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Sieben Erzaehlungen

Titel: Sieben Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Buzzati
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schrie höhnisch einer der Jäger, die über den Eingang der Höhle geklettert waren. Und er schleuderte einen Stein auf das häßliche Tier herab.
    Der Stein fiel senkrecht herab und erreichte genau den Schädel des Drachen. Man hörte deutlich ein dumpfes toc wie von einem Kürbis. Maria überkam eine Anwandlung von Ekel.
    Der Schlag war kraftvoll, doch unzulänglich. Nachdem es einen Augenblick unbeweglich, wie betäubt, verweilt hatte, begann das Reptil Hals und Kopf nach links und rechts hin und her zu bewegen, in einer Gebärde des Schmerzes. Die Kiefern öffneten und schlossen sich mehrmals, zwischen ihnen wurde ein Kamm spitzer Zähne sichtbar, doch kein Laut drang aus dem Rachen. Dann bewegte sich der Drache den Kieshügel hinauf in Richtung auf die Ziege.
    „Dir hat man einen Dickschädel gegeben, wie?“ lachte Graf Gerol, der plötzlich seine Reserviertheit verloren hatte. Er schien erfüllt von freudiger Aufregung, wie im Vorgenuß des Gemetzels.
    Ein Schuß aus der Feldschlange, abgeschossen aus einer Entfernung von etwa dreißig Metern, verfehlte das Ziel. Die Detonation zerriß die stagnierende Luft und wurde in traurigem Gedonnere von den Felsmauern zurückgeworfen, von denen unzählige kleine Felslawinen herniederzurieseln begannen.
    Fast sogleich wurde die zweite Feldschlange abgefeuert. Das Geschoß erreichte das Ungeheuer an einer Hinterpfote, aus der sofort ein Blutstrom hervorsprudelte. „Sieh, wie er tanzt!“ rief Maria aus, auch sie gepackt von dem grausamen Schauspiel. In der Qual der Wunde hatte dasTier tatsächlich begonnen, sich zuckend um sich selbst zu drehen, in bejammernswertem Kummer. Die zerfetzte Pfote baumelte hinter ihm her und hinterließ auf dem Kies die Spur feuchter Schwärze.
    Endlich gelang es dem Reptil, die Ziege zu erreichen und mit den Zähnen zu packen. Es war im Begriff, den Rückweg anzutreten, als der Graf, um den eigenen Mut zur Schau zu stellen, sich ihm auf fast zwei Meter näherte und das Gewehr auf seinen Kopf abfeuerte.
    Eine Art von Zischen kam aus dem Schlund des Untieres. Es hatte den Anschein, als ob es versuche, sich zu beherrschen, die Wut zu überwinden, nicht die ganze Kraft der Stimme, die es im Körper hatte, zu zeigen, wie wenn ein den Menschen unbekannter Grund es bewege, Geduld zu zeigen. Die Gewehrkugel war ihm ins Auge gedrungen. Gerol, der nach dem Schuß zurückgelaufen war, erwartete, daß der Drache tot zu Boden stürze. Aber der Drache war nicht tot, sein Leben schien unauslöschbar wie Feuer von Pech. Mit der Bleikugel im Auge schluckte das Reptil gemächlich die Ziege herunter, und man sah, wie der Hals sich allmählich beim Hinuntergleiten des Riesenbisses wie Gummi ausdehnte. Dann zog es sich auf die felsige Ausgangsbasis zurück und begann, seitlich von der Höhle die Wand hinaufzuklettern. Es kam, gierig die Rettung suchend, mit großer Mühe höher, oft brachten die Pfoten die Erde unter ihm zum Einsturz. Hoch oben krümmte sich ein klarer, blasser Himmel, die Sonne trocknete im Nu die Blutspuren.
    „Wie ein Mistkäfer im Waschbecken“, sagte mit leiser
    Stimme der Gouverneur Andronico, mit sich selbst sprechend.
    „Was sagst Du?“ fragte ihn die Gattin.
    „Nichts, nichts.“
    „Warum eigentlich zieht er sich nicht in seine Höhle zurück?“ gab Professor Inghirami zu bedenken, in klarer Würdigung aller wissenschaftlichen Aspekte der Szene. „Er hat Furcht, dort eingesperrt zu bleiben“, half ihm Fusti. „Ach was, er dürfte völlig betäubt sein. Und wie kannst Du glauben, daß er derartiger Überlegungen überhaupt fähig wäre? Ein Ceratosaurus ...“
    „Das ist kein Ceratosaurus“, widersprach Fusti. „von dem habe ich mehrere Exemplare für Museen restauriert, aber die sind anders. Wo sind die Schwanzstacheln?“
    „Er verbirgt sie“, erwiderte Andronico. „Schau, wie aufgeschwollen der Unterleib ist. Der Schwanz rollt sich unter ihm zusammen, und man kann ihn nicht sehen.“ Während sie sich unterhielten, lief einer der Jäger, jener, der den zweiten Kanonenschuß abgefeuert hatte, zur Terrasse, auf der Andronico stand, offensichtlich in der Absicht wegzugehen.
    „Wohin gehst Du, wohin gehst Du?“ schrie Gerol ihn an. „Bleib auf Deinem Posten, bis wir fertig sind.“
    „Ich gehe“, sagte der Jäger mit fester Stimme. „Diese Sache gefällt mir nicht. Das ist keine Jagd für mich.“
    „Was willst Du damit sagen? Du hast Angst. Willst Du das sagen?“
    „Nein, Herr, ich habe keine

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