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Sieben Erzaehlungen

Titel: Sieben Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Buzzati
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geworden sein.“
    „Was für Dummheiten!“ sagte Maria etwas gelangweilt. „Immer dieser Drache, diese Musik wird allmählich lästig, Ihr habt von nichts anderem gesprochen, seit wir aufgebrochen sind.“
    „Aber Du bist es doch, die mitkommen wollte“, gab mit sanfter Ironie der Gatte zurück. „Und wie konntest Du unser Gespräch hören, da Du doch ununterbrochen geschlafen hast? Oder hast Du vielleicht nur so getan?“ Maria antwortete nicht und schaute unruhig aus dem Fenster. Sie betrachtete die Berge, die immer höher, steiler und rauher wurden. Zum Talabschluß hin hatte man einen Durchblick auf eine chaotische Reihe von zumeist kegelförmigen Gipfeln, nackt, ohne Busch und Gras, gelblich getönt, von einer Einsamkeit ohnegleichen. Gegeißelt von der Sonne, leuchteten sie in starrem, stärkstem Lichte.
    Es war etwa neun Uhr, als die Wagen anhielten, da die Straße endete. Die Jäger stiegen von den Pferden und sahen, daß sie sich nunmehr im Herzen dieses unheilvollen Gebirges befanden. Von nah gesehen, schien es aus nassen, bröcklichen Felsen, fast wie Erde, zu bestehen, ein einziger Felssturz vom Gipfel bis zum Grunde.
    „Hier ist es, hier beginnt der Pfad“, sagte Longo, auf eine Spur menschlicher Schritte hinweisend, die zur Mündung eines kleinen Tales hinaufführte. Von hier aufsteigend, erreichte man in drei Viertelstunden den Burel, wo der Drache gesehen wurde.
    „Habt Ihr Wasser mitgenommen?“ fragte Andronico die Jäger.
    „Vier Flaschen Wasser und außerdem zwei Flaschen Wein“, antwortete einer der Jäger. „Das ist genug, glaube ich.“ Merkwürdig, jetzt, weit von der Stadt, eingeschlossen von
    den Bergen, begann der Gedanke eines Drachen ihnen weniger unsinnig vorzukommen. Die Reisenden schauten umher. Nichts Beruhigendes bot sich den Blicken. Gelbliche Kämme, auf denen nie eine menschliche Seele gewesen war, auf beiden Seiten sich öffnende Talschluchten, deren Windungen sich den Blicken verbargen, eine Landschaft unendlicher Verlassenheit.
    Sie machten sich schweigend auf den Weg. An der Spitze die Jäger mit Flinten, den Feldschlangen und den übrigen Jagdgeräten, dann kam Maria, am Ende die beiden Naturforscher. Zum Glück lag der Pfad noch im Schatten. Inmitten des gelben Gesteins wäre die Sonne eine Qual gewesen.
    Auch das Tal, das zum Burel führte, war eng und gewunden, kein Bach floß im Grunde, an den Seiten gab es nicht Pflanzen, nicht Gras, nur Felsen und Geröll. Kein Gesang der Vögel oder des Wassers, nur hin und wieder Kieselgeklirr.
    Während die Schar so weiterzog, wurde unter ihnen auf einmal ein junger Mann sichtbar, der schneller als sie ging und eine tote Ziege auf der Schulter trug. „Der da geht zum Drachen“, sagte Longo, und er sagte es mit der größten Natürlichkeit, ohne jeden Anflug von Scherz. Die Leute von Palissano, erklärte er, seien überaus abergläubisch und schickten jeden Tag eine Ziege zum Burel, um die Launen des Ungeheuers zu beschwichtigen. Das Opfer werde abwechselnd von den Jünglingen des Dorfes überbracht. Wehe, wenn das ungetüm seine Stimme hören ließe. Dann würde ein unglück geschehen.
    „Und der Drache frißt jeden Tag die Ziege auf?“ fragte scherzend der Graf.
    „Am nächsten Morgen findet man nichts mehr, das ist sicher.“
    „Nicht einmal die Knochen?“ „Aber nein, nicht einmal die Knochen. Er schleppt sie weg und verzehrt sie im Innern der Höhle.“
    „Und es könnte nicht sein, daß irgendein Dorfbewohner sie ißt?“ fragte der Gouverneur, „Den Weg kennen alle. Hat man jemals wirklich gesehen, daß der Drache die Ziege wegschleppt?“
    „Das weiß ich nicht, Exzellenz“, antwortete der Jäger.
    Der Jüngling mit der Ziege hatte sie mittlerweile eingeholt.
    „Sag mal, junger Mann!“ redete der Graf ihn in seinem autoritären Tone an, „was willst Du für die Ziege haben?“ „Ich kann sie nicht verkaufen, Herr“, antwortete der. „Nicht einmal für zehn Scudi?“
    „Ah, für zehn Scudi ...“, willigte der Jüngling ein, „das bedeutet, daß ich mir eine andere holen werde.“ Und er legte das Tier auf die Erde.
    Andronico fragte den Grafen: „Was willst Du mit der Ziege anfangen? Du willst sie doch wohl nicht essen?“
    „Du wirst schon sehen, wozu sie mir dient“, sagte der Graf ausweichend.
    Die Ziege wurde auf die Schulter eines Jägers genommen, der Bursche aus Palissano stieg im Laufschritt wieder zu seinem Dorfe ab, und die Schar machte sich von neuem auf den Weg.
    In knapp einer

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