Sieben Erzaehlungen
seiner schönen und wagemutigen Gattin Maria, der Naturforscher Professor Inghirami und sein Kollege Fusti, bewandert insbesondere in der Kunst der Einbalsamierung. Der leichtlebige, skeptische Gouverneur hatte längst gemerkt, daß die Gattin für Gerol große Sympathie empfand, aber er machte sich darüber keine Gedanken. Er willigte vielmehr gern ein, als Maria ihm vorschlug, den Grafen auf der Jagd nach dem Drachen zu begleiten. Er war nicht im geringsten auf Gerol eifersüchtig, ebenso wenig beneidete er den ihm an Jugend, Schönheit, Kraft, Kühnheit und Reichtum Überlegenen.
Man brach ein wenig nach Mitternacht mit zwei Wagen vor der Stadt auf, im Geleit von acht berittenen Jägern, und erreichte das Dorf Palissano gegen sechs Uhr morgens. Gerol, die schöne Maria und die beiden Naturforscher schliefen, nur Andronico war wach, und er ließ den Wagen vor dem Hause eines alten Bekannten, des Arztes Taddei, halten. Bald darauf erschien der durch einen Kutscher benachrichtigte Doktor verschlafen, die Nachtmütze auf dem Kopfe, an einem Fenster des ersten Stockwerkes. Andronico stellte sich unter das Fenster, begrüßte ihn jovial und erklärte ihm den Zweck der Unternehmung. Er hatte erwartet, daß der andere, sobald er vom Drachen sprechen hörte, lachen würde. Statt dessen schüttelte Taddei mißbilligend den Kopf.
„Wenn ich Ihr wäre, würde ich nicht mitgehen.“ „Warum? Glaubt Ihr, daß nichts daran sei, daß es sich nur um leere Redereien handele?“
„Das weiß ich nicht“, antwortete der Doktor, „ich persönlich glaube, daß der Drache sehr wohl dort sein könnte, aber ich würde mich nicht in die Geschichte einmischen. Es ist eine nichts Gutes versprechende Sache.“
„Nichts Gutes? Wollt Ihr behaupten, daß Ihr dies wirklich glaubt?“
„Ich bin alt, lieber Gouverneur“, entgegnete der andere, „und habe manches gesehen. Kann sein, daß alles Unsinn ist, aber es könnte auch wahr sein. Wenn ich Ihr wäre, würde ich mich heraushalten. Außerdem, hört gut zu, der Weg ist schwer zu finden, überall nur vom Felssturz bedrohte Gebirgspfade, ein Windstoß genügt, um eine Katastrophe auszulösen, und nirgendwo ein Tropfen Wasser. Laßt es sein, Gouverneur, geht lieber dorthin, zur Crocetta (und er zeigte auf einen runden, mit Gras bewachsenen Berg oberhalb des Dorfes), dort gibt es Hasen, so viel Ihr nur wollt.“ Er schwieg einen Augenblick und fügte hinzu: „Ich würde wirklich nicht mitgehen. Einmal habe ich übrigens sagen hören, aber es hat keinen Zweck, Ihr würdet nur lachen ...“
„Warum sollte ich lachen“, rief Andronico aus, „sagt es mir nur, sagt es.“ - „Nun gut, manche sagen, der Drache stoße Rauch aus, dieser Rauch sei giftig, schon wenig wirke tödlich.“ Entgegen seinem Versprechen brach Andronico in fröhliches Gelächter aus:
„Daß Ihr rückschrittlich seid, habe ich schon immer gewußt, wunderlich und rückschrittlich. Aber diesmal geht Ihr zu weit. Ihr gehört ins Mittelalter, mein lieber Taddei. Auf Wiedersehen heute Abend, und mit dem Kopfe des Drachen!“
Er machte ein Zeichen des Grußes, stieg wieder in den Wagen ein und gab Befehl abzufahren. Giosue Longe, der der Schar der Jäger angehörte und den Weg kannte, setzte sich an die Spitze des Zuges.
„Was hatte der Alte den Kopf zu schütteln“, fragte die schöne Maria, die in der Zwischenzeit aufgewacht war.
„Nichts“, antwortete Andronico, „das war der gute Taddei, welcher nebenher auch den Tierarzt spielt. Wir unterhielten uns über die Maul- und Klauenseuche“
„Und der Drache?“ fragte Graf Gero, der ihnen gegenüber saß. „Hast Du ihn gefragt, ob er etwas über den Drachen weiß?“
„Nein, um die Wahrheit zu sagen“, antwortete der Gouverneur. „Ich wollte nicht, daß er hinter mir her lache. Ich habe ihm gesagt, daß wir hier heraufgekommen sind, um ein wenig zu jagen, etwas anderes habe ich ihm nicht gesagt.“
Als die Sonne aufging, verschwand die Schläfrigkeit der Reisenden, die Pferde beschleunigten den Schritt, und die Kutscher trällerten vor sich hin.
„Taddei war unser Hausarzt. Einstmals - erzählte der Gouverneur - hatte er einen großen Patientenkreis. Eines schönes Tages, ich weiß nicht wegen welcher Liebesent-täuschung, hat er sich aufs Land zurückgezogen. Dann muß ihm ein anderes Unglück passiert sein, und er hat sich hier hinauf verkrochen. Noch ein anderes Unglück, und wer weiß, wo er enden wird. Auch er wird dann eine Art von Drachen
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