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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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wahrscheinlich mit Hilfe von Höhensonne oder durch ein
liderliches Luxusleben an südlichen Stränden! Unerträglich widerlich
schließlich das arrogante Lächeln, das Blitzen der mit Sicherheit falschen
Zähne. Dieser Mensch hielt sich womöglich für schön und unwiderstehlich! Und
was er der Tante für Augen machte! In ihrer rührenden Einfalt glaubte diese
vermutlich, er meine es ernst...
    Henriette nahm sich vor, die Tante bei
nächster Gelegenheit aufzuklären. Tante Franziska, so würde sie sagen, du
darfst nicht auf jeden Mann hereinfallen! Hüte dich in Sonderheit vor den
Alten, Herausgeputzten, sie sind verlogen durch und durch, und du bist für sie
nichts anderes als ein Lustobjekt! Also, der Herr machte keinen günstigen
Eindruck auf Henriette. Trotzdem gab sie ihm die Chance, sich als Mensch zu
beweisen, und sprach: »Für Technik ham Sie wohl weniger übrig!«
    Der Herr zog seine Augen aus Fränzchens
Haarkrone, wo sie bis dahin wohlgefällig geruht, ließ sie hinübergleiten zu
Henriettes Faltenhemd, schloß sie alsbald voll Abscheu und bemerkte kühl:
»Offen gestanden ist mir im Augenblick anderes wichtiger!«
    »Man sieht’s!« sprach Henriette mit
Gift in der Stimme. »Sie sind auf der Jagd, der Menschenjagd!«
    Diese Worte sollten ihm klarmachen, daß
er vielleicht andere, leichtgläubige Zeitgenossen, aber niemals Henriette zu
täuschen vermöge, und daß sie wohl wisse, welch finstere Absichten er mit der
unerfahrenen Tante verfolge.
    Der Herr jedoch zeigte weder Angst noch
Reue, wandte sich wieder dem Objekt seiner Bewunderung zu und versank in
Fränzchens Anblick.
    Mathias, dessen Brüten nun doch einige
Früchte gezeitigt hatte, wenn auch nicht so vergiftete wie gehofft, erhob sich
und sprach: »Mir gehn jetzt schpaziere! Aber mit dem Hemd da kannsch du net
mitgehe. Du siehsch ja aus wie der Opa! Da scheniere mir uns.«
    Henriette schwieg stille, aber sie hob
lauschend den Kopf, ging zur Tür und schaute hinaus ins Treppenhaus, dann
kehrte sie zurück und sagte mit sanfter Stimme: »Vielleicht will der Onkel
Michael mit! Der kommt nämlich grade die Treppe runter. Was meint ihr, wie der
sich freut, wenn er euch sieht!«
    Fränzchen sprang so heftig auf, daß der
Stuhl umfiel.
    »Diese Familie!« knirschte sie, und zu
dem Herrn gewendet: »Es ist spät geworden. Ich werde besser zu Bett gehen.«
    »Un unser Schpaziergang?« jammerte
Mathias. »Tante Fränzle... Tschuldigung, Fränzle, du hasch doch gsagt, daß mir
no im Mondschein...«
    »Gar nichts hab’ ich gesagt! Du
unausstehliches Kind, du!« Dann wechselte ihre Stimme von scharfem Zischen zu
süßem Säuseln: »Gute Nacht, Bert!«
    »Gute Nacht, Franziska! Liebe, kleine
Franziska!« Der Herr beugte sich über ihre Hand, sie zu küssen.
    Mathias kicherte. Andreas wies ihn
zurecht: »Brauchsch gar net lache! Der Großpapa hat’s au gmacht bei der Großi.
Se küsset gar net richtig, se tun bloß so...«
    Unter diesen Gesprächen wandelten sie
hinter Fränzchen her, deren Brust zornig bebte. Doch konnte sie ihrem Herzen
keine Luft verschaffen, denn Michael betrat den Raum, musterte Henriettes
kleidsames Nachtgewand und schnaubte: »Wie siehst denn du aus?! Mach, daß du
hochkommst!« Sein Blick wanderte weiter und traf die beiden Brüder mit solcher
Schärfe, daß sogar ihre hartgesottenen Gemüter erbebten und sie schleunigst von
dannen stoben. »Und ihr auch, aber dalli!«
    Ein Blick gleichen Kalibers schoß nun in
Richtung des Herren, rief jedoch keine Wirkung hervor. Im Gegenteil, der Herr
lehnte am Tresen und schaute eher amüsiert. Der große Bruder legte den Arm um
die kleine Schwester, seine Stimme wurde väterlich milde.
    »Komm ins Bett, Kleines, es ist höchste
Zeit.«
    »Sag nicht immer Kleines zu mir! Ich
bin kein Kind mehr.«
    »Tante derf mer au net zu ihr sage!«
vermeldete Mathias von der Tür her. »Se isch z’ jung dazu!«
    »Willst du wohl den Mund halten!«
Fränzchens rosa Gesichtsfarbe vertiefte sich zu sattem Tomatenrot, aus ihren
Lippen drang ein Laut, der an das Fauchen des legendären Harztigers erinnerte.
    Um Michaels Lippen dagegen spielte ein
verträumtes Lächeln.
    »Ja, dann wollen wir mal brav ins Bett
gehen! Vera, meine liebe Frau, wartet schon auf mich, und...«, er wandte sich
mit einer schnellen Drehung dem Herrn zu, »... und Ihre liebe Frau wird auch
froh sein, wenn sie nicht gar zu lange warten muß!«
    Das kam wie ein Paukenschlag und war
eine von Michaels diplomatischen Meisterleistungen.
    Sie

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