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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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etwa, wo mich
dieses Ding hier bis aufs Blut gemartert hat!« Sie hielt ein Taschenmesser in
die Höhe, ein silberglänzendes. »Mathias muß es mir gestern abend ins Bett
gesteckt haben, der freche Kerl!«
    »Ach wo wird er denn! Er hat vermutlich
ein Loch in der Hosentasche. Amei kann doch nicht nähen.«
    »Jede Frau kann nähen«, bemerkte Vera
und angelte nach ihren Pantoffeln, »deine Schwester hat bloß keine Lust dazu.
Das arme Kerlchen. Der bedauernswerte, kleine Bursche! Da muß er mit Löchern in
den Taschen herumlaufen, nur weil seine Mutter so faul ist.«
    Während die beiden in dieser Art
plauderten und ihre Morgentoilette hinter sich brachten, befolgte der Wubbel
treulich die Anordnungen des Onkels.
    Er trabte von Zimmer zu Zimmer, riß
Decken von den Betten, kitzelte hier eine Tante und kniff dort einen Onkel und
gab keine Ruhe, bis sie jammernd und schimpfend aus den Federn krochen und
vernehmen konnten, was er, Wubbel, persönlicher Bote des Onkel Michael, ihnen
zu melden hatte:
    »Aufstehn! Los! Seisterl! Lustmolch!
Tante Fränzchen is weg! Mein Füßle tut weh! Au!«
    Bald fand er Hilfe in Andreas und
Mathias, so daß sie nun zu dritt rumorten und die Familie auf Trab brachten.
Nach einer halben Stunde saßen sämtliche Tanten und Onkel, Neffen und Nichten
um den Frühstückstisch herum. Nur Fränzchen fehlte.
    »Was ist passiert? Was hat der Wubbel
da verzapft?«
    »Fränzchen ist mit dem Burschen
durchgegangen!«
    Stefan rang die Hände. Christoph lief
rot an, und beide sparten nicht mit freundlichen Worten.
    »Unser Fränzchen mit diesem Kerl!
Diesem Harztiger! Es ist nicht zu fassen!«
    Michael nickte kummervoll.
    »Seisterl! Lustmolch!« krähte der
Wubbel.
    Die Rockerbraut legte ihm die Hand auf
den Mund. »Solche häßlichen Worte wollen wir nie wieder in den Mund nehmen,
Wubbel!«
    »Aber Ontel Michajehl hat!«
    »Du solltest dir derartige Ausdrücke
vor dem Kind verkneifen!« Stefan musterte seinen Bruder mit finsterem Blick.
»Wir geben uns Mühe, ihn anständig zu erziehen, und du...«
    »Leute, wir haben keine Zeit zum
Streiten!« rief Christoph dazwischen. »Wir müssen einen Schlachtplan
ausarbeiten, Fränzchen suchen, den Kerl vergraulen...«
    »Und wenn wir sie einsperren müssen!«
murmelte Michael verbissen.
    »Nur weiter so, ihr Lieben!« sprach
Julia. »Da seid ihr auf dem richtigen Weg. Behütet sie, versteckt sie, schließt
sie in einen Glasschrank, als große Brüder habt ihr schließlich das Recht dazu.
Nachher können wir dann in Ruhe die Scherben auflesen.«
    »Sie ist jetzt halt in dem Alter«,
Henriette blickte weise wie ein Marabu. »Mir tät’ das nicht passieren, auf
solche Typen fliege ich nicht! Pah, Männer!«
    »Vom pädagogischen Standpunkt aus...«,
ließ sich Florian vernehmen, aber Christoph fuhr ihm in die Rede: »Bleib mir
mit deiner Pädagogik vom Leibe, Sportsmann! Du hast leicht reden, du bist nicht
ihr Bruder! Aber wir, wir haben eine Verantwortung. Sie hat keine Erfahrung mit
Männern, drum fällt sie auch auf den ersten schlechtesten herein!«
    »Nun, der erste ist es gerade nicht«,
brummte Stefan, und seine Rockerbraut nickte zustimmend, denn die beiden
wohnten in Fränzchens Nähe und kannten die Gepflogenheiten des lieben Kindes.
»Sie hat Verehrer wie Sand am Meer. Aber dieser hier ist besonders abstoßend.
Also, was machen wir?«
    »Am besten nichts«, sagte Manfred. »Wenn
sie sich nämlich verliebt hat, dann ist sowieso Hopfen und Malz verloren. Ich
glaub’ es aber nicht. Sie hat sich verrannt, weil ihr dauernd an ihr
rumerzieht. Laßt sie in Ruh, vielleicht kommt sie von allein wieder.«
    Die Familie kaute nachdenklich vor sich
hin. Nur den drei Brüdern, Michael, Stefan und Christoph, blieb der Bissen im
Hals stecken, und sie senkten den Blick, um aufsteigenden Zorn vor den Augen
der Frühstücksrunde zu verbergen. Ich kannte die Richtung, in die sie dachten:
Dieser Schwager Manfred ist ein rechtes Ärgernis und schwer zu ertragen. Seit
er in unsere Familie gekommen, weiß er alles besser, lächelt überheblich und
reizt uns durch lange Belehrungen. Es ist schmerzlich und ungerecht, daß er
hinterher meistens recht behält... So etwa dachten sie, und ich, ihre
Schwester, sah es ihnen an den Nasenspitzen an. Aber welcher Schwager war ihnen
schon recht?! Florian reizte ihren Zorn mit seinen sportlichen Ambitionen: Was
braucht er auf die Berge zu steigen! Soll er sich lieber um Beate kümmern! Ach,
und erst Klaus-Peter! Wie kommt dieser

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