Sieben auf einen Streich
zeitigte einen bescheidenen Erfolg.
Wie eine Rakete zischte Fränzchen durch
die Tür. Andreas und Mathias flüchteten vor ihr die Treppe hinauf. Henriette
stelzte als langbeiniger Vatergeist hinter den dreien her.
Nur der Herr machte keine Anstalten,
Michaels Wink mit dem Zaunpfahl Folge zu leisten und seiner wartenden Gattin
die Nacht zu versüßen. O nein, er lehnte weiterhin am Tresen, drehte ein Glas
zwischen den Fingern und lächelte heiter.
Michael schluckte und zog die Hose
hoch.
»Darf ich Sie zu einem Bier einladen!«
fragte er drohend.
Er durfte. So tranken sie denn unten,
bis oben jegliches Geräusch erstorben und das Haus in Ruhe und Frieden lag.
Lustmolch und
Wonneproppen
Morgens um acht Uhr begann der Wubbel
seinen Weckdienst im Zimmer der beiden Jüngferlein, und nachdem er dort gewesen, eilte er weiter in Michaels Zimmer, um frohe
Nachricht zu künden.
»Aufstehn, Ontel Michajehl! Tante
Fränzchen is weg!«
Michael fuhr mit einem Grunzen aus dem
Bett hoch.
»Was ist los? Was sagst du da?«
»Tante Fränzchen is weg! Un die Jette
sagt...« Dem Wubbel versagte die Stimme vor Aufregung.
Michael sprang aus dem Bett, ließ sich
aufstöhnend wieder sinken.
»Himmel, und das am frühen Morgen!« Er
erhob sich ein zweites Mal und taumelte hinüber zum Zimmer der schwierigen
Mädchen.
Jette saß im Bett und zerlegte den
Kassettenrekorder in seine Bestandteile.
»Jette, wo ist Fränzchen?«
»Brüll nicht so, Onkel Michael! Kennst
du dich mit dem Ding da aus? Kannst du mir’s wieder zusammenbauen?«
»Wo ist Fränzchen?«
»Weiß ich doch nicht. Weg.«
»Die ganze Nacht?«
»I wo. Da hat sie geheult und Krach
gemacht.«
»Wo ist sie hin?«
»Mit dem Typ in den Wald. Ich hab’ ihr
nachgewinkt.«
»Un Wubbel au!« kreischte der Kleine.
»Richtig schick hat sie sich gemacht.
Für so einen, pah.« Henriette kräuselte verächtlich die Lippen. »Du kannst ihn
also nicht zusammensetzen?«
»Ich hab’ anderes zu tun! Wubbel, an
die Arbeit! Alle sollen aufstehen! Wir müssen Familienrat halten, ausschwärmen,
suchen...«
»Laß sie doch laufen«, maulte
Henriette, »sie kommt schon wieder. Mit dem Typ hält sie’s nicht lang aus.«
Michael ließ sich müde auf Fränzchens
zerwühltes Bett sinken.
»Da magst du recht haben, Jettchen.
Trotzdem, es geht nicht. Was sagt denn seine Frau dazu?«
»Pah, das ist doch nicht seine Frau!
Hast du keine Augen im Kopf, Onkel Michael? Der Typ ist doch nicht
verheiratet!«
»Entsetzlich, fürchterlich! Das ist ja
noch schlimmer! Dieser Lustmolch!«
»Wieso ist das schlimmer? Jetzt hockt
er nur noch alleine hier. Seine Freundin oder Geliebte oder was weiß ich, das
blonde Gift, ist gestern abgereist. Wir ham sie unheimlich genervt!«
»Und jetzt schmeißt er sich an unser
Fränzchen ran! Scheißkerl!«
Der Wubbel verfolgte den Dialog mit
offenem Mund und glänzenden Augen. Neue Welten taten sich auf. Unerhörte Worte
drangen an sein Ohr.
»Seisterl«, murmelte er verzückt,
»Lustmolch. Ontel Michajehl, wer nervt das blonde Dift?«
»Was hörst du zu? Was stehst du rum? Du
sollst die Leute wecken! Los, schmeiß sie aus den Betten!«
Solch einen beglückenden Auftrag ließ
sich der Wubbel nicht zweimal geben. Er stürzte davon, stieß mit den nackten
Zehen an die Türschwelle, heulte auf, verzichtete dann aber auf längeres
Wehgeschrei, da sie sonst von allein aus den Betten gekommen wären, und er
durfte sie doch schmeißen!
»Himmel, ist das ein Morgen!« Michael
erhob sich seufzend und trottete in sein Zimmer zurück.
»Ich dachte, du bist Ingenieur, und
jetzt kannst du nicht mal einen Kassettenrekorder reparieren«, schimpfte
Henriette hinter ihm her, aber Michael verschloß seine Ohren, und er tat gut daran,
denn auch Vera empfing ihn mit bitteren Vorwürfen. Sperrangelweit hätte er die
Zimmertür hinter sich offengelassen, und jedermann hätte Vera erblicken können,
ungewaschen, ungekämmt.
»Ein bißchen Rücksicht kann ich wohl verlangen,
auch wenn ich nur deine Frau bin und nicht deine Schwester.«
»Fränzchen ist weg!«
»Gott sei Dank. Eine weniger.«
Sie machte diese Feststellung ohne
jegliche Betrübnis und gab sich keine Mühe, ihre Freude zu verbergen. Michael
drückte ein Stück Zahnpasta auf die Bürste, dann hob er den Blick, um seine
Frau durch den Spiegel zu betrachten.
»Du magst meine Familie nicht!«
»Es gibt Augenblicke, da hält sich
meine Liebe in Grenzen, das kann ich dir versichern. Heute nacht
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