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Sieben in einem Auto

Sieben in einem Auto

Titel: Sieben in einem Auto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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kann ich doch gar nicht!“
    „Och, probier’s nur, vielleicht geht es irgendwie, wenn du dabei singst oder ein Gedicht aufsagst.“
    „O nein, mein Vater“, jammerte Conny, „das gelingt mir nie und nimmer! Uhuhuhu, ich bin ja so unglücklich! Morgen muß ich sterben, und dabei bin ich erst achtzehn Jahre alt und wollte doch noch so gern Großmutter werden! Uhuhuhuhu!“
    „Weint die richtig?“ fragte Jan von seinem Steinblock aus.
    „Quatsch“, sagte Christine, „die muß nur so tun, weil sie morgen vielleicht geköpft wird und dazu hat sie keine Lust.“
    „Tut das denn weh?“ fragte Jan.
    „Na klar, bis du richtig tot bist, bestimmt!“
    „Dann soll der doofe König sie nicht köpfen, soll er sie lieber totschießen, das tut nicht weh. Peng! fällt sie um und bleibt liegen!“
    „Ruhig, Jan“, rief Conny, „es geht weiter! So, hier ist das Schloß. Ich komm jetzt an, und der König bringt mich in seine Strohkammer.“
    Sascha schlüpfte wieder in die Königsrolle.
    „Ah, Müllerstochter, da bist du ja“, sagte er, indem er Conny in die Wange kniff. „Bist ja ein artiges Maidli! Komm, setz dich hier hinter das Spinnrad und spinne alles Stroh zu Gold, dann sollst du auch meine liebe Frau werden. Kannst du es aber nicht“, hier verstellte er seine Stimme und kreischte laut und schrill, „dann kommst du morgen an den Galgen!“ Nach dieser fürchterlichen Drohung rieb König Sascha seine Hände und trat zur Seite. Conny aber, die Müllerstochter, setzte sich auf die unterste Stufe der Steintreppe, neben Jan, und begann zu plärren und zu schniefen. Jan stieß ihr den Finger in die Seite.
    „Bringst du mich jetzt zur Welt?“ fragte er.
    „Nein, du Döskopp, erst wenn ich dreimal das Stroh zu Gold gesponnen hab! Paß auf, jetzt kommt der Zwerg!“ Schon hüpfte Sascha als Rumpelstilzchen herbei, tanzte auf einem Bein, drehte sich im Kreis und klatschte in die Hände. Als er die weinende Müllerstochter erblickte, stutzte er, hielt den Kopf schief und kam sodann auf Zehenspitzen näher.
    „Warum weinst du, schöne Müllerin?“ fragte er.
    „Weil ich sterben muß, du lieber, guter Zwerg“, schluchzte Conny. „Heute abend, wenn die Sonne untergeht, läßt der König mich auf dem Scheiterhaufen verbrennen, und nur, weil ich das dumme Stroh hier nicht zu Gold spinnen kann!“
    Der Zwerg Sascha rieb sich das Kinn, stapfte mitten in das Stroh hinein, prüfte die Dicke und Länge der Halme, machte dann eine wegwerfende Handbewegung und sagte: „Schlechtes Stroh ist das, kein Halm ist so lang wie der andere. Daraus kann man nur ganz billiges Gold hersteilen. Aber naja, Gold ist Gold. Was gibst du mir, wenn ich es dir spinne?“
    „Du kannst Stroh zu Gold spinnen?“ fragte Conny freudig erstaunt. „Zu richtigem Gold?“
    Sascha winkte ab.
    „Kleinigkeit! Ich kann auch Ohrensausen in Milchsuppe verwandeln und Sonnenuntergänge in Marmelade. Aus Zahnschmerzen mache ich Marzipan und aus Frostbeulen Nußschokolade. Das sind doch alles nur kleine Fische für mich.“
    Der ungeborene Jan sprang auf und tippte sich an die Stirn. „Schokolade ist doch kein Fisch, Mensch!“ rief er. „Du machst aber einen Quatsch!“
    „Also was gibst du mir?“ fuhr Zwerg Sascha fort, ohne sich durch Jans Zwischenruf von seinem Text abbringen zu lassen. „Ganz umsonst kannst du die Goldspinnerei nicht haben.“
    Die Müllerstochter wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und setzte ein zaghaftes Lächeln auf.
    „Was soll ich dir groß geben, wenn du doch alles selbst herbeizaubern kannst?“ fragte sie. „Bist du mit diesem Ring hier zufrieden? Er besteht aus reinem Blech und hat einen echten Stein aus Glas.“
    „Zeig mal her!“ forderte der Zwerg. „Ja, der paßt noch gut in meine Sammlung. Setz dich da zu deinem zukünftigen Kind und mach die Augen zu, dann will ich ans Werk gehen.“
    „Oh, du guter Zwerg, du“, jauchzte Conny, „das wird der Himmel dir danken!“
    Sascha hockte sich hin und fing gewaltig an zu spinnen. Dabei deklamierte er:
     
    „Surre, surre, Rädchen,
    spinn ein goldnes Fädchen“,
     
    und in Ergänzung des Verses:
     
    „surre, surre, Rad,
    Weißgold, lang und platt.
    Mach die Müllerstochter froh,
    werde Gold, du dummes Stroh!
     
    So“, rief er dann, „das wäre geschafft, die ganze Bude ist voll Gold! Mach’s gut, Müllerstochter. Und wenn du mal wieder in Not sein solltest: Anruf genügt! Ich empfehle mich zu Einkaufspreisen. Gehab dich wohl und ruhe sanft!“ Conny

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