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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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verursachte.
Nicht, daß es Streit gegeben hätte zwischen uns oder Geschrei, nein, man wählte
sein Essen in Frieden und Harmonie, aß ohne zu schmatzen, wie man es an Muttis
Tisch gelernt, und führte gepflegte Gespräche, aber auch in ganz normalem
Zustand war und blieb diese Familie geräuschvoll.
    Fränzchen lauschte hinaus, fast
sehnsüchtig tat sie es, suchte Gesprächsfetzen zu erhaschen, und je weniger sie
ihm zuhörte, desto erboster wurde der Harztiger. Henriette ließ die Beatles
singen. Nicht aus dem Kassettenrekorder, der lag noch in desolatem Zustand auf
ihrem Nachttisch, nein, auch in der Musikbox fand sich eine Beatlesplatte, und
zu Henriettes großer Freude gerade ihre Lieblingsnummer. So kamen alle
Mittagsgäste des Restaurants in den Genuß dieser musikalischen Kostbarkeit, und
auch Fränzchen hörte das ›All you need is love...‹ mit
Wehmutsgefühlen. Freud und Leid des vergangenen Tages standen vor ihrem inneren
Auge, und sie seufzte.
    »Ja«, sprach der Harztiger und nickte,
»es ist unerträglich, was diese Familie für einen Lärm macht. Aber es hilft
nichts, wir müssen hier ausharren, bis sie fort sind, sonst bekommen wir wieder
Schwierigkeiten. Die Kaiserpfalz schenken wir uns. Weißt du, was wir machen,
kleine Franziska? Wir fahren noch ein bißchen herum und dann zurück ins Hotel!
Einverstanden?«
    »Nein«, sagte Fränzchen, »ich will die
Kaiserpfalz besichtigen, sie interessiert mich!«
    An dieser entscheidenden Stelle des
Gesprächs trat drüben Wubbels schriller Sopran in Wettstreit mit den vier
Beatles. Sie beteuerten, daß alles, was man brauche, Liebe sei, er jedoch
versuchte klarzumachen, daß sein Glas von ganz alleine umgefallen und er nichts
damit zu schaffen habe, weil er nur mit seinen Fingerchen gespielt und still am
Tisch gesessen.
    In diesen Sängerwettstreit hinein
fauchte der Harztiger: »Ich werd’ noch verrückt! Wir fahren!«
    »Ohne mich! Ich will nicht ins Hotel
zurück, ich will die Kaiserpfalz besichtigen!«
    »Das gibt’s doch nicht! Das kann doch
nicht wahr sein!« Des Harztigers Stimme verriet ungläubiges Entsetzen.
    Fränzchen aber klapperte verführerisch
mit den Wimpern, wedelte mit dem Zopf und lächelte so süß, wie sie es nur
vermochte, denn es lag ihr mehr daran, mit dem Harztiger zusammen die Familie
zu verärgern, als allein mit dem Harztiger ins Hotel zu fahren.
    »Bitte, lieber Bert, könntest du dich
nicht überwinden, mit uns...«
    Aber ihre Verführungskünste prallten
gegen eine Mauer von Unverständnis und gekränktem Mannesstolz.
    »Nein, meine liebe Franziska, das
könnte ich nicht! Und wenn du lieber mit diesen wildgewordenen Brüllaffen
gehst, dann laß dich bitte nicht aufhalten.«
    »Es sind keine wildgewordenen
Brüllaffen, sondern meine Geschwister!«
    »Ober, zahlen!«
    »Mein Essen will ich selber bezahlen.«
    »Mach mich nicht rasend, Franziska!«
    Fränzchen raffte ihr Täschlein von der
Stuhllehne und sprang auf.
    »Danke für die Forelle. Ich glaub’, ich
bin nicht die Richtige für dich!«
    »Da magst du recht haben! Viel Spaß noch
mit der werten Familie. Grüße brauchst du keine auszurichten!«
    Er erhob sich. Ein kurzer scharfer
Blickwechsel, dann schlug die Tür hinter Franziska zu.
    Der Harztiger setzte sich wieder und
schüttelte den Kopf. Er war noch immer damit beschäftigt, als der Kellner kam
und die Rechnung präsentierte.
    »Es ist nicht zu fassen!« murmelte der
Harztiger.
    »Stimmt was nicht?« fragte der Kellner
und meinte die Rechnung.
    Der Herr aber seufzte nur und zahlte.
     
    Inzwischen spielten sich draußen auf
dem Marktplatz rührende Szenen ab. Fränzchen wurde empfangen wie eine verlorene
Tochter, geherzt, geküßt, gestreichelt. Christoph schlug vor, in Anbetracht der
Umstände auf die Kaiserpfalz zu verzichten und in einem netten Lokal die
Heimkehr der Schwester zu feiern, aber Michael ließ sich nicht erweichen.
    »Erst wird die Kaiserpfalz besichtigt,
dann sehen wir weiter!« Und im Flüsterton, hinter Fränzchens Rücken: »Leute,
nichts wie weg, sonst kommt er, und wir haben ihn wieder auf dem Hals!«
    Mathias stand wie vom Donner gerührt.
Die Welt stürzte ein, die Sonne ging unter, und all sein Glück schwand dahin,
denn so dumm war er mit seinen sechs Jahren nicht mehr, daß ihm nicht die
Erkenntnis gedämmert hätte, was für schmerzliche Folgen die Rückkehr der Tante
für ihn, Mathias, mit sich brachte. Wenn die Tante mit dem Rennfahrer
gestritten, wie sie allen erzählt, wenn sie

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