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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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Mensch dazu, unsere wilde Gitti zu
zähmen?! Wie kann er sich erdreisten, ein sanftes Lämmlein aus unserer Löwin zu
machen? Sie seufzten alle drei, dann räusperte sich Michael.
    »Gut, Manfred, wie du meinst. Wir
können es probieren, obwohl ich für meinen Teil glaube, ein offener Krieg wäre
besser. Aber bitte, versuchen wir’s auf die sanfte Tour. Also Leute, die Devise
heißt: Freundlich sein. Nichts anmerken lassen. Obwohl, weiß Gott, ich könnt’
den Kerl...« Er köpfte sein Ei mit solchem Ingrimm, als säße der »Harztiger« im
Eierbecher. »Und ihr, kleines Kroppzeug, ihr haltet den Mund, verstanden? Gnad
euch Gott, wenn ihr was sagt!«
    »Was solle mir net sage, Onkel
Michael?« fragte Andreas.
    »Stell dich nicht dümmer, als du bist!
Daß er blöd ist oder so...«
    »Was denksch denn du?« protestierte
Mathias. »Meinsch, i sag dem, daß er blöd isch? I bin doch net blöd!«
    Fränzchen betrat das Frühstückszimmer,
den Kopf kampfbereit erhoben, die Augen zornig blitzend.
    »Also, ihr wißt Bescheid! Nehmt euch
zusammen!« flüsterte Michael und versuchte ein Lächeln auf sein Gesicht zu
zwingen, aber es gefror alsbald zu Eis, denn der Harztiger tauchte neben
Fränzchen auf, legte den Arm vertraulich auf ihre Schulter, lächelte ihr liebreich
zu und schritt mit knappem Kopfnicken an unserem Tisch vorbei zu seinem
Frühstücksplatz.
    Fränzchen setzte sich auf den freien
Stuhl zwischen Manfred und Michael. Ihr Zopf befand sich in heftiger Bewegung,
ruhte er doch auf dem zornig wogenden Busen. Sie hatte ein rotes Band
hineingeflochten und es an seinem Ende zu einer Schleife geschlungen.
    »Du hast eine schöne Schleife in deinem
Zopf!« sagte Michael, bemüht, den Auftakt zu allgemeiner Freundlichkeit zu
geben.
    Aber Fränzchen würdigte ihn keiner
Antwort, warf vielmehr mit gekonntem Ruck den Kopf herum, so daß der also
belobte Zopf wie eine Peitsche zur Seite zischte, wo Manfred, friedlich und
ahnungslos, sein Honigbrot zum Munde führte. Über dieses Brot wischte der Zopf
hinweg, verteilte Honig auf Brille und Nase des Verdutzten, versah auch noch
sein Ohr mit einem letzten Rest Süßigkeit und landete auf Fränzchens Rücken.
    Manfred saß erstarrt, den Mund noch zum
Biß geöffnet, dann holte er tief Luft und wandte sich der Schwägerin zu, für
die er soeben noch eine Lanze gebrochen. Jetzt jedoch zeigte sein Mienenspiel
weder Verständnis noch Zuneigung, im Gegenteil, es blitzte Zorn aus den
verschmierten Brillengläsern.
    Michael hüstelte schadenfroh und
warnend. Auch die anderen Geschwister vermochten ein freudiges Lächeln nur
schwer zu verbergen. Ei, sieh an! Da hatte es diesmal den lieben Manfred
erwischt! Der also holte tief Luft.
    »Hast du gut geschlafen?« brüllte er
dann in einer Lautstärke, die Fränzchen erschrecken mußte.
    »Ich bin nicht schwerhörig!« schrie sie
deshalb zurück. »Du brauchst nicht so zu brüllen. Nein, ich habe sehr schlecht
geschlafen.«
    »Ja, dieser Wetterumschwung!« klagte
Julia vom anderen Tischende herüber. »Ich habe auch schlecht geschlafen.«
    Mit Dankbarkeit stürzte sich die
Familie auf das unverfängliche Thema, sprach über das Wetter und wie es sich
doch so schön gemacht und daß sogar die Sonne ab und zu aus den Wolken blicke.
Fränzchen sah sich an den Rand des Geschehens gedrückt.
    »Wollt ihr nicht wissen, wo ich war?«
fragte sie deshalb kampfeslustig.
    »Aber nein, warum sollten wir das?« Aus
Michaels Stimme klang äußerstes Erstaunen. Manfreds Mißgeschick hatte ihn
wieder ins Gleichgewicht gebracht und verhalf ihm zu ungeahnten
schauspielerischen Leistungen.
    »Du bist schließlich erwachsen und kannst
gehen, wohin du willst.«
    Fränzchen saß wie vom Donner gerührt.
Beate schenkte ihr Kaffee ein. Florian reichte die Brötchen herüber.
    »Ich bin im Wald gewesen — mit Bert!«
Es klang wie eine Kriegserklärung.
    »Herrlich!« rief Vera. »Ich hätte auch
gern einen Waldlauf gemacht, aber du weißt ja, was für ein Morgenmuffel dein
Bruder ist, und allein macht es keinen Spaß.«
    »Da magst du recht haben! Zu zweit ist
es viel, viel schöner!« Fränzchen verdrehte die Augen und legte in ihre Stimme
soviel an Schmelz und Verzückung, daß Bruder Michael wieder aus dem
Gleichgewicht geriet und bedenklich zu schnaufen begann.
    »Wie soll sich der Tag gestalten?«
    Ja, narrte mich ein Spuk, ja, hörte ich
richtig, Manfred hatte es gefragt, mein Manfred, der bislang über diese Redewendung
seiner Schwiegermutter und deren

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