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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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verleihen. So ersuchten sie Vera,
die Gitarre nach hinten zu reichen, was die gute Tante auch gerne tat,
wenngleich es schwierig war und nicht ohne einen Stoß gegen Michaels Hinterkopf
abging. Der knurrte ärgerlich, besonders nachdem man ihm nahegelegt, seinen
Sitz so weit wie möglich nach vorne zu rücken, damit man Platz bekomme für die
Gitarre und Luft zum Singen.
    Der Yogi stimmte die Saiten, klimperte
auf und nieder, fand schließlich eine Melodie und nickte seiner neuen Flamme
aufmunternd zu.
    Sie sangen: ›When the Saints go
marching in‹.
    Wäre Michael nicht so verstockt
gewesen, er hätte bemerken können, daß seine Nichte nicht nur Spitzig-Kühles
aus der Kehle hervorbrachte, nein, daß ihren Lippen jetzt gerade runde und
warme Töne entquollen, voll Inbrunst anschwollen und sich liebreich um den
dünnen Tenor des Yogi rankten. Vera jedoch spitzte die Ohren und bald danach
auch die Lippen, um schrill und begeistert mitzupfeifen, ein Vorgang, der ihres
Gatten Groll zu neuer Glut entfachte.
    »Könnt ihr nicht mal ein deutsches Lied
singen, verflixt noch mal!«
    Henriette tauchte spornstreichs aus
rosaroten Lustgefühlen auf, kehrte zu ihrem früheren Selbst zurück und
antwortete mit spitzigster Stimme: »Wir sind nicht die Fischerchöre, Onkel
Michael, so schmerzlich das für dich sein mag!«
    Am Minigolfplatz knallte Michael aus
dem Auto wie ein Pfropfen aus der Sektflasche, den Kopf zum Bersten gefüllt mit
Gesang und die Nerven zum Zerreißen gespannt. Er lief hinüber zu Christoph, der
gerade aus seinem Auto stieg, bedrohte ihn und sprach: »Auf dem Rückweg nimmst
du sie, sonst kann ich für nichts garantieren!«

Minigolf und
Mutprobe
     
     
    Auf dem Minigolfplatz herrschte reges
Treiben, doch als unser Familienschiff daherstampfte, die Herren mit freudig
blitzenden Augen voraus, die Damen schnatterndin der
Mitten, Jette-Yogi engumschlungen hinterher und das Ganze umkreischt vom
Wubbel, da nahmen die meisten Besucher schleunigst Reißaus.
    Vera spielte als einzige Frau unter
neun Männern. Sie tat dies mit großer Begeisterung und wenig Geschick.
    »Olympisch«, wie Christoph nicht müde
wurde, zu verkünden. »Dabeisein ist alles. Nicht wahr, du liebes und sportliches
Veramädchen?«
    Yogi trieb seinen Ball mit gewaltigem
Schlag weit ab in die Büsche, so daß der Wubbel mit schrillem Geschrei
hinterherkriechen, ihn hervorholen, herbeibringen und überreichen konnte. Er
bekam dieserhalb gar viele freundliche Worte und, was ihn noch mehr
befriedigte, Gummibären und Kekse und fühlte sich als Held des Tages, bis sein
Bäuchlein, der Süßigkeiten überdrüssig, empfindlich zu kneifen begann.
    Wir Spielunkundigen standen neben den
Bahnen und feuerten unsere Eheherren zu sportlichen Höchstleistungen an.
    »Es macht mich verrückt, wenn ihr da
rumsteht und zuguckt«, knurrte Florian. »Habt ihr nichts anderes zu tun. Wollt
ihr nicht Kaffee trinken?«
    »Gleich um die Ecke ist ein Café.«
Veras Wangen glühten, ihre Augen strahlten. Sie fühlte sich wohl unter soviel
Mannsvolk und hätte gern auf unser wachsames Auge verzichtet.
    »Kommt nicht in Frage!« Beate drehte
sich zu uns um, die wir unschlüssig standen.
    »Seid klug, Schwestern, laßt euch nicht
verführen! Jetzt sind sie, dem Herrn sei Preis und Dank, endlich auf Bahn acht.
Zwölf gibt es. Was meint ihr wohl, was sie machen, wenn wir Kaffee trinken? Sie
fangen wieder von vorne an. Ich kenn’ doch meinen Floh!«
    »Und ich meinen Christoph!« Julia seufzte.
    Auch mir entrang sich ein Seufzer, denn
Manfred, der sich bisher von Spielen dieser Art ferngehalten, der Minigolf für
kindisch erklärt und spöttisch gelächelt hatte, wenn erwachsene Menschen dieser
Leidenschaft frönten, er hatte sich in sein völliges Gegenteil verkehrt, zielte
so konzentriert, als spiele er Schach, und registrierte mit Wohlgefallen, daß
er so schlecht gar nicht abschnitt.
    »Ich spiele es zum ersten Mal«, so
teilte er jedem mit, der in seine Nähe geriet. »Es ist gar nicht so schwierig.
Man muß nur die Entfernung abschätzen können, eine sichere Hand haben und
natürlich eine gewisse Geschicklichkeit...«
    Sie wußten alle, welche Antwort von
ihnen erwartet wurde, schlugen also pflichtgemäß die Hände über dem Kopf
zusammen, rollten die Augen gen Himmel und riefen mit großem Erstaunen: »Wie,
du spielst es zum ersten Mal? Das ist ja unglaublich. Du bist ein Naturtalent!
Man sollte es nicht für möglich halten...«
    Mit solchen Sammetpfoten

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