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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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mit ihm gebrochen, weil er
Unmögliches von ihr verlangt, dann war sein Held für ewig von ihm geschieden
und mit ihm der Porsche. Diese dumme Tante! Sich mit einem Porschefahrer zu
streiten.
    Mathias biß die Zähne zusammen und
wandte sich ab.
    »Er wird sicher gleich abreisen«, so
hörte er Tante Fränzchen sagen, »denn er ist bloß wegen mir noch länger
geblieben!«
    Da konnte Mathias seine Tränen nicht
zurückhalten, zu schrecklich war der Verlust, der ihn getroffen. Er drehte sich
zur Häuserfront und wühlte in seinen Hosentaschen nach einem Taschentuch, aber
er fand keines. Ja, seine Schätze, die lagen da alle wieder beieinander, der
Eidechsenschwanz, die Schachtel mit den Käfern, der Backenzahn, aber was war
das alles gegen eine Fahrt mit dem Porsche? Keine Träne hätte er ihnen
nachgeweint, so kostbar sie auch waren, alles, alles hätte er hingegeben für
diese Fahrt! Ein tiefer Seufzer stieg aus seiner Brust.
    Da stellte sich jemand neben ihn, legte
die Hand auf seine Schulter.
    »Ach, du Armer!« sagte die Mutti. »Du
tust mir ganz arg leid!«
    Er stürzte sich unverzüglich in meine
Arme und ließ seinem Schmerz und Groll freien Lauf.
    »Scheiß-Tante-Fränzle!« schrie er in
meinen Anorak hinein, und obwohl ich sonst nicht müde werde, die Kinder zu
erziehen und ihnen schlechte Ausdrücke zu verbieten, so tat ich doch diesmal,
als hätte ich nichts gehört, und ließ ihn wüten, bis die Tränen nur noch
vereinzelt tropften und der wilde Groll einem sanften Schmerz gewichen war.
    Manfred kam zu uns und reichte seinem
Sohn ein Taschentuch.
    »Vielleicht können wir beide mal zu
einem Autorennen gehen«, meinte er, »nach Hockenheim oder so. Mich tät’s schon
mal interessieren...«
    Mathias hob sein Gesicht aus dem
Taschentuch.
    »O Vati, mi au! Mann, des wär Klasse!«
    Ein letztes Mal noch putzte er die
Nase, dann steckte er das Taschentuch zu seinen Schätzen.
    »Un wenn i groß bin, no kauf i mir en
Porsche.«
    »Ja, natürlich, dann kaufst du dir ‘nen
Porsche. Darf ich mal mitfahren?«
    Mathias schaute mich an, wiegte
zweifelnd das Haupt und stand wieder fest auf dem Boden der Wirklichkeit.
    »Wenn du’s obedingt willsch, Mutti, no
nehm i di mit, des isch klar! Aber i glaub, dir wird’s schlecht! Na ja, no muß
i halt langsam do.«

Ein Herz im
Sarkophag und ein Kind auf dem Thron
     
     
    Unter diesen und anderen Gesprächen
erreichten wir die Kaiserpfalz. Michael kaufte Eintrittskarten und verteilte
sie unter die Familie.
    »Benehmt euch!« mahnte er. »Daß mir ja
niemand verlorengeht! Bleibt schön zusammen.«
    Vor der Pfalz, auf dem Rasen, befanden
sich zwei pompöse Reiterstandbilder. Ihnen zu Füßen und auf dem Sockel lagerten
junge Leute, alle in Jeans und Parkas, alle langmähnig.
    Henriette sah sie mit Wohlgefallen,
trat heran und ließ sich neben einem jungen Mann nieder, der versonnen an
seiner Gitarre zupfte. Sie kamen, wie das zu gehen pflegt, ins Gespräch,
erkannten gemeinsame Neigungen, gemeinsame Probleme, Gemeinsamkeiten, was immer
sie ansprachen, und als Michael seine Familie zur Führung rief, da war
Henriette nicht geneigt, diese Herzensverwandtschaft gegen Blutsbande
einzutauschen.
    »Ich bleib’ hier. Auf die Kaiserpfalz
bin ich nicht scharf. Das ist Yogi«, sie deutete auf den blondbärtigen Jüngling
an ihrer Seite.
    »Hey«, der Yogi hob lässig die Hand zum
Gruß.
    Michael öffnete den Mund, um seine
Meinung unmißverständlich kundzutun, aber Beate und Florian, Jettens geplagte
Eltern, ließen ihn nicht zu Worte kommen.
    »Nach der Führung holen wir dich ab!«
So rief Florian, und »bis nachher!« Beate, dann faßten sie Michael unter und
zogen mit ihm davon.
    »Kaum ist die eine da, dann haut die
andere ab! Es ist zum Auswachsen! Habt ihr keine Angst um eure Tochter in
diesem Haufen ungewaschener, ungekämmter, ungesitteter Gammler? Vielleicht geht
sie mit ihnen auf und davon! Wenn sie meine Tochter wäre...«
    »Sie ist es ja nicht, Michael.«
    »Ja, da bin ich froh, sehr froh. Aber
verlaßt euch darauf, wir werden einen Haufen Ärger bekommen!« Er brummte noch,
während wir schon die Treppen zum Kaiserhaus hinaufstiegen. Dann standen wir in
der Thronhalle, und vor ihrer Größe schwand sein kleinlicher Groll dahin.
    »Seht es euch an!« sprach er. »Und seid
froh, daß ich euch zu eurem Glück getrieben habe.«
    Wir zogen hinter dem Führer her von
einem Wandgemälde zum anderen, durch lange Gänge und prachtvolle Gemächer bis
hinunter in die

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