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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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jetzt
wieder an eine göttliche Liebe glauben, da sie wahrhaftig christlichen Menschen
begegnet seien, welche bei Kartoffeln und Rotkraut gedarbt, um ihren Gästen den
ganzen wundervollen Weihnachtsbraten zu überlassen. Vater senkte beschämt das
Haupt und öffnete den Mund, um die Sache richtigzustellen. Mutti aber legte den
Arm auf seine Schulter.
    »Ist es nicht schön«, so sprach sie,
»daß wir mit unseren kleinen Kräften etwas von der göttlichen Liebe weitergeben
konnten?«
    Da schwieg er still. Die Soldaten
dagegen sagten, sie würden es ihrer Lebtag nicht vergessen, und wenn sie jetzt
noch eine Bleibe für die Nacht fänden, dann wäre es des Guten fast zuviel.
    Dies fände sie auch, murrte Else.
Muttis Gesicht strahlte weiterhin in weihnachtlicher Milde, nur ihre geröteten
Ohren verrieten, daß sie Schwierigkeiten hatte mit der Erfüllung der Schrift,
insbesondere mit dem Gebot des Apostels Petrus: »Seid gastfrei ohne Murren!« Sie
befolgte zwar, was ihr als Pfarrfrau und Christin geboten war, ließ jedoch
weibliche Klugheit walten, indem sie den beiden Nimmersatten ein Nachtlager im
Gemeindehaus bereitete und so einen beträchtlichen Raum zwischen sie und ihre
älteste Tochter legte. Dann telefonierte sie mit Florian.
    In der Frühe des zweiten
Weihnachtsfeiertages zog dieser die beiden Schlafenden von ihrer Ruhestatt, um
sie zum Frühstück in sein Elternhaus zu geleiten. Ohne ihre verwirrten Blicke
und Fragen zu beachten, setzte er sie dann nach reichlichem Mahl in Bewegung,
dem Ziel ihrer Wanderung entgegen, welches, wie sie erzählt hatten, im
Ruhrgebiet liegen mußte. Als Beate strahlend und schön am Frühstückstisch
erschien, saß dort statt ihrer beiden Verehrer der liebe Florian, verkündete,
daß er die zwei in Trab gesetzt, und blickte gar ungnädig drein, denn er
vermeinte einen Schatten über das Gesicht seiner Freundin huschen zu sehen. Da
trieb er Minnedienst seit Monaten, seit Jahren fast, scheute weder Zeit noch
Mühe, ihr die Welt und seine Liebe zu Füßen zu legen, und was war der Dank?
Kaum kamen irgendwelche Mannsleute daher, schon ließ sie sich bereitwillig von
ihren Blicken fressen und lächelte auch noch dazu. Es kam zu einem Streit, an
dem das ganze Pfarrhaus lebhaften Anteil nahm und sich in zwei Heerlager
spaltete, pro und contra Beate. Ich natürlich schlug mich auf des heimlich
verehrten Florian Seite und tat ihm kund, wie gut ich seinen Zorn verstehen
könne und wie schmerzlich ich ihn bedaure. Im stillen hoffte ich, er möge endlich
seinen Irrtum einsehen und erkennen, daß er die falsche Schwester erwischt und
ihm an meiner Seite ein tieferes Glück winken würde. Aber nachdem die ganze
Familie in heftigen und unweihnachtlichen Streit geraten, nachdem Mutti schon
bedrohlich weit an den Rand einer Gallenkolik geraten und Vater die traurigen
Worte gesprochen: »Wie soll ich über Frieden predigen, wenn es bei uns zu Hause
so zugeht?« — nach diesem allem versöhnten sich die beiden Liebenden plötzlich
und ohne ersichtlichen Grund, stülpten Mützen auf ihre Köpfe und eilten davon,
um in der Einsamkeit des winterlichen Waldes die Versöhnung zu feiern.
    Ja, so war es damals zugegangen, und
auch vor Florians innerem Auge mußte dies alles vorübergezogen sein, im Harz
auf dämmrigem Minigolfplatz, denn er legte liebreich den Arm um sein Eheweib
Beate, drückte sie an sich und sprach: »Du frierst ja, Liebes. Ich wärme dich.«
    »Wo bleibt ihr denn?« rief Vera von den
Bahnen herüber. »Beeilt euch, wir machen noch ein Spielchen!«
    Michael schwang seinen Schläger und
trottete eilig zur ersten Bahn zurück. Stefan und Christoph schlossen sich an,
Arm in Arm. Florian tätschelte seiner Beate noch einmal die Wange und wollte
sich auch von dannen schleichen. Ich aber hielt meinen Manfred eisern fest und
stachelte Schwestern und Schwägerinnen zum Widerstand auf.
    »Haltet sie fest! Laßt sie nicht mehr
spielen!«
    So schleiften wir unsere Ehehälften den
Autos zu. Unsere Neuerwerbung, der Yogi, betätigte sich als Friedensengel. Er wand
der spielwütigen Vera den Schläger aus der Hand und goß Öl auf die erregten
Gemüter.
    »Gehn wir, Leute!« sprach er. »Sonst
sind sie sauer. Ich hab’ Hunger wie ‘n Wolf.«
    Klaus-Peter saß wieder hinten bei uns
im Auto zwischen den beiden Schwestern. Seine Augen leuchteten.
    »Ich bin Zweiter geworden!« sagte er
erst zu Gitti hinüber und dann zu Fränzchen, aber sie hörten seine Worte nicht,
denn ihre Gedanken weilten

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