsch, wie der Wubbel gheult hat: ›Mami, Papi!‹, un no wollt er auf d’
Straß laufe, aber mir hen gsagt, ihr machet bloß Schpaß un kommet glei
wieder...«
    Sie rissen sich gegenseitig das Wort
vom Munde.
    »Wies dann gschneit hat, da hat der
Wubbel sein Mund so nunterzoge, weisch, wie er’s immer macht, wenn er glei
losbrüllt, da hen mir gsagt, des isch doch was Tolls, e richtigs Erlebnis, da
muß mer sich freun, un mir baun en Iglu wie die Eskimos. Aber der Schnee hat
net glangt und war kalt an de Händ, un no sin mir zu der Hütt gange, und i hab
bet dieber Gott, mach doch, daß se auf isch‹, und no war se auf...«
    »Laß mi au mal, Andreas! No wollt der Wubbel
net in die Hütt nei, weil’s so duschter drin war. Weisch, Mutti, des isch scho
schwierig mit som Kind. No isch der Andreas voraus gange un hat gschriee: ›‘ne
Maus, ‘ne Maus‹, un der Wubbel isch hinterher grennt, weil er die Maus sehe
wollt, un scho war er drin un isch ins Heu neigfloge un hat gheult. No hen mir
denkt, mir dürfet net alle in der Hütt sei, weil no findet ihr uns net, einer
von uns muß Wache halte. Erscht isch der Andreas nausgange, un i hab den Wubbel
ins Heu neibuddelt un hab verzählt von ‘ner Maus mit fünf Kindern, un wie die
in ihrm Loch drin sin, un ‘s isch warm, un sie fresset Schoklätle un...«
    »Da läuft einem ja das Wasser im Mund
zusammen«, bemerkte Manfred, »aber vielleicht könntest du deine ungeheuer
interessante Geschichte etwas straffen.«
    Mathias klappte den Mund zu und
schnaufte gekränkt durch die Nase.
    »I hab denkt, du willsch’s höre«, ein
tiefer Schnaufer, »i hab denkt, ‘s däd di intressiere...«
    »Es interessiert uns auch, Mathiasle,
wirklich! Weißt, der Vati hat halt Hunger...«
    »I au, i hab au Hunger. Weisch, Mutti,
wemmer e Gschicht verzählt un no, un no...«
    »Komm, Mathiasle, sei nicht sauer,
erzähl weiter. Ich bin ganz arg gespannt und der Vati auch, gell, Manfred!«
    Diese beiden letzten Worte unterstrich
ich durch einen sanften Stoß gegen Manfreds Rippen, und als keine Reaktion
erfolgte, stieß ich noch einmal zu, etwas stärker. »Gell, Manfred!« Jetzt
endlich kam er zur Besinnung und sprach, wie er sprechen sollte.
    »Entschuldigung, Mathias, ich hab’ dich
unterbrochen. Wie war das mit der Maus und ihren Kindern?«
    Aber Mathias kaute noch an der
Kränkung.
    »Weiß nimmer«, preßte er zwischen den
Zähnen hervor, »no isch der Wubbel halt eigschlafe.«
    Bis jetzt hatte sich Andreas vornehm
zurückgehalten, um Vater und Bruder Gelegenheit zu geben, die Sache zu
bereinigen. Mathias machte zwar viele Fehler, besonders ihm, dem großen Bruder
gegenüber, aber jetzt gerade war er im Recht. Der Vati hätte nicht drängeln
dürfen und dem Mathias in die Rede fahren. Die Erwachsenen taten das leider oft,
und Andreas konnte gut verstehen, daß Mathias beleidigt war. Nun aber hatte der
Vati sich entschuldigt, damit war die Sache in Ordnung, und Andreas ergriff
dankbar die Gelegenheit, zu Worte zu kommen.
    »Drauße war’s fürchterlich kalt«,
begann er und genoß die aufmerksame Stille im Auto, »aber i bin erseht nei, als
i scho ganz steif war. Der Wubbel hat gschlafe, und der Mathias hat von dene
Mäus erzählt...«
    »I hab net verzählt, als der Wubbel
gschlafe hat!« rief Mathias dazwischen.
    »Himmel, das ist doch egal!« In
Manfreds Stimme schwang ein gereizter Unterton, und ich merkte wohl, daß er an
diesem Tag von Mäusen ganz und gar genug hatte. Ich übrigens auch. Aber weil
man mir als Kind unablässig das Wort abgeschnitten hatte und meine
bedächtig-wichtigen Sermone nicht bis zum Schluß anhören wollte, weil die
Geschwister eine Redepause geschickter zu nutzen wußten

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